Impfungen gegen Corona sind heiß begehrt - da ist Pforzheim keine Ausnahme. Karl-Heinz Stengel, Vorsitzender der Diakoniestation Remchingen, seine Kolleginnen und Liane Bley vom Internationalen Bund waren am Samstagvormittag guter Dinge, als Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch beim Kongresszentrum CCP vorbeischaute. Boch machte sich ein Bild vom Verlauf der Impfaktion, die von Remchingen aus organisiert worden war.
Gut 200 von knapp 1.000 Impfungen waren da schon verabreicht worden. „Wir sind gut im Zeitplan“, sagte Stengel. Nur anfangs sei es zu kurzen Wartezeiten gekommen, ansonsten laufe die Aktion aber gut organisiert durch.
Absagen erschweren Organisation
Ein Problem seien lediglich kurzfristige Absagen von Terminen gewesen. Kaum war der Termin der Impfaktion veröffentlicht – sie fand in Zusammenarbeit mit der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis von Peter Engeser und Joshua Glassman statt und wurde unterstützt durch die Stadt –, hatten sich bereits mehr als 4.000 Menschen gemeldet.
„Wir wurden förmlich überrannt“, berichtete Stengel. Doch bis Freitag kamen dann immer wieder Absagen. „Das hat uns die Organisation natürlich brutal erschwert.“ Zwei Mitarbeiter haben die Warteliste abtelefoniert, „und wir mussten die neuen Leute wieder in den Minutentakt einpflegen“, so Stengel.
Schuld an dieser zusätzlichen Herausforderung war offenbar, dass sich viele Menschen zurückliegend gleich mehrere Impftermine haben reservieren lassen: im Impfzentrum, beim Hausarzt und beim Betriebsarzt. Am Ende nehmen sie dann den Termin, der ihnen am schnellsten angeboten wird oder der ihnen am ehesten zusagt.
Das Problem war auch den Organisatoren dieser Impfaktion bekannt. Ohne Anmeldung lasse sich eine solche aber dennoch nicht durchführen, räumte Stengel im Hinblick auf die immense Nachfrage ein. „Sonst gäbe es jetzt auch bei uns lange Schlangen und Probleme ohne Ende.“
Mann muss seine Frau erst überreden
Dass die Aktion am Samstag in Pforzheim einen Schub in der Bevölkerung auslösen kann, davon zeigte sich Stadträtin Marianne Engeser überzeugt. Sie sprach am Samstag von einer „Initialzündung“, die den Stein jetzt ins Rollen bringen werde. „Wir haben Nachholbedarf in Pforzheim, weil wir immer hohe Inzidenzwerte haben. Davon müssen wir runterkommen und das können wir auch.“ Allerdings gibt es immer noch Vorbehalte gegen die Impfstoffe. Das hat auch Stengel am Samstag erfahren müssen: Eine junge Frau wollte erst nicht, „weil sie so viel Negatives gehört hat“, kam dann aber doch, nachdem ihr Mann sich impfen lassen und ihr daraufhin versichert hat: Alles kein Problem.
„Die Ängste sind natürlich sehr abstrakt und kommen durch entsprechende Publikationen“, weiß Allgemeinmediziner Peter Engeser, der bereits zahlreiche Impfungen vorgenommen hat, allesamt ohne echte Probleme. „Natürlich gibt es manchmal Nebenwirkungen“, räumte er ein; die können aber bei jeder Impfung auftreten.
Die Wahrscheinlichkeit einer schweren Nebenwirkung liegt bei den verfügbaren Corona-Impfstoffen zudem bei eins zu einer Million, so Engeser. Dem stehen die Daten von Covid-19-Infizierten gegenüber: von rund drei Millionen seien etwa 85.000 Menschen gestorben, also knapp drei Prozent. „Das ist ein ganz anderes Verhältnis, als bei der Impfung“, gab er zu bedenken.