
Die Instrumente bleiben nicht lange stumm – fast im Minutentakt wagen sich Passanten im Wechsel auf die Klavierbänke in der Pforzheimer City. Es ertönen bekannte Klassiker und auch selbst komponierte Stücke werden gespielt. Die gesamte Innenstadt verwandelt sich mit jedem neuen Pianisten in eine offene Bühne.
Vor einer Woche ging die Mitmach-Aktion „Spiel mich! PF“ des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) in die zweite Runde. Mehr als zehn Instrumente stehen an verschiedenen Standorten in der Pforzheimer Innenstadt – bis zum 16. Juli laden die Klaviere jeden ein, sich musikalisch zu betätigen.
„Eigentlich war ich auf dem Weg, mir neue Schuhe zu kaufen“, sagt Christian Haug, nachdem er sich mit dem Musikstück „My Universe“ von Coldplay nicht zurückhalten konnte. „Es war schon eine Überwindung“, verrät er. „Doch andererseits dachte ich mir – wenn es schon so eine tolle Aktion gibt, wäre es viel zu schade, sie nicht zu nutzen.“ Klavier spielt der 32-Jährige seit seiner Kindheit.
Es ist eine extreme Bereicherung für das Stadtleben hier. Es wäre toll, wenn wir solche Aktionen dauerhaft hätten.Laurin Weiß, Passant am Klavier
Laurin Weiß erfuhr im Voraus von dem musikalischen Projekt, sodass er sich an diesem Mittwochvormittag gezielt auf die Klavierbank vor dem Volksbankhaus begibt.
Nicht zum ersten Mal, denn der 19-jährige Student nutzt seine Freistunden seit Beginn der Mitmach-Aktion und lässt gelegentlich ein paar eigene Stücke ertönen, wie er erzählt. „Es ist eine extreme Bereicherung für das Stadtleben hier. Es wäre toll, wenn wir solche Aktionen dauerhaft hätten.“
Ob es ihn Mut kostet, sich mitten in der City musikalisch ins Zeug zu legen? „Beim ersten Mal macht man sich Gedanken, wie es die Leute finden.“ Eine Passantin bestätigt sein musikalisches Können: „Sie haben sehr gut gespielt“, sagt sie beim Vorbeigehen.
Spontaner Konzertstopp beim Einkaufen
Für manche Passanten ist es eine zufällige Begegnung während einer Shopping-Tour in der City, bei der sie spontan spielen: „Ich habe mehrere Klaviere gesehen.
Es ist eine sehr coole Aktion“, sagt Julius Reimer, nachdem auch er ein selbst komponiertes Stück spielt. „Am Anfang denkt man, ich darf mich nicht verspielen, doch das legt sich schnell“, so der 22-Jährige, der seit mehr als sechs Jahren Klavier spielt.
Bisher erweist sich die Aktion als Erfolg – immer wieder bleiben Passanten lächelnd vor den Spielenden stehen, hören ihnen zu und applaudieren. „Es berührt die Seele“, findet Peggy Roller. Die Pforzheimerin habe es eigentlich eilig, doch um den Talenten zuzuhören, nehme sie sich die Zeit.
„Ich komme nicht sehr gerne in die Innenstadt, doch Aktionen wie diese tragen dazu bei, dass man lieber kommt“, sagt sie. Roller hat Mitmach-Aktionen mit frei stehenden Klavieren bisher nur aus dem Internet gekannt: „Da freut man sich, dass so etwas auch in Pforzheim stattfindet.“