Nicht selten ist es vorgekommen, dass sich in der Pforzheimer Bahnhofstraße lange Schlangen gebildet haben. Die Menschen sind angestanden, um sich in den Arm piksen zu lassen und damit sich und andere vor dem Corona-Virus zu schützen.
Doch nun ist damit Schluss: Anfang April schließt die Impfambulanz. Rund sechs Monate hat es sie in den Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants „Aposto“ gegeben. 15.300 Impfungen sind dort verabreicht worden.
„Zur rechten Zeit am rechten Ort“ sei man gewesen, erklärt Kerstin Ladenburger vom Gesundheitsamt. Sie lobt die „beispielhafte, anpackende Kooperation“, mit der bei „Überspringung bürokratischer Hürden“ die niedergelassene Ärzteschaft, die mobilen Impfteams, die Medizinischen Versorgungszentren der Kliniken, das Gesundheitsamt, die Stadt und der Kreis die Einrichtung nach dem Schließen der großen Impfzentren aus dem Boden gestampft haben. „Manchmal muss man einfach machen.“
Schon nach einer Woche mit halbtägigen Öffnungszeiten habe man wegen des großen Andrangs einen Zwei-Schicht-Betrieb einführen müssen. Den großen Erfolg führt Ladenburger nicht nur auf die engagierten Akteure zurück, die die Impflinge mit „Geduld, Ruhe und Fachkompetenz“ versorgt hätten. Sondern auch auf die zentrale Lage in der Fußgängerzone, „an den Laufwegen, die die Menschen gewohnt sind“.
Hohe Corona-Impfquote während der vierten Welle
Die höchste Erstimpfquote wurde mit knapp 76 Prozent Ende November auf dem Höhepunkt der vierten Welle erzielt. Der Tag mit den meisten Impfungen war mit 352 der 23. November. Verabreicht wurden in der Impfambulanz auch insgesamt knapp 350 Kinderimpfungen. Zu Beginn der Adventszeit hat es dafür einen eigenen Kinderimpftag gegeben, an dem Nikolausmützen getragen wurden. Hinzu kamen weitere Aktionstage, etwa mit einer Gynäkologin, mit Sprachschulen und Dolmetschern.
„Vieles ist erst im Werden geworden“, sagt Ladenburger, die auch die „bombastische Security“ lobt. Diese habe teilweise abends noch Passanten auf der Straße angesprochen, damit der bereits aufgezogene Impfstoff nicht verfällt. Viele Wochen und Monate sei die Impfambulanz „ein Vorzeigeprojekt“ gewesen, betont auch Enzkreis-Landrat Bastian Rosenau, der mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“ zurückblickt. Als klar war, dass die Kreisimpfzentren nicht fortgeführt werden können, sei man auf die Idee gekommen, „etwas kleines Eigenes“ zu machen.
Rosenau spricht von einer „Erfolgsgeschichte“, die vor allem deshalb möglich gewesen sei, weil alle Akteure Hand in Hand zusammengearbeitet hätten. So sei es gelungen, auch Personengruppen fürs Impfen zu gewinnen, bei denen das sonst schwierig gewesen wäre.
Lob für die gute Zusammenarbeit in Pforzheim
Sein besonderer Dank gilt den Ärzten, die mit „Riesen-Engagement“ dabei gewesen seien, zusätzlich zum eigentlichen Praxisbetrieb. Auch Pforzheims Bürgermeister Dirk Büscher (CDU) lobt die „sehr gute Zusammenarbeit“ und betont: „Das war die richtige Aktion zum richtigen Zeitpunkt.“ Er ist überzeugt, dass die Niederschwelligkeit des Angebots zu seiner großen Akzeptanz beigetragen hat.
Aber Büscher betont auch, dass das Thema Impfen noch nicht erledigt sei, auch wenn Corona nun in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund trete. Auch Erste Landesbeamtin Hilde Neidhardt ruft weiterhin dazu auf, sich impfen zu lassen. „Das ist der beste Schutz, um diese unsägliche Krise über die Bühne zu bekommen.“
Holen kann man sich diesen Schutz nach wie vor im Alten Zollamt – und zwar montags, dienstags, freitags und samstags von 9 bis 15 Uhr. Mittwochs und donnerstags ist von 13 bis 19 Uhr geöffnet und Kinderimpfungen werden am zweiten und vierten Samstag des Monats angeboten. Weiterhin im Einsatz sind auch die mobilen Impfteams, die sich auf Wunsch auch um ukrainische Flüchtlinge kümmern.