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Sonderschau im Alten Schlachthof

„Kette des Humanismus“: Pforzheim würdigt Schmuck und Reuchlin in gemeinsamer Veranstaltung

Die Kunst zeitgenössischer Schmuckgestaltung ist im Alten Schlachthof zu erleben. Damit verbunden ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Zeit der Renaissance und Johannes Reuchlin. Auch die Ornamenta 2024 ist schon Thema.

Schmuck plus 2021 im Alten Schlachthof Pforzheim mit Corona Masken
Einzelpositionen künstlerischer Schmuckgestaltung sind am Wochenende im Alten Schlachthof von Pforzheim zu sehen. Foto: Jens Alemann

Hebräische Schriftzeichen haben selbst Pforzheimer Schmuckgraveure nicht einfach so im Zugriff. Diese Erfahrung macht dieser Tage Kerstin Mayer.

Die Sprecherin der Sektion Schmuck im Pforzheimer Kulturrat setzt sich mit Johannes Reuchlin und dessen Toleranzgedanken auseinander. Sie hat einen Ring kreiert, der dessen Brückenschlag zum Judentum auch sprachlich deutlich machen soll. Der Anlass für die Arbeit ist am Samstag und Sonntag im Alten Schlachthof von Pforzheim an der Kleiststraße zu sehen.

Mit einer Sonderausstellung rückt die Sektion Schmuck den großen Sohn der Stadt mitten in die jährliche Präsentation künstlerisch orientierter Schmuckschaffender. Auch beim Titel wird deutlich, dass sie sich am Jahresprogramm zur Erinnerung an Reuchlins Todes vor 500 Jahren beteiligt. Er starb am 30. Juni 1522 in Stuttgart.

Über 60 Bewerbungen für „Schmuck und Reuchlin“

„Schmuck und Reuchlin“ kündigt die Sektion Schmuck doppeldeutig an. Denn in der Sonderschau kann es darum gehen, wie Reuchlin in seiner Zeit Schmuck erlebte, und um Schmuck zu seinem bis heute relevanten gedanklichen Werk. Alle Sektionsmitglieder sowie Künstler aus dem Kulturrat und Ausstellende sind aufgefordert, dazu etwas beizutragen.

Eine gute eigene Idee soll von eigener Hand gut umgesetzt sein.
Kerstin Mayer, Sektion Schmuck

Die Addition von Schmuck und Reuchlin sieht, wer jenseits des Gedenkens die 42 Positionen zeitgenössischen Schmuckschaffens betrachtet. Das Organisationsteam hat sie aus „über 60 Bewerbungen“ herausgesucht. Maßstab dabei war laut Mayer, dass „eine gute eigene Idee von eigener Hand gut umgesetzt ist“.

„Hochglanzorientierter Goldschmuck“ sei nicht gewollt bei dem jährlichen Auftritt der freien Gestalter. Auch Produktionen mit vorgefertigten Teilen haben laut Mayer eher keine Chance.

Einen bleibenden Gesamteindruck von dem, was die Kombination aus Pforzheim, Schmuck und Reuchlin hervorbringen kann, ist zur Eröffnung der Schau am Samstag um 11 Uhr angekündigt. Alle Teilnehmenden sind aufgefordert, ein frei gestaltetes 30-Zentimeter-Stück für eine „Kette des Humanismus“ beizutragen.

Klänge der Renaissance zur Eröffnung

Musik dazu gibt es von Barbara Noeldeke. Die Cellistin eröffnet nicht nur die Präsentation „Schmuck und Reuchlin“ mit Klängen aus der Zeit der Renaissance, sie gestaltet damit gleichzeitig den Auftakt zur Beteiligung der aus der Sektion Musik im Kulturrat hervorgegangenen Musikinitiative. Das zeigt sich auch bei einem Chillout am Samstag ab 17 Uhr.

Der am Sonntag von jazzigen Klängen unterbrochene musikalische Streifzug durch die Zeit Reuchlins kann ebenso wie die Ausstellung selbst als Vorarbeit für neue große Ereignisse in Pforzheim bewertet werden. Kerstin Mayer will das Format „Schmuck plus“ für die Ornamenta 2024 anmelden.

In welche der fünf „Gemeinden“ das dann passen könnte, die das Kuratorenteam gedanklich über den ganzen Nordschwarzwald ausbreitet, will sie zunächst mit den Machern der Diskussion über das Jetzt und die Zukunft der Region besprechen. Schmutzige Ecke, Eros, Inhalatorium, Bad Databrunn und Solartal stehen zur Auswahl.

Beim Blick auf das im Stadtmuseum aufgebaute Transferium zur Ornamenta ist nicht ausgeschlossen, dass hebräischen Schriftzeichen für die Schmuckgravur auch 2024 einen Platz finden.

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