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Gestaltungsbeirat

Investoren-Entwürfe für Wohnen am Güterbahnhof West in Pforzheim ernten viel Kritik

Zu dicht, zu viel, zu abweisend: Der Pforzheimer Gestaltungsbeirat entdeckt viele Haken in dem Investoren-Entwurf für den alten Güterbahnhof West.

Vorläufiger Entwurf für eine mögliche Bebauung des Areals Alter Güterbahnhof West in Pforzheim von Brückner Architekten im Auftrag der Firma Sontowski & Partner GmbH/ S&P Commercial Development GmbH
Architektur für Pforzheim? Der im Gestaltungsbeirat präsentierte Entwurf für die Bebauung des alten Güterbahnhof West ist noch in einem frühen Stadium. Foto: Brückner Architekten

Der Entwurf einer schönen neuen Welt des Wohnens auf dem Areal des alten Güterbahnhofs West hat etliche Haken. Das nimmt die S&P Commercial Development GmbH am Freitag aus dem Pforzheimer Gestaltungsbeitrat mit nach Erlangen.

Das Unternehmen will entlang der Güterstraße 220 Wohnungen, eine Kita, ein Hotel, ein Appartementhaus sowie etwas Gastronomie verwirklichen. Aus Sicht des städtebaulichen Fachgremiums ist das in der dargebotenen, frühen Form vor allem „zu dicht“.

Der Begriff zieht sich wie ein roter Faden durch eine vielschichtige Diskussion über die als nachhaltig, auto- und barrierefrei etikettierte „Machbarkeitsstudie“, wie Martina Braun den vorgestellten Entwurf nennt.

Die Spezialistin für urbane Transformationsprozesse von der Universität Stuttgart glaubt in den Plänen von Brückner Architekten aus Oberaudorf „die Spitze des Eisbergs gesehen“ zu haben. An den in Aussicht gestellten Erlebnischarakter glaubt sie nicht, fordert mehr Sensibilität über Grundstücksgrenzen hinweg und empfiehlt einen Blick in die Konzepte, die bei der Stadt längst vorliegen.

Das sieht schon einfach nach Flächenausnutzung aus.
Ludwig Wappner, Gestaltungsbeirat

Christoph Felger aus Berlin obliegt dieses Mal die Detailanalyse zu dem stadtbildprägenden Bauvorhaben. Auch er stellt infrage, ob Wohnen mit Hotel und Kita eine belebende Wirkung haben kann. Der Architekt bezweifelt, ob es zu der „Lebendigkeit passt, die Sie in den Bildern suggerieren“, wenn ein Teil der denkmalgeschützten Güterabfertigungshalle zu einer Garage wird.

Bezogen auf die Güterstraße moniert er, dass selbst die niedrigsten der Flachdächer an der Traufhöhe der Bestandsgebäude kratzen. Die Bebauung gleiche einer „starken Wand“.

Geplant für den Güterbahnhof West in Pforzheim: Hotel, Appartementhaus, Kita

Als richtigen Ansatz bewertet der Gestaltungsbeirat, für ein Hotel einen sogenannten Hochpunkt zu gestalten. Dieser stünde am westlichsten und tiefsten Punkt des Areals mit einem Anstieg von acht Metern zur Güterstraße hin direkt neben der Nordstadtbrücke.

Dahinter sehen die Planer straßenseitig ein Appartementhaus. Bahnseitig soll eine Kita in den Westtrakt der Güterabfertigungshalle einziehen. Damit verbunden wäre eine Aufschüttung, die Architekt Laurent Brückner mit Barrierefreiheit begründet, aber aus Sicht von Felger das Denkmal gefährdet.

„Das sieht schon einfach nach Flächenausnutzung aus“, fasst der Gremiumsvorsitzende Ludwig Wappner zusammen. „Sie entwickeln ein Stück dieser Stadt, die große Wunden durch den Krieg hatte“, gibt er den Investoren mit.

Spielräume beim Parken und auf der Ostseite

Auf Unterstützung durch das Gremium können die S&P-Leute bei der ostseitigen Gestaltung zur Anselmstraße hin hoffen. Dort würde die Bebauung eines städtischen Grundstücks eine deutliche Adresse ausbilden, so Felger. Auch bei den Stellplätzen im historischen Bestand, weil der Platz in der durchweg geplanten Tiefgarage nicht reicht, signalisiert Wappner, dass es womöglich Ermessensspielraum gibt.

„Vielleicht wollen Sie auch etwas zu viel“, wirft Stadträtin Monika Descharme (FDP) in die Debatte ein. Am allerschlimmsten für sie aber sei, „dass sie bald keinen Rasenmäher und keine Schrauben mehr kaufen kann“, erinnert sie daran, dass Kleingewerbe verdrängt wird.

„Die Mischung mit der Schraubengeschichte täte dem Ort gut“, macht Landschaftsarchitektin Uta Stock-Gruber auch hier ein Fenster auf für die S&P-Leute. Von Hans Göz (Architektenkammer) bekommen sie den Tipp: „Die Dichte ist der Schlüssel für alle Fragen, die sich hier auftun.“

Gerne dabei helfen würde wohl auch Edeka. Jedenfalls nutzt ein Vertreter des Lebensmittelkonzerns den Termin im Gestaltungsbeirat für eine erste Kontaktaufnahme.

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