Stunden vor dem offiziellen Start des Open-Air-Kinos im Innenhof des Kulturhauses Osterfeld wuselt es in den Gängen der Osterfeld-Schule. Während Timo Gerstel, bei dem als Techniker des Kommunalen Kinos (Koki) sozusagen die Drähte zusammenlaufen, sein Mischpult einstöpselt klettert Sven Bechtle im Schulhaus-Flur auf eine Leiter. „Oh ja, das sind einige Kabel, die wir hier zu verlegen haben“, sagt er.
Der Aufwand ist enorm, aber das Koki, das von diesem Donnerstag, 5. August, bis 4. September in die 26. Auflage dieser Art Kinovergnügen unter freiem Himmel geht, hat treue Stammkunden. Die sind dazu noch wetterfest und genießen auch bei Regen die Filme unter ihrem Plastiküberhang.
300 Gäste sind derzeit erlaubt. Dass man hier je nach Inzidenzen variabel sein muss, sind Veranstalter inzwischen gewöhnt. Die verschärfte Corona-Verordnung durch Inzidenzstufe 2 macht das Begrenzen auf diese Zuschauerzahl notwendig.
Kommunales Kino Pforzheim hat Qualitätsanspruch
Die werden dieses Mal in den Genuss einer neun mal sechs Meter umfassenden neuen Leinwand kommen, die alte war rissig geworden. Die neue Leinwand wurde zu einem großen Teil über Crowdfunding finanziert.
Das Kommunale Kino hat den Anspruch, die Technik immer wieder auf Vordermann zu bringen und auch im Freien gute Qualität zu liefern. Und das gilt auch fürs Programm. Von wegen „Film ab“ und das war’s.
Davon abgesehen, dass gleich vier Kinopremieren abgespult werden können – „Death of a Ladies’ Man“, „Der Rosengarten der Madame Vernet“, „Unter den Sternen von Paris“ und „Der Hochzeitsschneider von Athen“ – liefert das Koki bei dieser Zusammenarbeit mit dem Kulturhaus Osterfeld auch ein sehens- beziehungsweise hörenswertes Vorprogramm.
Gleich zum Start wird der in Karlsruhe lebende Musiker Rolf Ableiter erwartet, der im Vorfeld zu einem Film mit Musik-Schwerpunkt Leonard Cohen musikalisch darauf einstimmt. Und das wiederum passt wie die Faust aufs Auge zu Ableiter: seine Cohen-Tribute-Show ist bekannt, sein Projekt „Fieldcommander C.“ bundesweit ebenfalls.
Im Film „Death of a Ladies’ Man“ wird Gabriel Byrne nach längerer Leinwand-Abstinenz zurückkehren und einen trinkfesten College-Professor spielen, der erfährt, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Das Kommunale Kino mit Christine Müh an der Spitze kann sich rühmen, diesen Film lange vor dem Bundesstart nach Pforzheim geholt zu haben.
Berlinale-Leiter Dieter Kosslick besucht das Kommunale Kino
Man könnte als Zuschauer auch gleich auf dem Platz sitzenbleiben, denn bereits einen Tag später folgt das nächste Highlight. Es ist der langjährige Berlinale-Leiter Dieter Kosslick, auf dessen Besuch sich Koki-Geschäftsführerin Christine Müh sich besonders freut.
Er hat seinen Wunschfilm sozusagen im Gepäck: die skurrile und optisch überbordende Komödie „Grand Budapest Hotel“. Kosslick wird aus seiner Kino-Biographie „Immer auf dem Teppich bleiben“ lesen. „Am hinteren Ende der Saison schlägt mein Herz für Antropoloops: Das spanische Künstlerduo komponiert live Remix-Begegnungen traditioneller Musiker aus aller Welt, auf einer interaktiven Weltkarte visualisiert“, verrät Müh.
Service
Karten gibt es online unter www.openairkino-pforzheim.de sowie im Kommunales Kino, im Kulturhaus Osterfeld und in den Schmuckwelten am Leopoldplatz.
Neben den Filmen wird es immer ein Vorprogramm geben, das auch mal von einer Rockabilly-Band wie „Holger and his Rockabilly’s“ im Vorfeld des Films „Kings of Hollywood“ oder von „Stubenjazzer“, passend zum „Eck-Kneipen“-Film „Nebenan“ mit Daniel Brühl gestaltet wird.
Von Road-Movie über Komödie bis hin zum Liebesfilm mit Roboter („Ich bin dein Mensch“) und am letzten Abend wieder die tradionelle „Rocky Horror Picture Show“ bleibt kaum ein Wunsch offen.