Immer wieder geben sich Betrüger als Polizisten aus, um Geld und Wertgegenstände zu erbeuten. Gerade ältere Menschen sind von diesen Machenschaften betroffen. Sie werden gezielt ausgesucht, „weil es eine Generation von Senioren ist, die einen großen Respekt vor dem Amt des Polizeibeamten haben“, weiß Pressesprecher Jörg Lauenroth vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg.
Auch deshalb will man gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Pforzheim für dieses Thema sensibilisieren.Bereits im September haben Dreharbeiten für eine neue Kampagne stattgefunden, die jetzt an die Öffentlichkeit geht. Gedreht wurde teils direkt im Präsidium, teils in Neulingen/Göbrichen. „Wir wollen aufklären“, betont Dirk Wagner, Pressesprecher des Pforzheimer Präsidiums.
Schon im Umfeld der Dreharbeiten hatte es nämlich viele betrügerische Anrufe in der Region gegeben, bei denen sich ein gewisser Heiko Moos vom Raubdezernat gemeldet hat. In dem Fall hat die Polizei den Betrüger allerdings festnehmen können.
Täter setzen Opfer unter psychischen Druck
Bei ihm hat man damals eine Liste mit Namen von potenziellen Opfern gefunden. Ein übliches Vorgehen bei solchen Betrügereien, erklärt Lauenroth. „Sie suchen in Telefonbüchern nach alten deutschen Namen und rufen die Leute dann an.“ Als Polizeibeamte getarnt erzählen sie ihnen etwas von Einbrechern, die sie erwischt hätten– leider jedoch nicht alle –, von einer Liste, auf der auch der Name des Angerufenen steht. „Sie müssen damit rechnen, dass bei Ihnen in den nächsten Tagen eingebrochen wird und Sie all ihr Hab und Gut verlieren werden“, erklären sie ihren Opfern dann.
Die Polizei kommt niemals vorbei und holt irgendwelche Gegenstände zur Aufbewahrung ab.Jörg Lauenroth, Pressesprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg
„Das ist sehr klug aufgebaut“, räumt Lauenroth ein. Gerade der psychische Druck werde für die Opfer irgendwann zu groß. Sie sind verunsichert und lassen sich am Ende doch überzeugen, dass die Polizei besser vorbeikommt und die persönlichen Wertgegenstände und das gesamte Geld in Verwahrung nimmt, bevor es gestohlen wird.
„Genau das ist aber der Trugschluss“, warnt Lauenroth. „Die Polizei kommt niemals vorbei und holt irgendwelche Gegenstände zur Aufbewahrung ab.“ Und würde eine solche Gefahrenlage tatsächlich bestehen, gibt Wagner zu bedenken, „dann rufen wir nicht an und teilen das mit, dann sind wir vor Ort präsent“.
Aufklärung aus Perspektive eines potentiellen Opfers
Insofern will auch diese Kampagne einen anderen Weg gehen und die Geschichte aus der Perspektive eines potenziellen Opfers erzählen, denn natürlich bleibt am Ende eines gelungenen Betrugs immer die Frage: Wie konnte das nur passieren? Wieso haben die Betroffenen nicht einfach mal bei der Polizei angerufen und nachgefragt?
Mit der Kampagne will man ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger allerdings bewusst nicht zu Opfern stilisieren, sondern erzählt die dreiste Vorgehensweise der Betrüger vielmehr aus der Perspektive eines Senioren, der sich erfolgreich zur Wehr gesetzt hat.
„Es wird einen Rentner geben, der in Gedanken alles noch einmal durchspielt“, erklärt Wagner. Und jedes Mal, wenn sich in seinem Kopf ein Gedanke manifestiert, meldet sich die Polizei zu Wort und ordnet das ein.
Die Betrüger sind nämlich gut organisiert und wissen genau, wie sie Menschen dazu verleiten, Dinge zu tun, die sie mit normalem Menschenverstand wahrscheinlich niemals tun würden.Jörg Lauenroth, Pressesprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg
„Es gibt verschiedene Situationen, in denen wir so zeigen können, was die Täter machen, und wir lösen das dann auf.“ Das letzte Wort wird dabei immer das vermeintliche Opfer haben, das direkt in die Kamera spricht, so Wagner.
Letztlich wolle man mit dieser persönlichen Ansprache versuchen, die Strukturen für jeden verständlich offenzulegen, sagt Lauenroth: „Die Betrüger sind nämlich gut organisiert und wissen genau, wie sie Menschen dazu verleiten, Dinge zu tun, die sie mit normalem Menschenverstand wahrscheinlich niemals tun würden.“
Service
Die Kampagne „Wir stehen auf gegen falsche Polizeibeamte“ startet an diesem Dienstag, 30. November, auf den Social-Media-Kanälen des Landeskriminalamts Baden-Württemberg und des Polizeipräsidiums Pforzheim.
Wenn man genau das gezielt offenlegt, so hofft die Polizei, dann ist vielen geholfen. Am Ende werde es deshalb auch darauf ankommen, dass man im Familien- und Freundeskreis offen über das Thema spricht, betont Wagner.
Nicht jeder Senior nutzt schließlich soziale Medien. Hilfreich ist es dann, wenn die Kinder oder Enkel davon erzählen. Damit am Ende des Tages möglichst viele potenzielle Opfer rechtzeitig aufgeklärt sind und falsche Polizeibeamte zukünftig nicht mehr ein leichtes Spiel haben.