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Gedenken in Pforzheim

Fünf neue Stolpersteine erinnern an NS-Opfer

Auch vor Häusern in der Heinrich-Wieland-Allee 7 und der Schwarzwaldstraße 32 sind nun die Namen von ehemaligen Bewohnern in den glänzenden Messingoberflächen der Stolpersteine verewigt. Nach der Setzung gab es emotionale Momente.

Älteres Brüder-Paar vor verlegten Stolpersteinen
Zur Verlegung der Stolpersteine für die Familie ihrer Mutter kamen Alon Liel (links) und Eldan Loebl nach Pforzheim. Nach der Zeremonie gab es auch Tränen. Foto: Axel Fischer-Lange

Auf vielen Gehwegen Pforzheims erinnern sogenannte Stolpersteine an Opfer des NS-Regimes. Auf jedem dieser Steine sind Name, Lebensdaten und Schicksal eines NS-Opfers verewigt. Sie markieren die unmittelbare Nähe zu deren letztem Wohnort in Pforzheim. Am Donnerstag sind fünf der mahnenden Steine hinzugekommen.

Nun sind auch vor Häusern in der Heinrich-Wieland-Allee 7 und der Schwarzwaldstraße 32 die Namen von ehemaligen Bewohnern in den glänzenden Messingoberflächen der Stolpersteine verewigt. Die Trägerschaft der Initiative Stolpersteine in Pforzheim liegt in Händen der Löblichen Singergesellschaft von 1501. Deren Mitglied Hans Mann organisiert die Verlegung der Gedenksteine in Pforzheim.

In der Heinrich-Wieland-Allee lebte das Ehepaar Jakob und Regina Bensinger. Jakob Bensinger war mit seinem Bruder Salomon Inhaber einer Eisenwarenhandlung. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Regina Bensinger und der Familie des Bruders, flohen sie bereits im Juni 1939 nach Bolivien. Pate dieser Steine ist der Rotary Club Pforzheim, für den Gerhard Baral anwesend war.

Hilda-Gymnasium setzt sich schon lange für Gedenkkultur ein

Vor dem Haus Schwarzwaldstraße 32 erinnern zukünftig drei Steine an Selma und Hermann Marx sowie deren Tochter Trude. Die Familie wohnte im ersten Obergeschoss des noch heute existierenden Hauses. Im Jahr 1939 flüchteten die Eltern nach Palästina. Trude wurde deportiert, überlebte aber den Holocaust. Alon Liel ist ein Sohn Trudes und war als Diplomat für verschiedene Regierungen Israels tätig. Unter anderem war er Botschafter seines Landes in Südafrika.

Liel war mit seinem Bruder Eldan Loebl und weiteren Familienangehörigen für die Verlegung nach Pforzheim gereist. Die Patenschaft dieser Stolpersteine tragen Schüler des Hilda-Gymnasiums. In ihrer Projektgruppe „Spurensuche“ hatten sie die Biografien der Familie Marx akribisch recherchiert, und am Ort der Verlegung vorgestellt. Nach der Setzung der Stolpersteine gab es emotionale Momente.

Alon Liel dankte allen Beteiligten für deren Engagement. Am frühen Nachmittag gab es im Gymnasium noch einen Empfang für die Gäste. Die Schule sieht die Erinnerung und das Andenken an Opfer des Nationalsozialismus als wichtigen Auftrag, betonte Schulleiterin Edith Drescher. Seit Jahren befassen sich Schüler der Einrichtung im Rahmen des Geschichtsprojekts mit Biografien ehemaliger jüdischer Schüler und Lehrkräfte. Dabei arbeitet es eng mit der Initiative Stolpersteine zusammen.

Die Idee der erinnernden Stolpersteine hat der Kölner Künstler Gunter Demnig bereits im Jahr 1995 entwickelt. Er will damit NS-Opfern an ihrem einstigen Lebensort wieder einen Namen geben und sie dem Vergessen entreißen. In rund 1.260 Kommunen Deutschlands und in 21 europäischen Ländern liegen derzeit bereits mehr als 100.000 dieser Steine.

Service

Eine Liste der Orte, an denen Stolpersteine in Pforzheim liegen, ist auf der Internetseite www.loeblichesingerpforzheim.de abrufbar.

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