Irgendwie scheint der Wurm drin zu sein: Während am Wochenende das Junge Staatstheater Karlsruhe „Der Trafikant“ in der Insel aufführte, musste die Stadtbühne mit ihrer Theaterfassung von Robert Seethalers Roman passen. Wegen einer Erkrankung eines Schauspielers wurde nichts aus einer Doppelpremiere in der Region.
Das Theater Pforzheim setzte stattdessen für Samstag kurzfristig Goethes „Iphigenie auf Tauris“ auf den Spielplan. Doch streng genommen war am Waisenhausplatz schon im vergangenen November Premiere von „Der Trafikant“ gewesen. Der Lockdown allerdings verhinderte Öffentlichkeit, die damalige Aufführung fand im Beisein von lediglich einer Handvoll Journalisten statt.
Am späten Freitagnachmittag informierte das Theater über den Ausfall des Stückes wegen einer Erkrankung im Ensemble. Aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen könne man keine weitere Auskunft dazu geben, heißt es auf Anfrage. Nun soll „Der Trafikant“ am kommenden Mittwoch, 29. September, erstmals vor Publikum zu sehen sein.
„Die Aufführung wird stattfinden“, verspricht Chefdramaturg Peter Oppermann. Es werde an einer Umbesetzung gearbeitet, erklärt er. Das Problem: Der erkrankte Kollege spielt die Hauptrolle. „Er wird sie wieder spielen, sobald er gesund ist“, versichert die verantwortliche Dramaturgin Ulrike Brambeer. Da man das Stück aber nun zeigen will, wird bis dahin Kai Friebus anstelle von Nicolas Martin den jungen Franz Huchel geben.
Für Friebus ist es die erste große Rolle in Pforzheim
In der vergangenen Spielzeit war der 1996 in Hamburg geborene Friebus in „Shakespeare in Love“ als Webster erstmals zu sehen. „Eine süße kleine Rolle – ein Schauspieler, der immer auf die Bühne wollte und nicht durfte“, berichtet Brambeer.
Das darf er nun – in seiner ersten großen Rolle in Pforzheim, die er sich binnen kürzester Zeit aneignen muss. Dabei hat Friebus nicht nur einen ganzen Riemen Text zu lernen, denn er steht in jeder Szene auf der Bühne. „Er muss den Franz Huchel in sich finden und die Figur inhaltlich füllen“, beschreibt Brambeer die eigentliche Herausforderung, mit der sich der Mime seit Sonntag konfrontiert sieht.
Er wird ins Feuer springen – und bestehen.Ulrike Brambeer, Dramaturgin
In der Rolle des Franz Huchel wird Friebus einen jungen Mann darstellen, der die erste Liebe, die erste Verzweiflung erlebt und den großen Verwirrungen in einer sich politisch radikal verändernden Welt ausgesetzt ist. Die Dramaturgin ist überzeugt: „Er wird ins Feuer springen – und bestehen.“ Er sei sehr jung und sehr begeistert, ein „richtiger Franzl“.
Nicolas Martin soll nach seiner Genesung wieder den Franz Huchel spielen
In den letzten zwei Tagen vor der Premiere werde mit dem gesamten Ensemble szenisch und inhaltlich gearbeitet. Auch die Kostümfrage muss geklärt werden. Passt Friebus überhaupt in dieselben Klamotten wie Martin? Friebus sei größer und schmaler als Martin; „Hemd und Jacke dürften passen, schätzt Brambeer.
Und was die Lederhose anbelangt, so vertraut Brambeer auf den Theaterfundus, um den Interims-Franz einzukleiden. Denn nach seiner Genesung soll Nicolas Martin wieder den Wiener Trafikanten-Lehrling spielen. Dieser habe die Rolle schließlich bereits im vergangenen Herbst einstudiert – „und weiter entwickelt“, erklärt Brambeer.
Auf Kai Friebus wartet dann die nächste Rolle. Im Kinderstück „Ronja Räubertochter“ wird er Birk Borkason spielen, den Freund der Titelheldin.