Die Lage in der Ukraine löst eine Welle der Hilfsbereitschaft aus, auch in Pforzheim. Die deutsch-rumänische Gesellschaft hat schon ein Spendenkonto eingerichtet und auch viele Bürger wollen helfen, berichtet Caritas-Direktor Frank Johannes Lemke von täglich dutzenden Anrufen, in denen sich nach entsprechenden Möglichkeiten erkundigt wird.
Eine davon hat man jetzt auf den Weg gebracht: Auf dem Messplatz können ab diesem Donnerstagmorgen zwischen 8 und 17 Uhr Sachspenden abgegeben werden, die dann per Lkw in die Ukraine gebracht werden. Benötigt werden vor allem haltbare Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Schlafsäcke oder Masken als Schutz in den feuchten Kellern.
Noch am Montagabend, erklärt Marcus Mürle, Betreiber des Impf- und Testzentrums auf dem Messplatz, habe er Kontakt zu Philippe A. Singer (CDU) aufgenommen, der sich dann wiederum mit der Caritas kurzgeschlossen hat. „Der Messplatz bietet sich perfekt an, um eine Sammelstelle einzurichten“, schildert Mürle bei einem Pressegespräch am Mittwoch die Idee. Über die Logistik, die benötigten Waren zu transportieren, verfügt er und mithilfe von Caritas International könnten die Spenden auch genau dort hinkommen, wo sie gebraucht werden.
Zwei Lkw hat Mürle bereits organisiert, Fahrer inklusive. „Es ist bestens organisiert“, versichert deshalb auch Lemke, der keinen Zweifel an der Hilfsbereitschaft in der Stadt hat. „Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Pforzheim und im Enzkreis ist groß“, betont er, vor allem in Krisenzeiten. Alleine, dass sich in so kurzer Zeit zahlreiche Akteure von Unternehmen bis Institutionen zusammengefunden haben, sei ein gutes Signal. „Das macht Mut.“
Hygieneartikel und Lebensmittel werden gebraucht
Was an Hilfsgütern gebraucht wird, das ist in einer vierseitigen Liste zusammengefasst. Klamotten gehören allerdings nicht dazu und in Sachen Medikamente laufen bereits Anfragen über die Apotheken. „Wenn man jetzt alle angebrochenen Schachteln von daheim mitbringt, dann hat niemand etwas davon“, erklärt Mürle.
Bürger können sich stattdessen mit Hygieneartikeln oder Lebensmitteln beteiligen, die sie zur Sammelstelle am Messplatz bringen. Das können laut Lemke beispielsweise Konservendosen sein, Nahrungsmittel wie Reis oder Nudeln, sowie haltbare Produkte und Süßigkeiten für die Kinder. „Damit wollen wir dazu beitragen, dass die Not wenigstens einen Tick weit gelindert werden kann“, bemerkt der Caritas-Direktor, der auch um die Herausforderungen weiß, dass die Güter nicht an der Grenze verbleiben, sondern auch wirklich ins Land kommen, dorthin, wo sie dringend benötigt werden.
Bundestagsabgeordneter Gunther Krichbaum (CDU) stehe diesbezüglich schon mit dem Konsulat und der Botschaft im Austausch, versichert dessen Parteikollege Philippe A. Singer. Und noch während die Pressekonferenz am Mittwoch läuft, erhält Lemke einen Anruf: am Besten sei der Weg über Lemberg, teilt man ihm mit. Dort finden aktuell noch keine Kampfhandlungen statt, bestätigen auch die Tanz-Weltmeister Marius-Andrei Balan und Khrystyna Moshenska vom Schwarz-Weiß Club Pforzheim, die die Hilfsaktion unterstützen.
Sie haben selbst direkten Kontakt in die Ukraine, zum einen zu Tänzern, die in Kiew leben, zum anderen zu Khrystynas Eltern, die bei der 86-jährigen Oma bleiben wollen. Ohnehin, beschreibt sie die Lage, sei es auf den Straßen derzeit zu gefährlich. Wenn sie mit ihren Eltern telefonieren, „dann hören wir die ganze Zeit Schüsse“, erzählt Balan. Von einer Freundin weiß Moshenska zudem aus erster Hand, dass es kaum noch Nahrungsmittel gibt. Auch deshalb sei die Hilfe aus Pforzheim so nötig.
Im Moment rechnet Mürle damit, dass die beiden Lastwagen schon innerhalb eines Tages voll sein werden und direkt die etwa 800 Kilometer bis zur Grenze fahren können. Weitere Güter werden dann zwischenzeitlich im Lager in Büchenbronn untergebracht. Verloren gehen soll aber nichts. „Wir fahren auch zehn Mal, wenn es sein muss“, verspricht er. Im Falle des Falles stünde ihnen dann auch ein 40-Tonner zur Verfügung.