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Veranstalter hoffen auf 200 Besucher

Erster CSD in Pforzheim: „Man muss dahin gehen, wo es nicht normal ist“

Der erste Pforzheimer Christopher Street Day steht in einem Spannungsverhältnis zwischen Freude und Mut. Das Orga-Team gibt nun den Fahrplan für die Premiere bekannt.

Die Vorfreude ist groß bei den Organisatoren des ersten Pforzheimer CSD rund um Grit Butz (von links), Stephanie Aeffner, Caleb Davies und Timur Fuhrmann-Piontek.
Die Vorfreude ist groß bei den Organisatoren des ersten Pforzheimer CSD rund um Grit Butz (von links), Stephanie Aeffner, Caleb Davies und Timur Fuhrmann-Piontek. Foto: Sebastian Kapp

Es sind ernste Worte, die die Verantwortlichen von Spotlight und Schirmherrin Stephanie Aeffner (Grüne) beim Pressegespräch zu einem eigentlich fröhlichen Anlass sagen. Spotlight – so heißt neuerdings die Aidshilfe Pforzheim – ist Organisator des ersten Christopher Street Days (CSD) in Pforzheim am 17. Juni. Die Partystimmung ist jedoch nicht ungebrochen.

„Der CSD ist keine Fun-Veranstaltung, sondern eine politische Veranstaltung“, sagt der Vorsitzende von Spotlight Timur Fuhrmann-Piontek. Die Bundestagsabgeordnete Aeffner ergänzt: „Einen CSD da zu veranstalten, wo es normal ist, das kann jeder. Man muss dahin gehen, wo es nicht normal ist.“

Der CSD ist keine Fun-Veranstaltung, sondern eine politische Veranstaltung.
Timur Fuhrmann-Piontek, Vorsitzender von Spotlight Pforzheim

Also nach Pforzheim. Am Samstag, 17. Juni, um 11 Uhr geht es los, mitten auf dem Marktplatz. Eine Parade wird es in diesem Jahr nicht geben, noch nicht. „Wir wollen erst einmal das Eine gut machen, bevor wir auch noch das Andere machen“, erklärt Caleb Davies von Spotlight. Geplant sind Infostände, queere Künstler treten auf, außerdem ist eine offene Bühne vorgesehen. Menschen können dort spontan Kunst präsentieren oder auch einen politischen Vortrag halten. Ob diese Bühne nicht missbraucht werden könne? „Wir werden Vorgespräche führen. Im Zweifel schalten wir das Mikro aus“, stellt Davies klar.

Baptistengemeinde fordert Todesstrafe für Homosexuelle

Bei aller Euphorie gibt sich das Orga-Team keinen Illusionen hin. Pforzheim ist ein schwieriges Pflaster für die queere Community, insbesondere seit die baptistische Gemeinde „Zuverlässiges Wort“ hier tätig ist.

Deren Prediger Anselm Urban fordert von Phoenix, Arizona, aus, die Bundesrepublik Deutschland möge die Todesstrafe für Homosexuelle beschließen und durchsetzen und zitiert dazu entsprechende Passagen aus dem Alten Testament.

Umso wichtiger, so betonen die Verantwortlichen von Spotlight, sei die Co-Schirmherrschaft von Christiane Quincke, der Dekanin der evangelischen Kirche in Pforzheim. „Das zeigt, wie die evangelischen Kirche dazu steht“, betont Fuhrmann-Piontek im Bewusstsein, dass auch die baptistische Gruppierung offiziell zu den evangelischen Kirchen gezählt wird.

Mit dem Leiter der katholischen Gemeinde in Pforzheim, Georg Lichtenberger, stehe man übrigens in einem guten Austausch. Zwar werden die Katholiken selbst keinen Stand beim CSD haben. „Das liegt aber daran, dass wir zu wenig Plätze haben und sie nicht gefragt haben“, räumt Davies ein. „Sie wären sonst sicherlich dabei gewesen.“ Dafür sind die katholischen Pfadfinder dabei.

Spotlight ruft zu Spenden für den CSD auf

Auch organisatorisch hapert es noch bei der Premiere. Sponsoren gibt es kaum. Immerhin, so berichtet Grit Butz von Spotlight, habe der Karlsruher CSD 700 Euro gespendet. Die Stadt habe zwar den Marktplatz bereitgestellt, ergänzt Fuhrmann-Piontek, finanziell beteiligte sich das Rathaus aber nicht. Spenden, so sagen die Spotlight-Verantwortlichen, seien daher fürs nächste Jahr dringend erwünscht.

Für die Sicherheit sorge die Polizei, betont Davies. Zusätzliche Security gebe es aber nicht, anders als noch bei der jüngsten Party im Kupferdächle. Davies spricht zudem von ausschließlich positivem Feedback. Das widerspricht allerdings anderen Erlebnissen der Aidshilfe. So wurde eine Regenbogen-Flagge von Spotlight nach Ankündigung des CSD verunstaltet, eine Vitrine zertrümmert. Es gab Protestschreiben an das Rathaus und ebenso wilde und teils unwürdige Diskussionen auf Social Media. „Je mehr wir sind, umso sicherer wird es“, sagt Fuhrmann-Piontek. Für den Start hoffe man auf mindestens 200 Besucher.

Es geht auch darum, zu zeigen: Wir respektieren dich, bei uns bist du sicher.
Timur Fuhrmann-Piontek, Vorsitzender von Spotlight Pforzheim

Der CSD, das betonen die Verantwortlichen, ist eben nicht nur eine Plattform der queeren Bevölkerung, um sich zu zeigen. „Es ist eine Veranstaltung für alle. Es geht auch darum, zu zeigen: Wir respektieren dich, bei uns bist du sicher“, sagt Spotlight-Vorsitzender Fuhrmann-Piontek. Deshalb sei es ja so wichtig, dass man nicht wie bei der Party „City Under The Rainbow“ nur unter sich bleibe, sondern eben ein Fest zusammen mit der gesamten Pforzheimer Bevölkerung feiere.

Kulturelle Höhepunkte kündigte das Orga-Team ebenfalls an. Drag-Artist Startruck Darkness wird ebenso auftreten wie die Dresdener Drag Queen Betty D. Fort, DJ Sony Straight aus Berlin, der regelmäßig auf den Hamburger Sheroes-Parties auflegt und damit „kein unbeschriebenes Blatt“ sei, so Davies. Zudem hat sich noch Musiker Narcissus angekündigt. Ab 18 Uhr geht es ohnehin mit einer Party im Kulturhaus Osterfeld weiter.

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