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Hoher Sachschaden

Hochwertige Fahrradboxen am Bahnhof Pforzheim zerstört: War es Frust?

Vandalismus in einer der Bahnhofunterführungen von Pforzheim hat immer wieder ein Ziel: die hochwertigen Fahrradboxen. Geht es dabei eigentlich um die Räder?

Bahnunterführung West in Pforzheim, Fahrradboxen
Die beiden Fahrradboxen, die in der viel begangenen Bahnhofunterführung West zerstört wurden, waren zur Tatzeit leer. Foto: Edith Kopf

Rohe Gewalt in der Bahnhofsunterführung von Pforzheim. Zwei Fahrradboxen sind unbenutzbar, die viel begangene Passage sieht noch ein bisschen schmuddeliger aus als sonst. Beute wurde allerdings nicht gemacht.

Sollte der Angriff einem hochwertigen Fahrrad gegolten haben: Der Aufwand war vergebens. Die Fahrradboxen in der Eisenbahnunterführung West „werden hauptsächlich von Tagparkern genutzt“, sagt Norbert Bogner. Er ist als Geschäftsführer des Vereins Miteinander leben verantwortlich für die als hip geltenden Blechkisten.

Es wurden glücklicherweise keine Radler geschädigt.
Norbert Bogner, Miteinander leben

Echte Kundenprobleme hat er nicht durch den brachialen Umgang mit dem kostspieligen Angebot für Pendler. „Es wurden glücklicherweise keine Radler geschädigt, da in keiner der beiden beschädigten Boxen ein Fahrrad stand.“ Der Schaden geht zu Lasten der Stadt Pforzheim und damit der Allgemeinheit.

Bogner geht auch gar nicht davon aus, dass es der oder einer der Täter auf ein Zweirad abgesehen haben könnte. Profis seien da nicht am Werk gewesen. „Da geht es hauptsächlich um Frust“, ist er überzeugt.

Ergebnis dieses offensichtlichen Aggressionsüberschusses ist einmal „ein kapitaler Schaden“ mit schwer verbogener Tür und demolierter Seitenwand und einmal ein leichterer Schaden. Bogner vermutet, dass die beiden im Jahr 2013 für rund jeweils 2.300 Euro angeschafften Kisten innerhalb von rund 24 Stunden jeweils nachts aufgerissen und zusammengetreten wurden.

Nicht der erste Fall von Vandalismus

Neben der offensichtlich eher ungezielten Herangehensweise begründet Bogner diese Einschätzung auch mit der Singularität des Ereignisses: „Es ist relativ neu, dass sich jemand da zu schaffen macht.“

Tatsächlich ist es für den Miteinander-leben-Chef der erste Fall dieser Art. Vandalismus gegenüber den in zwei Etappen aufgestellten insgesamt 43 Radboxen kam aber auch schon in der Vergangenheit vor, ist im Rathaus zu erfahren.

Ungeachtet des dabei großen zeitlichen Abstands stellt sich der Eindruck ein, dass derartige Gewalt zunimmt im Umfeld der 185 Fahrradstellplätze verschiedener Qualität in der Bahnunterführung, bestätigt Baureferent Marc Feltl. Bei ihm laufen jetzt die Fäden für eine Ersatzbeschaffung zusammen.

Kaum Schäden an Fahrradbügeln

Es scheint, als ob zumindest eine der beiden Radboxen wohl neu gekauft werden muss. Das würde laut Feltl mit zirka 3.500 Euro zu Buche schlagen und die Ausgaben wegen Beschädigungen an öffentlichen Fahrradständern ordentlich in die Höhe treiben. Denn ansonsten fallen kaum Schäden an, stellt Feltl fest. Wenn gelegentlich ein Autofahrer einen der Fahrradbügel in der Stadt demoliere, sei das in der Regel ein Fall für dessen Fahrzeugversicherung oder werde vom Verursacher beglichen.

Jetzt ist die Lage anders und hat auch rechtliche Konsequenzen. Die Stadt stellt Strafanzeige wegen des Vandalismus gegen die Radboxen – zunächst gegen Unbekannt. Ob das so bleibt, wird womöglich die Auswertung der Videoüberwachung in einem Teilbereich der Unterführung zeigen.

Fahrradboxen sind ausgebucht

Richtig ärgerlich ist der Schaden auch für die beiden Mieter der Fahrradboxen. Sie müssen jetzt bis zur Reparatur beziehungsweise Ersatzbeschaffung entweder einen der rund 42 frei zugänglichen Fahrradbügel oder Doppelparker oder einen der 100 Plätze im sogenannten Käfig benutzen, wenn sie ihr Fahrrad nicht mit in den Zug nehmen wollen.

Preislich käme es günstiger, würden sie den gittergesicherten großen Abstellplatz zwischen den Aufgängen zu den Gleisen eins und zwei anstelle einer Fahrradbox nutzen. Aber der Käfig, so weiß Boger nach rund eineinhalb Jahren Pachterfahrung, hat bei weitem nicht die Anziehungskraft der soliden Blechboxen, die sich ein paar Meter weiter an der Wand entlang reihen.

Die sind komplett vermietet, die meisten davon zu einem Jahrespreis von 75 Euro. Möglich, aber gar nicht zu leicht zu bekommen, wären auch eine Monatsbuchung für 25 und drei Monate für 45 Euro.

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