Skip to main content

Lange Autokorsos in der Nacht

Sieg im EM-Finale: So ausgelassen feierten die Italien-Fans in Pforzheim

Die Stimmung am Sonntagabend in der Pforzheimer Innenstadt war nach dem Sieg der italienischen Mannschaft gegen die Engländer heißer als der Vesuv: Zahllose Fans der „Squadra Azzurra“ kamen zu Fuß oder im Auto auf den Innenstadtring, um lautstark hupend ihrer Freude Ausdruck zu geben. 

Grinst im Kreis: Vincenzo Urso freut sich nach dem Sieg der italienischen Mannschaft nach dem Elfmeterschießen.
Grinst im Kreis: Vincenzo Urso freut sich nach dem Sieg der italienischen Mannschaft nach dem Elfmeterschießen. Foto: Björn Fix

Mit Nationalfahnen in allen Variationen, kleinen Fähnchen an den Fensterscheiben oder riesigen Fahnen in Übergröße suchte sich der Fußballfan-Wurm seinen Weg durch Pforzheim. Grün-weiß-rot geschminkte Mädchen säumten den Weg des italientischen Autokorsos, fußballverrückte Jungs und gestandene Männer zeigten stolz die unterschiedlichen Trikos ihrer blauen Jungs. Den ganzen Abend fieberten die italienischen Anhänger an den unterschiedlichsten Orten auf den Sieg der Europameisterschaft hin.

Traditionsgemäß hatte eine Pizzeria am Fuße des Schlossbergs eine große italienische Fahre gehisst und einen überdimensionalen silbernen Pokal bereitgestellt. Ganze Familien waren unterwegs, die Kleinsten kurz vor dem Elfmeterschießen auf Papas Arm kurz vor dem Einschlafen, die etwas größeren standen begeistert auf den Bänken.

Mitfiebernd und wild gestikulierend saßen die Fans aufgeregt vor den aufgestellten Monitoren und verfolgten das Endspiel, welches mit italienischer Moderation übertragen wurde. Beim Tortreffer zum Ausgleich gab es dann kein Halten mehr, ein besonders involvierter Fans riss seine Arme hoch und es war ihm in diesem Moment egal, dass er eigentlich ein Bier in der Hand hatte. Und auch den Nebensitzern war angesichts der neuen Hoffnung auf den Sieg die spontane Bierdusche gleichgültig.

Entspannt sind die meisten noch, als es mit 1:1 in die Verlängerung geht, bei Beginn der letzten 15 Minuten wird die Stimmung aber etwas unruhiger. „Mein Puls ist auf 200“, scherzt eine junge Italienerin, knetet nervös ihre Fahne und beißt kurz von ihrer Pizza ab, die aber schon längst zur Nebensache geworden ist. Beim Elfmeterschießen ist es dann vorbei mit dem besten Nervenkostüm: Während die einen mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm starrten, halten sich wieder andere die Hände vor das Gesicht und lugen nur noch zwischen den gespreizten Fingern hindurch. Wie eine Erlösung kommt dann der letzte Torschuß, der die Italiener zu Europameistern macht – und alle liegen sich freudig in den Armen.

Italien Europameister: Ein Traum geht in Erfüllung

Nachdem die italienischen Fans 53 Jahre auf einen Sieg ihrer Mannschaft warten mussten, ging dieser Traum für sie am Sonntagabend in Erfüllung. Singend und jubelnd erweckten die Fußballanhänger das verschlafene Pforzheim, nicht immer zur Freude der Anwohner.

Ein Herr im Trainingsanzug steht in Höhe der Leopoldstraße am Straßenrand und schaut verschlafen auf den Trubel: „Ich gönne ja allen Fußballfreunden ihren Spaß. Ich frage mich nur, warum ein solches Endspiel nicht an einem Samstagabend ausgetragen wird, dann könnte man am nächsten Tag ausschlafen“, meint er – und weist etwas mürrisch darauf hin, dass sein Wecker ihn am nächsten Morgen aus dem viel zu kurzen Schlaf reißen wird.

In seltenen Fällen griff die Polizei ein. So mussten beispielsweise die Fans von der Ladefläche eines kleinen Transporters absteigen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang