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Exkursion zur Internationalen Batnight

In Eutingen auf den Spuren der lautlosen Jäger der Nacht

Bei einer Fledermaus-Exkursion im Enzauenpark teilt die Expertin Ulrike Wagner ihr Wissen über die lautlosen Insektenjäger. 

Fledermaus-Expertin Ulrike Wagner zeigt den Teilnehmenden der Batnight Exkursion das Bild einer Bechsteinfledermaus.
Ulrike Wagner zeigt den Teilnehmenden das Bild einer Bechsteinfledermaus. Foto: Birgit Metzbaur

Sie sehen mit ihren Ohren, fliegen mit ihren Händen, schlafen mit dem Kopf nach unten – und das bereits seit 50 Millionen Jahren: Fledermäuse. Galten sie einst als blutsaugende Vampire, wissen wir heute, dass Fledermäuse schützenswerte Tiere sind, die mitten unter uns leben.

Die Fledermäuse kommen in der Dämmerung

Zur internationalen Batnight, die weltweit in 38 Ländern stattfindet, organisierte der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) am letzten August-Wochenende in Eutingen eine Exkursion mit der Fledermaus-Expertin Ulrike Wagner. Los ging es am Samstagabend nach Sonnenuntergang vor der Karl-Friedrich-Schule. Denn wenn die Dämmerung kommt, segeln die lautlosen Jäger der Nacht am Himmel und auch ganz nah über den Köpfen der Menschen.

Sie konnten den letzten Dinosauriern noch Hallo sagen.
Ulrike Wagner
Fledermaus-Expertin

Menschen können nur die Soziallaute der Fledermäuse hören. Die Tiere orientieren sich mithilfe von Ultraschall, senden für Menschen meist unhörbare Laute aus und analysieren die Echos. „Zum Glück hören wir sie nicht, denn sie können die Pegel von Presslufthämmern erreichen“, berichtete Wagner. Die gelernte Tierarzthelferin hatte zur Exkursion Fledermaus-Detektoren mitgebracht. Durch sie wurden die hochfrequenten Rufe der Fledermäuse in hörbare Laute abgewandelt.

Nach dem Regen sind viele Insekten unterwegs

Das Wetter am Samstagabend war ideal für eine Fledermaus-Exkursion. Nach dem Regen waren viele Insekten unterwegs und immer wieder huschte eine Fledermaus auf den Wegen im Enzauenpark dicht über die Köpfe der Menschen hinweg. Wobei die meisten Tiere ohne Fledermaus-Detektor wahrscheinlich unbemerkt geblieben wären.

Seit 50 Millionen Jahren auf der Erde

Fledermäuse leben seit 50 Millionen Jahren auf der Erde. „Sie konnten den letzten Dinosauriern noch Hallo sagen“, so Wagner. In Baden-Württemberg sind bis zu 26 Fledermausarten heimisch. Sie ernähren sich von Insekten, Stechmücken, Eintagsfliegen und Motten.

Wagner brachte eindrucksvolle Nahaufnahmen von Tieren mit, die im Freien nur als vorbeihuschende Schatte wahrnehmbar sind. Sie berichtete von der Bechsteinfledermaus, die im Wald lebt und jagt, von der Wasserfledermaus, die Insekten dicht über der Wasseroberfläche fängt, der Zwergfledermaus, die nur bis zu vier Gramm wiegt, und dem Großen Abendsegler, der mit seinem kräftigen Gebiss gefährlich aussieht.

Die Zähne nutzen die Fledermäuse, um die Chitinpanzer von Insekten zu schreddern. Fledermäuse fressen jede Nacht ein Drittel ihres Körpergewichts, das sind rund 3.500 Stechmücken pro Tag.

Bei ihrer nächtlichen Jagd stoßen die Fledermäuse kaum auf natürliche Feinde, aber sie kämpfen mit den Folgen einer intensiven Land- und Forstwirtschaft sowie der Vernichtung ihrer natürlichen Lebensräume durch den Menschen. So wurden traditionelle Fledermaus-Quartiere zerstört und Nahrungsquellen reduziert.

Auch die Unkrautvernichtungsmittel, die den Insektenbestand reduzierten, machten der Fledermaus-Population zu schaffen. Doch in den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Bestand wieder erholt.

Fledermäuse bevorzugen störungsfreie Unterschlüpfe

Inzwischen siedeln zahlreiche Arten wie die Zwerg- oder Bartfledermaus vermehrt an und in Gebäuden, an denen sie Spalten und Hohlräume finden. Sie bevorzugen möglichst warme, zugluft- und störungsfreie Unterschlupfmöglichkeiten.

Die Zwergfledermaus nistet sich unter Dachziegeln, in Spalten in den Dachüberständen im Firstbereich oder hinter Holzverschalungen ein. Dachböden bieten ihnen als Ersatzhöhlen beste Bedingungen für die Aufzucht des Nachwuchses.

Fledermausweibchen bringen im Frühsommer ein bis zwei Junge zur Welt. Am bekanntesten sind die Kolonien des Großen Mausohrs, die sich meist auf den Dachböden von Kirchen befinden. Im Kloster Maulbronn bringen 1.500 bis 2.500 Weibchen jedes Jahr ihre Jungen auf die Welt. Die Männchen ziehen vereinzelt oder in Gruppen durch die Gegend. Angst muss kein Hausbesitzer vor den nützlichen Insektenjägern haben, denn sie nagen nicht an Holz, zerbeißen keine Kabel und zerstören keine Isolierung.

Helfer brauchen Genehmigung

„Rein theoretisch“ können Fledermäuse Krankheiten wie die Tollwut übertragen, so Wagner. „Aber Deutschland gilt als tollwutfrei.“ Und im Normalfall komme man den scheuen Tieren, die im asiatischen Raum als Glücksbringer gelten, sowieso nicht sehr nahe. Sie selbst hat die Genehmigung, hilflose verwaiste Tiere zu betreuen. „Sie fühlen sich weich an wie Mäuschen.“

Wer Fledermäusen Gutes tun will, dem empfiehlt die Expertin insektenfreundliche Pflanzen wie Brennnessel und Löwenzahn stehenzulassen und Regenfallrohre und -tonnen mit schräggestellten Stöcken auszustatten, damit Tiere nicht ertrinken.

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