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Hygieneprodukte in der Schule

Im „Hilda“ in Pforzheim ist der Tampon-Spender schon angekommen

Kostenlose Menstruationsprodukte in Pforzheim: Wie die SPD-Fraktion ein flächendeckendes Angebot in öffentlichen Gebäuden erreichen will.

stellvertretende Schulsprecherin 2022/23 am Hilda-Gymnasium in Pforzheim, Vanessa Darth mit Spendegerät für Menstruationshygiene.
Kleine Verbesserung aus Blech: Vanessa Dathe zeigt den Spender für kostenlose Menstruationsprodukte, der noch in dieser Woche im Hilda-Gymnasium an die Wand kommen soll. Foto: Edith Kopf

Das Thema kostenlose Menstruationsartikel ist gefühlt in aller Munde. An Binden und Tampons mangelt es dennoch auf den meisten öffentlichen Toiletten.

Das gilt insbesondere für Pforzheim, wo die SPD-Fraktion als erste lokalpolitische Kraft das Anliegen auf die Tagesordnung des Gemeinderats bringen will. Lediglich aus dem Kupferdächle und dem Hilda-Gymnasium ist bekannt, dass es dank jugendlicher Tatkraft unkomplizierte Angebote gibt.

„Ich würde mich freuen, wenn der Schulträger nicht nur Toilettenpapier und Seife, sondern auch Hygieneartikel bezahlen würde“, kommentiert Pforzheims Geschäftsführende Schulleiterin Edith Drescher. Seit dieser Woche gibt es am Hilda-Gymnasium einen 180 Euro teuren Spender für Hygieneartikel.

Frauen haben sich den Bedarf nicht ausgesucht.
Vanessa Darth, Hilda-Schulsprecherin

Die Direktorin nutzte den finanziellen Verfügungsrahmen an ihrer Schule zur Eigeninitiative für etwas, das aus Sicht der neuen stellvertretenden Schülersprecherin, Vanessa Dathe aus Pforzheim, selbstverständlich sein sollte.

„Frauen haben sich den Bedarf schließlich nicht ausgesucht“, argumentiert die 16-Jährige für mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Sobald die richtigen Befestigungsschrauben besorgt sind, hängt der Spender in einem diskreten Bereich beim Schulsekretariat. Dort, so erläutert Drescher, konnten Schülerinnen bislang schon Tampons und Binden bekommen.

Ab jetzt müssen sie dafür nicht mehr im Pulk von Mitschülern vor der dortigen Sprechscheibe stehen und laut eine Frage stellen, die vielen nicht leicht über die Lippen kommt.

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Die Idee mit dem Tampon-Spender hatte vergangenes Schuljahr die Schülermitverantwortung (SMV) – auch, weil Schülerinnen das Schulgelände nicht verlassen dürfen – also nicht einfach in die nächste Drogerie gehen können.

Die zweite Kraft beim Vorstoß für mehr Diskretion in Sachen Menstruationsartikel am „Hilda“ war laut Drescher ein Kollege aus der Schulleitung. Er habe die Marktlage sondiert und das Gerät besorgt.

Pforzheims SPD-Fraktion fordert kostenlose Hygienespender

Jungen Frauen im Freiwilligendienst ist es zu verdanken, dass Jugendliche im Kupferdächle auf vier Toiletten „Notfallkörbchen“ vorfinden. Marie Hofmann, stellvertretende Leiterin des Jugend- und Kulturtreffs, zieht nach einem Jahr positive Bilanz zu dem 250-Euro-Engagement mit Bioprodukten.

Das Angebot werde wohl wirklich für Notfälle genutzt. „Die Sorge, dass damit rücksichtslos umgegangen wird oder gehamstert, hat sich nicht bestätigt.“

Solche Angebote an Tampons und Binden sind „allein schon aus Gründen der Gleichberechtigung angebracht“, findet auch Pforzheims SPD-Fraktion. Sie fordert deshalb generell kostenlose Hygienespender auf Damentoiletten in den öffentlichen Gebäuden der Stadt – insbesondere Schulen.

Vor allem Studierende treiben das Thema frei zur Verfügung stehender Menstruationsartikel mit Erfolg voran, wie sich an den Traditionsuniversitäten in Freiburg und Heidelberg zeigt.

Dort spielt neben dem Unmut, dass Frauen allein für die Kosten der Monatsblutung aufkommen müssen, auch die soziale Frage eine große Rolle. So wird an der Uni Stuttgart kolportiert, dass „sieben Prozent der menstruierenden Studierenden deutschlandweit unter Periodenarmut leiden“. Dies lasse sich aus einer Studie in Großbritannien ableiten.

Ob es auch an der Hochschule Pforzheim in absehbarer Zeit ein entsprechendes Angebot geben wird, ist noch nicht ausgemacht. „Wir prüfen das derzeit und stimmen einen möglichen Testlauf ab“, reagiert Sprecher Axel Grehl auf eine Nachfrage.

„Einkommensschwache Frauen und Mädchen erhalten durch die Bereitstellung eine gerechtere Teilhabe am öffentlichen Leben, was angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten ein Signal in die richtige Richtung ist“, finden die drei Sozialdemokratinnen im Pforzheimer Gemeinderat.

In den Nachbarstädten Karlsruhe und Heilbronn fanden vergleichbare Anträge Unterstützung. Beide Städte brachten in jüngerer Zeit Pilotprojekte auf den Weg.

Auch Stuttgart ist gut dabei, wenn es um kostenlose Menstruationsartikel geht. Im dortigen Rathaus hängen Spender dafür auch auf Herrentoiletten und sorgen dieser Tage für einen Sturm der Entrüstung.

Auch Trans-Menschen sollen Hygieneprodukte auf öffentlichen Toiletten scham- und diskriminierungsfrei beziehen können, heißt es dazu sinngemäß bei den Befürwortern. CDU-Mitglieder sähen sich dagegen getäuscht, weil sie bei der Antragsformulierung „Hygieneprodukte für Menstruierende“ nicht von Männern ausgegangen seien, ist den Stuttgarter Nachrichten zu entnehmen.

In Pforzheim kann das nicht passieren. Die SPD-Fraktion unterscheidet in ihrem Antrag klar zwischen Männern auf der einen Seite sowie Frauen und Mädchen auf der anderen. Bei der Finanzierung hofft sie auf die Spendenbereitschaft von Drogeriemärkten, wo die Kundschaft für eine Großschachtel normale Tampons beispielsweise zwischen vier und sieben Euro bezahlt.

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