Der Vorsitzende des ökologischen Verkehrsclubs VCD, Matthias Lieb, sieht seine Kritik an den ÖPNV-Strukturen im Enzkreis und Pforzheim angesichts des „Buslinienvergabe-Desasters“ bestätigt.
Er fordert seit Jahren eine Integration des Verbundes in die größeren Nachbarstrukturen.
Herr Lieb, wie bewerten Sie die Buslinien-Vergabe im Nachhinein?
LiebWenn ein Busunternehmer eine Linie eigenwirtschaftlich betreibt, kann er zwar selbst bestimmen, muss aber von den Fahrgeldeinnahmen leben. Und diese sind im VPE seit zehn Jahren rückläufig, vor allem im Schülerverkehr. Das macht die Kalkulation schwierig. Deshalb hat das Busunternehmen Müller die Notbremse gezogen, es hat sich nicht gerechnet. Das war aber kein Grund, ihn bei der Notvergabe auszuschließen.
Was müssten Pforzheim und Enzkreis tun, um in Fusionsverhandlungen mit benachbarten Verkehrsverbünden zu treten?
LiebBeide müssten einen Aufnahmeantrag stellen. Ein aktuelles Beispiel ist der Verkehrsverbund im Landkreis Göppingen, der jetzt in den VVS integriert worden ist. Das war aber ein langer Prozess und hat Jahrzehnte gedauert, bis es soweit war. Hier wollte die Kreispolitik auch zunächst eine eigene Lösung haben, doch die Bürger wollten den Anschluss an den großen VVS.
Haben Sie Hoffnung, dass auch der eigenständige Verkehrsverbund VPE in im größeren Nachbarverbund aufgeht?
LiebDie Hoffnung ist schon da. Wichtig ist aber jetzt, dass der Prozess angestoßen wird. Wir werben seit 25 Jahren dafür, es hat aber bis heute nicht geklappt, weil sich der VPE auf seine Eigenständigkeit beruft. Für Fahrgäste wäre das von Vorteil, schon allein wegen einheitlicher Tarife und der Transparenz. Enzkreis und Pforzheim ist kein abgeschlossener Verkehrsraum, daher sind Kooperationen über die Landkreisgrenze hinweg wichtig. Belegt wird das unter anderem durch die Pendlerströme: 50 Prozent der Auspendler fahren von Pforzheim aus dem VPE-Gebiet. Bei den Enzkreis-Auspendlern sind es 41 Prozent.