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Stimmung hat sich verändert

Pforzheim in der Bäderkrise? Gemeinderat will diskutieren

In einer Sondersitzung will sich der Pforzheimer Gemeinderat mit den großen Problemen der Bäder befassen. Welche Forderungen schon im Vorfeld laut werden.

Arschbombencontest, Sprung vom Turm
Wartbergbad
Beachtliche Fallhöhe: Die Stadtverwaltung von Pforzheim will an diesem Mittwoch Eckdaten zur Bäderlandschaft vorlegen. Ob der Gemeinderat daraufhin in eine Neukonzeption springt, muss er selbst entscheiden. Foto: Roland Wacker

Gibt es einen Ausstieg „ohne Gesichtsverluste“, wie ihn sich die Grüne Liste denkt, oder wird finanziell an der Bäderlandschaft weiter gewurstelt, wie es der im Januar 2020 gefundene „Bäderkompromiss“ vorgibt?

Der Informationsabend an diesem Mittwoch ab 17 Uhr im Pforzheimer Congresscentrum wird allenfalls Hinweise darauf geben. Eine Abstimmung ist nicht vorgesehen – auch weil der Gemeinderat formal gar nicht tagt.

Das Gremium „zielte nur auf eine grundsätzliche Diskussion“, als es im Mai für die Sondersitzung votierte, erläutert Stadtsprecher Philip Mukherjee. Diesem Wunsch werde nun entsprochen. Er kam am 18. Mai gegen 14 Nein-Stimmen und vier Enthaltungen mit Unterstützung von Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) zustande.

Am Wartberg-Freibad stehen drei Millionen Euro schwere Investitionen an

Eine Mehrheit für eine Rolle rückwärts garantiert das nicht. Viele rückten sie allerdings in greifbare Nähe, seitdem bei den Neubauten des Hallenbads in Huchenfeld und des Emma-Jaeger-Bads die Kosten davonlaufen.

Zusätzliche Investitionen von mittelfristig drei Millionen Euro stehen im Wartberg-Freibad an. Das Fritz-Erler-Bad bröselt vor sich hin bis rund 9,4 Millionen Euro (inklusive sechs Millionen vom Bund) in die Hand genommen werden und das Nagoldbad ist ohnehin nur noch Dank viel ideeller Unterstützung am Leben.

In der Rückschau ist es vor allem finanzgetrieben, wenn in den vergangenen Monaten selbst aus der ehemaligen Bäderfraktion aus FDP, Freien Wählern, UB und Liste Eltern Stimmen für eine pragmatische Lösung zu hören waren. Auch die als Emma-Befürworterin bekannte SPD sah zunehmend „dunkle Wolken“ für die anderen Bäder aufziehen.

Was deren Fraktionsvorsitzende Jacqueline Roos blumig ausdrückte, war für Grüne-Liste-Mann Emre Nazli schlicht eine „Abwärtsspirale“.

Gleich ganz auf die Ausgabenbremse trat die AfD als es um Huchenfeld ging. Einem „Luxusgeschenk aus den 70er Jahren“ wollte Diana Zimmer nicht zusätzlich 4,5 Millionen Euro und damit insgesamt 18,4 Millionen – davon vier Millionen über eine Bundesförderung – hinterherwerfen.

Die Ausschreibung der Emma-Planung liegt veröffentlichungsreif in der Schublade.
Lutz Schwaigert, Bäderbetriebschef

Dass es neben der abschreckenden Wirkung von plus-minus 45 Millionen Euro fürs neue Emma auch inhaltliche Argumente gegen den Bäderkompromiss gibt, machte dieser Tage nicht zuletzt der 75.000 Mitglieder starke Sportkreis deutlich.

Dessen Vorsitzender und früheres SPD-Mitglied Henry Wiedemann nannte den angestrebten Neubau im Stadtzentrum ein „kastriertes Bad“ und machte sich für die 2018 vom Ersten Bürgermeister Dirk Büscher (CDU) als alternativlos favorisierte Kombination aus Hallen- und Freibad auf dem Wartberg stark.

Vor knapp drei Jahren kam dann unter dem Eindruck der damaligen Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat sowie einer großen öffentlichen Diskussion der vielzitierte und vom Oberbürgermeister unterstützte Bäderkompromiss zustande.

Danach gilt es „alle Bäder zu erhalten, auch wenn dafür jetzt keine konkrete Jahreszahl genannt werden kann“, wie Boch kürzlich ausführte.

Bleibt es dabei, dann liegt zumindest „fürs Emma die Ausschreibung der Planung veröffentlichungsreif in der Schublade“ des zuständigen Eigenbetriebs Pforzheimer Verkehrs- und Bäderbetriebe. Noch etwas weiter gediehen ist das Huchenfeld-Projekt.

Laut Bäderbetriebechef Lutz Schwaigert hängt die Suche nach Handwerksbetrieben nur noch am Änderungsbescheid vom Bund zur Kostensteigerung.

Wartberg billiger als die Lage an der Enz

Außer Frage ist aus Sicht des Fachamts, dass ein Emma-Ersatz auf dem Wartberg billiger kommt als in bester Innenstadtlage an der Enz.

Wo jetzt zunächst für fünf Millionen Euro abgerissen werden muss und dann über drei Geschosse in die Tiefe gebaut werden soll, damit auch die geforderten Parkplätze vorhanden sind, könnte der Neubau mit einem sechs mal 25 Meter Becken sowie einem Kinderplanschbecken in der Pforzheimer Randlage breit und ohne Autoplatz angelegt werden.

Auch zeitlich ließe sich dies ohne wesentliche Verluste bewältigen, sagt Schwaigert. So der Gemeinderat nicht ein neues Raumprogramm fordere, könne einfach übernommen werden, was jetzt für die planerische Ausschreibung definiert ist.

Damit ist nach den Worten von CDU-Fraktionschefin Marianne Engeser aber wohl nicht zu rechnen. Sie ließ bei der Entscheidung zur Sondersitzung wissen: „Das Wichtigste ist, die vorhandene Wasserfläche zu erhalten, egal, wo das Familienbad steht.“

Damit und auch mit dem Hinweis, dass vielen in der Bevölkerung gar nicht klar sei, was bislang geplant ist, machte die Chefin der größten Fraktion deutlich, dass mehr kommen muss als ein Minimalbad.

Eine Gegenfinanzierung dazu brachte bereits Axel Baumbusch von der Grünen Liste in die Diskussion ein. Er würde den angestammten Emma-Platz für Wohnzwecke gut verkaufen und das Geld in den Neubau auf dem Wartberg stecken.

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