In der SPD soll eine weitere Frau aus dem Nordschwarzwald eine Schlüsselposition einnehmen: Zwei Jahre nachdem Saskia Esken aus dem Wahlkreis Calw durch eine Mitgliederbefragung überraschend Parteivorsitzende wurde, ist Katja Mast aus dem Nachbarwahlkreis Pforzheim als Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion designiert.
Nach der Nominierung durch die SPD-Führungsgremien am Dienstag, steht am Donnerstag die Wahl in der mit 206 Mitgliedern größten Fraktion des 20. Deutschen Bundestages an. „Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe. Sollte ich gewählt werden, werde ich in große Fußstapfen treten“, sagte Mast mit Blick auf Vorgänger wie Olaf Scholz und Thomas Oppermann.
Der Parlamentarische Geschäftsführer ist der Manager einer Fraktion, bereitet den Ablauf der Bundestagssitzungen vor und koordiniert Gesetzesinitiativen. Hinzu kommt die Verantwortung für Budget und Personal der Fraktion.
Auf politischer Ebene dürfte sich die Arbeit von Mast von der ihres Vorgängers Carsten Schneider aus Erfurt unterscheiden. Der künftige Ostbeauftragte war seit 2007 in dem Amt und sah sich als „Speerspitze gegen die Regierung“.
Die Aufgabe ist vielfältig und wird mich fordern.Katja Mast, designierte SPD-Fraktionsgeschäftsführerin
Mast sagt: „Die Aufgabe ist vielfältig und wird mich fordern – vom Ältestenrat im Bundestag, bis hin zum Führen der Fraktionsgeschäfte, der Zusammenarbeit mit den Bundesländern und der Aufgabe, die SPD-Fraktion zusammenzuhalten. Das alles an der Seite des Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich, den ich politisch wie menschlich sehr schätze.“
Politische Weggefährten wie Gegner loben Masts Verhandlungsgeschick und Ausdauer. Beides konnte sie nicht nur im Koalitionsausschuss mit der Union unter Beweis stellen, sondern auch in ihrem Pforzheimer Wahlkreis, in dem sie im vergangenen Jahr einen Machtkampf mit dem ehemaligen Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück um die Bundestagskandidatur für sich entschied.
Große Niederlage als Generalsekretärin der Landes-SPD 2016
Im Gegensatz zur Wahl von Saskia Esken an die Parteispitze kommt die jetzige Nominierung Masts weniger überraschend. Schon länger wird die gebürtige Offenburgerin für höhere Weihen gehandelt. Wäre Franziska Giffey als Familienministerin nicht erst kurz vor der Bundestagswahl zurückgetreten, wäre Mast eine denkbare Nachfolgerin gewesen.
Als stellvertretende Fraktionsvorsitzende für Arbeit, Familie und Soziales gilt die Mutter von zwei Pflegekindern, die mit ihrer Familie in Rastatt lebt, als Expertin für diese sozialdemokratischen Kernthemen. Maßgeblich mitgearbeitet hat die gelernte Bankkauffrau und studierte Gymnasiallehrerin beispielsweise am Gute-Kita-Gesetz und dem Starke-Familien-Gesetz.
Ihre bislang größte Niederlage als Parteimanagerin erlebte Katja Mast mit dem Landtagswahlkampf 2016, den sie als Generalsekretärin der SPD Baden-Württemberg verantwortete. Damals flog die Partei nach erdrutschartigen Verlusten aus der Landesregierung. Kritiker sagen, davon habe sich die Südwest-SPD bis heute nicht erholt.