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Gemeinschaft der Religionen

Festakt der israelitischen Religionsgemeinschaften und Kirchen in Pforzheim betont Verbindungen

Am Sonntag haben Ehrengäste aus Politik und Religion im Pforzheimer CCP erstmals einen gemeinsamen Festakt der israelitischen Religionsgemeinschaften und Kirchen in Baden und Württemberg gefeiert.

 Festakt der israelitischen Religionsgemeinschaften und Kirchen in Baden und Württemberg: Landtagspräsidentin Muhterem Aras entzündete die Kerze am Chanukka-Leuchter gemeinsam mit Landesrabbiner Moshe Flomenmann (rechts) und im Beisein von Rabbi Rami Suliman.
Landtagspräsidentin Muhterem Aras entzündete die Kerze am Chanukka-Leuchter gemeinsam mit Landesrabbiner Moshe Flomenmann (rechts) und im Beisein von Rabbi Rami Suliman. Foto: Stefan Friedrich

Moshe Flomenmann, Landesrabbiner von Baden, hat in diesem Rahmen gemeinsam mit der Landtagspräsidentin Muhterem Aras das Licht am Chanukkaleuchters angezündet.

„Im Fußball haben wir gesehen: Wenn man im Strafraum spielt, spielt man vorsichtig“, um ja keinen Elfmeter zu bekommen, zog der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Pforzheim, Rami Suliman, einen Vergleich zur wenige Augenblicke vor dem Festakt zu Ende gegangenen Fußballweltmeisterschaft. Im Mittelfeld dagegen könne man freier spielen, weil ein Foul in der Regel keine gravierenden Konsequenzen habe.

Deshalb wünsche er sich, „dass unser Verhältnis zwischen Christen, Juden und Moslems im Mittelfeld spielt“, so wie es in Pforzheim der Fall sei. Hier gilt das Verhältnis zwischen den Religionsgemeinschaften als vorbildhaft. Dekanin Christiane Quincke verwies bei ihrer Begrüßung auf die bundesweit erste interreligiöse Kindertagesstätte, die in Pforzheim zuhause ist.

Die Woche der Brüderlichkeit habe zudem eine jahrzehntelange Tradition in der Stadt, wie es auch einen seit einigen Jahren „sehr aktiven“ Rat der Religionen gibt. Dass dieser Festakt in Pforzheim ausgerichtet wurde, „das ist uns eine große Ehre und Freude“, so Quincke auch im Hinblick auf Johannes Reuchlin, auf dessen Erbe sie stolz sind. „Er hat sich eingesetzt für den Erhalt von jüdischen Schriften und jüdischer Tradition“, auch gegen den Widerstand der Kirchen und der politischen Begebenheiten damals.

Dessen Werten fühle man sich bis heute verpflichtet, weil sie „ein Fundament geben“, so Dekanatsreferent Tobias Gfell. Freundschaft, Verständigung, Verbundenheit, Güte und Vertrauen seien in diesem Sinne „kleine Worte, aber sie haben eine große Bedeutung“, so Gfell.

Landtagspräsidentin Muhterem Aras entzündet Licht am Chanukka-Leuchter

Landesrabbiner Moshe Flomenmann ging in seiner Ansprache auf die Geschichte das Chanukkahfestes ein, das den Widerstand von mutigen Männern und Frauen symbolisiere, die gegen die Unterdrückung des Judentums aufgestanden sind, und das schon vor zwei Jahrtausenden, als der Jerusalemer Tempel entweiht gewesen sei. „Sie kamen in den Tempel zurück, haben ihn bereinigt und wieder geweiht.“

Als Botschaft für die Zukunft gehe es darum, eine Lehre zwischen der damaligen und der heutigen Zeit zu ziehen. „Auch wir leben in einer schwierigen Zeit. Es gibt sehr viele Probleme, sowohl beim Einzelnen als auch in der Welt, und unsere Pflicht ist es, gemeinsam das Licht anzuzünden und diese Welt heller zu machen“, so der Landesrabbiner. In diesem Fall tat er es gemeinsam mit der Präsidentin des Landtags Baden-Württemberg, Muhterem Aras, die diesen Abend als „Symbol interreligiöser Gemeinschaft“ würdigte.

„Bei Ihnen in Pforzheim hat diese Gemeinschaft Tradition“, betonte sie in ihrem Grußwort. Das Chanukkahfest eigne sich, diese Gemeinschaft zu vertiefen. „Es ist ein Fest der Freude und des Zusammenkommens“, sagte sie. Der Leuchter sei ein Symbol dafür, die tief in der deutschen Geschichte und der deutschen Kultur verwurzelte jüdische Tradition sichtbarer zu machen und die Selbstverständlichkeit religiöser Vielfalt zu betonen.

„Religionsfreiheit ist integraler Bestandteil unseres Grundgesetzes“, erklärte Aras. Es gehe folglich darum, sich zu begegnen, Gemeinsamkeiten zu suchen, sowie Unterschiede zu akzeptieren und zu respektieren. „Für uns alle ist vollkommen klar: Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft“, betonte die Landtagspräsidentin. Dabei dürfe man nicht bei der Bekämpfung des Antisemitismus stehen bleiben, „egal aus welcher Ecke er kommt“, sondern müsse den öffentlichen Blick weiten.

„Wir wollen den Reichtum des deutsch-jüdischen Lebens beleuchten und fördern“, so Aras. „Wir wollen ihn wieder zum Teil unseres gesellschaftlichen Alltags machen.“

In diesem Sinne, betonte kurz darauf der Erzbischof der Erzdiözese Freiburg, Stephan Burger, stehe das entzündete Licht für Hoffnung und Liebe, aber auch für Verantwortung. „Wir sind aufgerufen, füreinander einzustehen und in die Gesellschaft hineinzuwirken“, betonte er.

Für den Landesbischof der evangelischen Landeskirche Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, bedeutet das: Gegen das „Gift des Antijudaismus“ einzustehen und sich dabei Menschen wie Johannes Reuchlin zum Vorbild zu nehmen. „Diese Personen waren in positiver Weise stilprägend und Vorläufer der jetzigen Auseinandersetzung im guten Miteinander.“

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