Bei der Firma Doduco legten die Beschäftigen am Mittag für eine Kundgebung eine Stunde lang die Arbeit nieder. Mehrere Redner von Betriebsrat bis Gewerkschaft kritisierten dabei das Vorgehen der Arbeitgeber.
„Es geht ihnen eben immer schlecht, wenn man in Tarifverhandlungen reingeht“, gewährte der Betriebsratsvorsitzende von Doduco, Peter Marincek, Einblicke in die bisherigen Verhandlungen, die im Panoramasaal des Sparkassenturms stattgefunden haben. „Wirklich einer der schönsten Verhandlungsräume, die ich in meinem Leben gesehen habe.“
Weniger schön sei allerdings gewesen, was die Arbeitgeber auf den Tisch gelegt haben: Dass der Samstag beispielsweise wieder als Regelarbeitstag eingeführt werden solle, das hat ihn „richtig sauer“ werden lassen, räumte Marincek ein. „Das geht gar nicht.“
Betriebsratsvorsitzender kündigt Aktionen bis mindestens 19. Mai an
Gleiches gelte für die Variabilisierung der Sonderzahlungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld, wie es von den Arbeitgebern gefordert werde. „Zwischen 2009 und 2016 hatten wir das bei Doduco schon“, gab er zu bedenken.
Zwei Jahre haben die Arbeitnehmer davon zwar profitiert; fünf Jahre allerdings nicht. „Sowas wollen wir nicht mehr.“ Keine knackigen Gegenforderungen also, sondern echte Verhandlungen forderte er mit Blick auf die nächsten Gespräche, die am 19. Mai stattfinden sollen. „Bis dahin werden Aktionen laufen, auch in anderen Firmen.“
Dass sich die Arbeitnehmer dabei auf die Verhandler verlassen können, das versprach Max Könne, Betriebsratsvorsitzender bei Agosi: „Ihr habt tolle Betriebsräte, die sich unermüdlich für euch einsetzen.“ Warnstreiks wie jener bei Doduco gäben der Tarifkommission zudem Rückenwind: „Die Arbeitgeber sehen, dass es nicht nur eine hohle Phrase ist, was wir da verhandeln, sondern dass da wirklich Menschen dahinterstehen.“
IG Metall fordert vier Prozent mehr Lohn
Konkret fordert die IG Metall für die Beschäftigten der baden-württembergischen Schmuck-, Uhren- und Edelmetallindustrie eine Lohnerhöhung von vier Prozent für zwölf Monate, sowie ein Zukunftspaket, das unter anderem Möglichkeiten zur Beschäftigungssicherung und Verbesserungen für Auszubildende und dual Studierende vorsieht.
„Das ist gerechtfertigt, weil ihr einen Anteil habt am Erwirtschafteten“, so der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Martin Kolb. Gute Arbeit habe schließlich ihren Preis. Stattdessen habe man jedoch schon Arbeitgeber erlebt, „die fordern von ihrer Belegschaft, dass sie freiwillig mal auf zehn Prozent ihres Lohns verzichten“, kritisierte Gewerkschaftssekretär Jonathan Trapp.
Für viele Arbeitnehmer würde das jedoch bedeuten, dass sie nicht mehr genug Geld zum Leben haben. Dabei zieht die Wirtschaft langsam wieder an. „Wir merken das“, versicherte die erste Bevollmächtigte Liane Papaioannou. Deshalb gehe es jetzt eben auch in der Edelmetallindustrie darum, für gesicherte Einkommen, sichere Arbeitsplätze und gute Regelungen für Auszubildende zu kämpfen.