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Polizei-Training

Pöbelnder Eltern-Taxi-Fahrer bei „Sicherer Schulweg“-Aktion in Pforzheim

Mit einem pöbelnden Vater sieht sich die Pforzheimer Polizei bei einer Präventionsaktion zum sicheren Schulweg konfrontiert. Grundschüler zeigen derweil, dass sich der „Fußgängerführerschein“ lohnt.

Zu Fuß und in der frischen Luft: Schülerinnen und Schüler haben laut Polizei mehr vom Tag, wenn sie nicht mit dem Auto direkt vor die Schultür gefahren werden
Zu Fuß und in der frischen Luft: Schülerinnen und Schüler haben laut Polizei mehr vom Tag, wenn sie nicht mit dem Auto direkt vor die Schultür gefahren werden Foto: Peter Gercke picture alliance/dpa

Ein geschenkter Bleistift macht den Unterschied bei den vielen Grundschülern an der Nordstadtschule, die es am Dienstag mit der Polizei zu tun hatten. Er war der symbolische „Schulterklopfer“ für jene, die zu Fuß zum Unterricht kamen. „Prima“, hieß die Botschaft von Andreas Stäble und seinen acht Kolleginnen und Kollegen: „Alles richtig gemacht.“

Die Anhalten-Kuss-Raus-Partie, die zwischen 7.15 und 7.45 Uhr im Umfeld der Brettener Straße stoppte, kann das nicht von sich behaupten. Für Mütter, Väter und andere Fahrer, die mit ihrem privaten Schultaxi zu der Rush Hour, „zu dem überwältigenden Verkehrsgeschehen“ beitragen, wie Stäble sagt, hat das Team des Referatsleiters Prävention im Polizeipräsidium Nordschwarzwald ein ganz besonderes Angebot. Es bittet zum Gespräch.

Eltern trauen ihren Kindern einfach nicht zu, allein in die Schule zu gehen.
Andreas Stäble, Präventionsleiter der Polizei

Aufgerufen wird ein Thema der Angst. Davon ist Stäble überzeugt. Die Leute erzählten zwar von der Fahrt ins Geschäft, zum Arzt oder zum Einkaufen, die ohnehin angestanden habe. „Aber es ist offensichtlich, dass Eltern ihren Kindern einfach nicht zutrauen, allein in die Schule zu gehen.“ Anstatt sich mit Klassenkameraden in der frischen Luft zu bewegen und dabei eigenständig die Welt zu entdecken, sitzt der Nachwuchs behütet im Auto, zählt der Präventionsleiter die Nachteile auf.

„Vergangenes Jahr gab es 18 Unfälle mit Kinderbeteiligung – sieben davon waren Schulwegunfälle“, machten die Polizisten bei der morgendlichen Aktion deutlich, dass auch auf der Faktenebene einiges für mehr Selbstständigkeit im Straßenverkehr spricht. Das wird insbesondere deutlich, wenn sie die Zahlen ins Verhältnis zu den aktuell 4.700 Grundschülern in Pforzheim und 7.200 im Enzkreis bringen.

Kita ist der Ort für den „Fußgängerführerschein“

Aber natürlich ist jeder Unfall zu viel. Die hiesige Polizei setzt deshalb auf den „Fußgängerführerschein“, den schon Kindergartenkinder machen können. Das Angebot hänge allerdings davon ab, ob die Polizei über Telefon (0 72 31) 1 88 12 01 dazu eingeladen wird.

Dass die Tipps für mehr Sicherheit im Straßenverkehr ankommen bei den Kleinen, erleben die Polizisten am Dienstag unmittelbar bei ihren zwei stationären Auftritten in der Karolinger Straße sowie der zweiten „Drop-off-Zone“, der Ausladestation Ecke Brettener Straße/Normannenweg. Die meisten Kinder waren trotz Zeitdruck gut unterwegs, so Stäble, und viele hätten gezeigt, dass sie sich an Kindergartenstunden zum Verhalten auf Zebrastreifen, an Ampeln und zwischen zwei Autos erinnern.

Polizisten angepöbelt

Von nicht wenigen Erziehungsberechtigten in ihren Autos lässt sich ebenfalls behaupten, dass sie wissen, was sie tun. Viele seien weitergefahren, als sie die uniformierten Polizeistreifen sahen.

Fußstreifen sind bei der Nordstadtschule sowie bei weiteren Präventionsaktionen in Schömberg, Calw und Freudenstadt auf findige Schulchauffeure eingestellt. Die Spitzenleistung diesbezüglich, legte in Pforzheim laut Stäble ein Mann hin, der seinen SUV offen und mit laufendem Motor quer zu drei Garagen abstellte, ausstieg und sein Kind über 50 Meter zur Schule geleitete.

Der Mann sei knapp an einer Strafanzeige wegen Falschparkens vorbei geschrammt. Anstatt Einsicht zu zeigen, habe er einen langjährigen Verkehrserzieher angepöbelt, dass dieser sich nicht dafür zu interessieren habe, wie er sein Kind zur Schule bringe.

Demnächst gibt es Schulbustraining

„Ziel ist, dass auch Grundschüler den Schulweg sicher alleine bewältigen“, stellt Stäble solchen Einschätzungen entgegen. Er hat dabei auch Jungen und Mädchen, mithin Jugendliche im Blick, die mit Ohrstöpseln und starrem Blick aufs Mobiltelefon in Richtung Nordstadtschule gehen. Aber die sind nicht Thema an diesem Morgen.

Für die vielen Fünftklässler, die seit dieser Woche in eine neue Schule gehen und dabei auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, gibt es demnächst gesondert ein Schulbustraining.

Konkret geht es bei dem Präventionsangebot um Drängeln, Sachbeschädigung, Notfallhammer oder Über-die-Straße-rennen. Die Sache mit dem Handy auf dem Schulweg könnte auch ein Thema sein.

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