
Kollektive Improvisation in ein songdienliches Format packen – so lautet das Credo von Flosse. Dass die vier Jungs Spaß dabei haben, drücken sie auch in ihrem Motto aus: „Flosse springt vom Beckenrand, provoziert, nimmt nichts ernst und dabei alles“. Die Quartett-Besetzung bietet Max Diller aus Engelsbrand an der Trompete, Tenorsaxofonist Hannes Kempa, Bassist Johannes Fricke und dem Schlagzeuger Tim Gerwien viele Freiheiten.
„Durch den Verzicht auf ein Harmonie-Instrument eröffnen sich neue Möglichkeiten der Improvisation und Interaktion“, erklärt Diller. Die fehlenden Harmonien werden entweder durch die Bläser abgebildet oder bewusst ausgeblendet, so dass als Grundlage die Rhythmik und die Formelemente in den Vordergrund rücken. Durch den akustischen Ansatz funktioniert die Musik von Flosse sowohl auf Festival-Bühnen wie auch in kleinen Jazzclubs.
Kennengelernt haben sich die vier Bandmitglieder während ihres Studiums an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden. Dass musikalisch die Chemie zwischen ihnen stimmt, zeigte sich bei gemeinsamen Jam-Sessions, aus denen sie das Repertoire für ihre ersten Konzerte entwickelten. „In den letzten drei Jahren haben wir uns wöchentlich getroffen, um zu jammen, Ideen auszutauschen und auszuprobieren“ erläutert Diller die Arbeitsweise. Ihre musikalischen Skizzen arrangieren Flosse gemeinsam im Proberaum. Auch live auf der Bühne werden die Stücke noch improvisatorisch weiterentwickelt.
Die Musik von Flosse zeugt von einer großen musikalischen und kompositorischen Bandbreite und trägt traditionelle sowie experimentelle Strukturen, wirkt reif und stilsicher. Mit den puristisch-erdigen Klängen ihres Akkustik-Jazz formen sie meditativ-introvertierte Momente sowie beinahe hedonistisch-frei anmutende Klangstrukturen – abgerundet durch große Improvisationsfreude. „Inspiriert wurden wir von Musikern wie Jim Black, Dave King oder Tim Lefebvre“, erläutert Diller auf Nachfrage.
Jazz-Quartett Flosse ist auf Album-Release-Tour durch Deutschland
Auch das skandinavische Quartett Atomic und die Band Get the Blessing nennt er als Vorbilder. Der Bandname Flosse hat übrigens einen ganz simplen Ursprung. Laut Diller wurde ein kurzes Wort gesucht, das einprägsam und witzig ist und vor allem viel Deutungsspielraum lässt. „Anomia“ ist bei bekannten Streaminganbietern sowie auf CD und Vinyl erhältlich. „Beim Jazzpublikum sind physische Tonträger nach wie vor sehr gefragt“, so Diller. Nach der Pandemie war es der Band wichtig, ihre Musik auf nahezu unvergänglichen Medien festzuhalten – wie eben der Schallplatte. „Die Aufmerksamkeitsspanne in der digitalen Welt ist ja bekanntlich oft sehr kurz.“
Flosse sind derzeit auf Album-Release-Tour durch Deutschland. Für 2024 sind Auftritte in Dänemark und eine Skandinavien-Tour geplant. In seiner Heimat kann man Max Diller aktuell nur im Rahmen anderer Projekte hören. Gemeinsam mit seinem Bruder Lukas, Gernot Ziegler und Stefan Günter-Martens, spielt er am 22. Januar bei „Jazz am Sonntag“ im Café Roland in Pforzheim.
„Ich finde es immer wieder toll, in Pforzheim zu sein, weil es eine schöne Möglichkeit ist, mit befreundeten Musikern zu spielen“, sagt er. „Abseits von Flosse widme ich mich zurzeit einem neuen Bandprojekt namens Blossom.“ Mit Blossom tritt Diller am 5. Februar im Mikado in Karlsruhe und am 29. April in der Neuhausener Theaterschachtel auf.
Service
Mehr Informationen und Termine unter www.flosse-band.com und www.max-diller.com.