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Spendenaktion

„Erbärmliche Bedingungen“: Verhältnisse in Brasilien schockieren Pforzheimer Caritas-Direktor

Frank Lemke will sich nicht mit den Zuständen in Brasilien abfinden. Deshalb sammelt er über die Caritas Pforzheim-Enzkreis Spenden für drei Projekte, die er vor Ort gesehen und erlebt hat.

Bischof Jose Maria (Mitte) zusammen mit Oliver Müller, Chef von Caritas International (links daneben), und Frank Johannes Lemke (vorne, Zweiter von rechts) mit Kollegen aus Deutschland und Brasilien. Sie stemmen sich gemeinsam in Brasilien gegen Armut und Gewalt an Kindern und Frauen.
Bischof Jose Maria (Mitte) zusammen mit Oliver Müller, Chef von Caritas International (links daneben), und Frank Johannes Lemke (vorne, Zweiter von rechts) mit Kollegen aus Deutschland und Brasilien. Sie stemmen sich gemeinsam in Brasilien gegen Armut und Gewalt an Kindern und Frauen. Foto: Andrea Schödl

Gemeinsam mit neun Caritasdirektoren aus ganz Deutschland, einem Theologieprofessor und drei Begleitern von Caritas International ist Frank Johannes Lemke in Brasilien unterwegs gewesen, genauer gesagt: im Grenzgebiet zu Amazonien. „Die Erlebnisse dort waren wirklich schrecklich deprimierend, wenn man sieht, unter welch erbärmlichen Bedingungen Menschen leben müssen“, sagt er wenige Tage nach seiner Rückkehr nach Deutschland.

Einfach so will Lemke sich nicht damit abfinden. Die Caritas Pforzheim hat ein Spendenkonto eingerichtet, das für drei Projekte gedacht ist, die er vor Ort erlebt hat. Zum einen will Lemke einer indigenen Volksgruppe helfen, den Warao. Einige von ihnen seien aus Venezuela vertrieben worden, weil man das Land zum Abholzen brauchte.

„Wenn sie nicht gehen, werden sie getötet“, sagt Lemke. Er selbst hat eine Gruppe besucht, die nach Brasilien geflüchtet ist. Sie leben in einem Vorort von Belem, eine Metropole mit 1,2 Millionen Einwohnern. „Die sind dort zwar geduldet, leben aber unter ganz erbärmlichen Bedingungen.“ Staatliche Unterstützung gibt es demnach nicht.

Das sind einfach Zustände, die für uns unvorstellbar sind.
Frank Johannes Lemke, Caritasdirektor Pforzheim

Hilfe bekommen sie lediglich von der Caritas. „Für diese Gruppe setze ich mich besonders ein, denn ich habe gesehen, dass Kleinstkinder auf dem Boden im Dreck liegen, dass Hühner und Katzen über sie hinweg laufen“, erzählt er. „Das sind einfach Zustände, die für uns unvorstellbar sind“, sagt Lemke. Ein zweites, ihn prägendes Erlebnis, hat er eine halbe Autostunde entfernt von Belem gehabt, als er mit seinen Kollegen eines der Ghettos dort aufgesucht hat.

„Wir konnten da nicht mit dem Auto rein fahren, weil die Straßen zerstört sind und die Mafia, die dort alles beherrscht, den Straßenaufbau verhindert, damit die Polizeiwagen dort nicht durchfahren können“, schildert Lemke seine Eindrücke. Über Mitarbeiter der Caritas vor Ort ist es ihnen gelungen, Zugang zu erhalten. Sie haben einen Kindergarten besucht, in dem jeden Tag 105 Kinder von morgens bis abends betreut werden.

„Sie bekommen dort die Mahlzeiten, die sie zu Hause nicht bekommen.“ Weit problematischer als die Frage der Ernährung betrachtet Lemke allerdings die Situation der Kinder an sich. „Es ist leider so, dass Familien größtenteils nicht mehr präsent sind, weil sich die Väter verabschieden, wenn es ein oder zwei Kinder gibt.“ Den Müttern fehlten dann nicht nur die finanziellen Mittel, die Kinder großzuziehen. Oft seien es auch die Stiefväter, die die Kinder „regelmäßig missbrauchen“, erzählt Lemke.

Caritasdirektor ist schockiert, aber auch beeindruckt

„Das sind ganz schlimme Existenzen.“ Deshalb seien er und seine Begleiter so schockiert gewesen, „dass wir den ganzen Abend keinen frohen Gedanken mehr hegen konnten“. Was sie andererseits aber angespornt habe, ist, „dass die Menschen trotz dieses großen Leidens die Zuversicht nicht verloren haben“.

Die dritte Gruppe wiederum, „die mir sehr ans Herz gewachsen ist“, so Lemke, sind Bewohner der Flusslandschaften im Amazonasgebiet. „Die leben dort zwar auch unter sehr ärmlichen Verhältnissen, haben mit ihren Familienclans und mit ihren Dorfgemeinschaften aber doch irgendwo eine soziale Anbindung.“ Trotzdem seien hier vor allem die jungen Mädchen von sexuellen Übergriffen bedroht.

Deshalb hat sich vor Ort eine Selbsthilfegruppe gegründet, in der Kinder und Jugendliche geschult werden, um dann wiederum als Multiplikatoren in ihre eigenen Dorfgemeinschaft zu gehen und die Kinder dort aufzuklären, welche Rechte sie haben. „Sie machen sie stark, damit sie lernen, wie sie sich wehren können“, betont Lemke, der sich nach den Eindrücken seiner Brasilien-Reise für diese drei Projekte stark machen will. „Dafür wollen wir im Enzkreis und in Pforzheim Spenden sammeln.“ Alle Informationen dazu finden sich auf der Website der Caritas.

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