Bei Claudia Plachetka und Bettina Elsäßer klingelt die Kasse wie verrückt. Die zwei Frauen am Eingang zur Galeria Kaufhof können bereits gegen 11 Uhr erahnen, was der Samstag der Samstage im Weihnachtsgeschäft bringen könnte: Das Adventswochenende nach dem Zahltag am Montag gilt als der umsatzstärkste. Und das schlägt sich auch in den Sammelbüchsen für die Staffel Nördlicher Schwarzwald des Bundesverbands der Rettungshunde nieder.
Eine Menschentraube in der Schmuckabteilung, Kauf-Such-Verkehr bei Geschirr und Handtüchern und ein Mann, der kleine rote Schokoladennikoläuse einpackt, als hätte er einen Kindergarten zu versorgen, lassen zu Beginn des Tages auch in der Galeria nichts zu wünschen übrig.
Sekt und Prozente
Das Kaufhaus der Stadt und mit ihm zahlreiche kleinere Einzelhändler überlassen allerdings auch nichts dem Zufall an diesem Adventssamstag. Prozente hier, ein Gläschen Sekt dort oder wie in den Schmuckwelten ein „Weihnachtsengel“, der zwar Mühe hat seine Prospekte an Mann und Frau zu bringen, es aber gut versteht große und kleine Passanten von den Unterhaltungsangeboten im Umfeld der Preziosen zu überzeugen.
Der kleinen Maya aus Niefern steht der Erfolg von Engel Sina Schäfer im Gesicht. Mit einem um die Augen geschminkten „Rentier“ als Zugabe zum Weihnachtsbummel mit Oma Heike Butschkow hat die Sechsjährige nicht gerechnet. Dass auch Opa mehr fürs Spielerische als für Uhren und Schmuck zu haben ist, zeigt sich an der Modelleisenbahn, die dort aufgebaut ist.
Dem Verkauf von Uhren und Schmuck tut dies keinen Abbruch. Das Verkaufspersonal hat augenscheinlich gut zu tun. Das zeigt sich auch im Obergeschoss bei der Deutschen Schmuck und Uhren. „Jeder Dritte“ verlässt die Verkaufsausstellung der Schmuckindustrie „mit einem Päckchen in der Hand“, sagt eine Beraterin.
Es wird bewusster ausgewählt.Nora Hahn, Kinderglück
Eher nicht dabei sind die berühmten Männergeschenke. „Die werden während der Woche nach der Arbeit gekauft“, beobachtet die Frau. Stattdessen steigern Brautleute das Weihnachtsgeschäft. Sie studieren Eheringe, während viele, die das Standesamt längst hinter sich haben, gemeinsam Geschenke suchen.
Spürbar werden die allgemeinen Verwerfungen von Corona bis Krieg und Inflation bei den Kaufentscheidungen, findet Nora Hahn im Kinderglück an der Zerrennerstraße. „Es wird bewusster ausgewählt.“ Beim nachweihnachtlichen Umtausch wird sich weisen, ob es geklappt hat.
Eher auf der sicheren Seite ist das Spielwarengeschäft in preislicher Hinsicht. „Bei kleinen Kindern wird nicht gespart“, erzählt Hahn. Und davon scheint es in der Region mehr zu geben denn je, wie sie an den Geburtskarten bemerkt. Sie habe in ihrem ganzen Berufsleben noch nie so viele nachbestellt wie in diesem Jahr.
Gastronomie ist gefragt
Guten Umsatz kann trotz der vielen Angebote auf den beiden Weihnachtsmärkten auch die Gastronomie verbuchen. Das sorgt um die Mittagszeit kurzzeitig für einen leichten Rückgang des Besucherstroms in der Fußgängerzone, aber nicht für weniger Gäste in der Stadt.
Die Bilanz zum zweiten Adventssamstag folgt ohnehin anderen Kriterien als der sichtbaren Frequenz. So fällt ganztägig auf, dass sich Anbieter von Mode eher schwer tun in diesem emsigen Suchen nach einer überzeugenden Gabe.
Jeden Tag ein Adventskalendertürchen für die Kunden
Auch in der Dillsteiner Straße bewegt sich eher wenig – hat dort aber womöglich mit der Kundengruppe zu tun. Darauf verweist zumindest die Weihnachtsaktion, die sich die Einzelhändler in dem Quartier haben einfallen lassen. Sie öffnen an einem gemeinsamen Adventskalender jeden Tag ein Türchen mit Angeboten.
Auch Bio-Imker Axel Kull aus Bad Wildbad könnte sich mehr Nachfrage gut vorstellen. Er bietet seine Produkte im wenig frequentierten hinteren Teil des Schmuckwelten-Obergeschosses an.
Kull weiß trotzdem ganz genau, dass etwas geht in der Stadt. Er hat den Geldautomaten vor der Tür zur Poststraße hin im Blick. Dort herrscht ab 9 Uhr Hochbetrieb.
Nicht nur bei der Chefin der Arkaden in den Schmuckwelten, Filomena Quotadamo-Ries, ist Stunden später manches von dem gezogenen Geld in der Kasse. „Wir haben in allen Preislagen verkauft“, bilanziert sie gegen 18 Uhr. „Die Frequenz war gut, die Kaufkraft auch.“ Die Einzelhändlerin ist „zufrieden“.
Pforzheim-Papier mit Schleifchen
Kinderangebote gehen übrigens auch im Modebereich gut über die Ladentische. Das zeigen allein schon die Taschen von Jimmy Vo.
Der 43-Jährige aus Birkenfeld hat zwei Kinder und zahlreiche Nichten und Neffen zu bedenken. Bereits um die Mittagszeit legt er Pullover, Jacken und anderes auf die Theke beim Einpackservice am Leopoldplatz, mit dem Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) das Advents-Shopping unterstützt.
Vo freut sich nicht als einziger über das weihnachtliche Pforzheim-Papier mit Schleifchen. Bis zum Abend hat Debora Weber vom WSP etliche Päckchen gepackt und frohe Weihnachten gewünscht. Ihr zur Seite steht Michael Hertel und blickt höchst zufrieden auf den dichten Strom an Menschen, der sich ab dem mittleren Nachmittag in die Fußgängerzone ergießt. Der Citymanager sieht nicht nur viele Familien mit Kindern, er sieht auch gut gefüllt Einkaufstüten.