
„Ich bin dann mal da“, mit diesen Worten lädt die evangelische Landeskirche in Baden zu Wandertouren mit Landesbischöfin Heike Springhart ein.
In Pforzheim, wo die Tour am Freitagnachmittag stattfand, müsste es eigentlich heißen: „Ich bin dann mal wieder da.“ Denn Heike Springhart war von April 2019 an drei Jahre lang Pfarrerin der Johannesgemeinde an der Auferstehungskirche.
Kurz vor Weihnachten 2021 wurde sie von der badischen Landessynode zur neuen Landesbischöfin, der ersten Frau an der Spitze der Landeskirche, gewählt.
Zu Springharts Begrüßung in der neuen evangelischen Kindertagesstätte im Pforzheimer Stadtteil Dillweißenstein war Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) gekommen.
Auch das Vorbereitungsteam vom Oberkirchenrat war da, Springharts persönlicher Referent, André Kendel, der in Kürze die neue Abteilung Öffentlichkeitsarbeit übernehmen wird und ihr designierter persönlicher Referent, der Pforzheimer Landesjugendpfarrer Jens Adam.
Die Landesbischöfin zeigte sich beeindruckt von den Räumlichkeiten, dem freundlichen, musikalischen Empfang der Kinder und der großen Zahl von Menschen, die generationenübergreifend ihrer Einladung zu einer Wanderung nachgekommen waren.
Mitglieder der Johannesgemeinde wandern mit ihrer ehemaligen Gemeindepfarrerin durch Pforzheim
Unter den Wanderern war eine fünfköpfige Frauengruppe um Edeltraud Linder, die erzählt, dass sie es als Mitglieder der Johanneskirche als „Pflichtaufgabe“ sehen, dabei zu sein, wenn ihre ehemalige Gemeindepfarrerin in der Stadt ist. Außerdem interessiere sie das Thema Ekiba 2032, der Strategieprozess, mit dem die Zukunft der Kirche gestaltet werden soll.
Brigitte Müßle gehört der Dillweißensteiner Kirchengemeinde an und wanderte mit ihrem Handfahrrad mit, weil der Weg durch das Gebiet ihrer Kirchengemeinde führt.
Eine weitere Anreise hatte Irene Köberle mit Hund Balou. Sie kam aus Stuttgart und wollte „prüfen“, ob es für sie noch Sinn macht, in der Kirche zu bleiben.
Seit ihrer Konfirmation ist sie ehrenamtlich in der Kirche aktiv. Erzählt, dass sie den „grünen Gockel“, ein Umweltmanagementsystem für Kirchengemeinden, mitentwickelt habe. Aber nun sei sie zunehmend enttäuscht von ihrer Kirchengemeinde, es finde „nur noch Veranstaltungskirche“ statt, so Köberle.
Jede Wandertour steht unter einem anderen Motto
Der Landesbischöfin ist es ein Anliegen, bei den Wanderungen mit möglichst vielen verschiedenen Menschen in den Kirchenbezirken ins Gespräch zu kommen. Jede Wandertour mit Etappenzielen steht unter einem eigenen Motto.
Fünf Bezirke und Regionen wurden ausgewählt, in denen gewandert und über unterschiedliche Themen gesprochen wird: von Schöpfung, Landwirtschaft und Klimaschutz, über Gesundheit und gute Ernährung bis hin zu Erziehung, Bildung und einem generationenübergreifenden Miteinander in der Region.
Gestartet ist die Tour im Kirchenbezirk Adelsheim-Boxberg am 30. Juni. Die letzte Station wird am 29. Juli im Kirchenbezirk Markgräflerland sein, unter dem Motto „Sorgende Gemeinde werden“.
Die Kinder sagen, wo es langgeht. Ihr seid die Zukunft.Heike Springhart
Landesbischöfin
In Pforzheim führte der kürzeste Spaziergang der Tour von der Kita in Dillweißenstein an der Nagold entlang. Wegweisend an der Spitze gingen die Kinder. „So muss es sein“, ermunterte sie die Landesbischöfin: „Die Kinder sagen, wo es langgeht. Ihr seid die Zukunft“.
Im Garten beim Diakonie-Punkt Dillweißenstein war Zeit für Gespräche bei Kaffee, Kuchen und Eis. Eine spannende Frage hatte Diakonie-Chefin Sabine Jost mitgebracht: Kann das kirchliche Arbeitsrecht so geändert werden, dass auch Menschen ohne Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche in Kitas arbeiten können.
Dekanin Christiane Quincke zeigte sich auf Nachfrage „grundsätzlich offen“, die Grundfrage sei, wie das christliche Profil gesichert werden könne, doch da gebe es eine große Bandbreite.
Etwas zögerlicher antwortete die Landesbischöfin: „Das ist die Gefahr dieses Formats. Man wird etwas gefragt. Antwortet. Und morgen steht in der Zeitung, die Landesbischöfin fordert …“, erklärte Springhart, dass diese Frage „letztlich nicht am Kaffeetisch entschieden werden kann“.
Ob eine Kita evangelisch ist, entscheide sich daran, was darin passiert. Klar sei, wer in einer evangelischen Kita arbeitet, der müsse das christliche Profil mittragen, so Springhart. Eine Änderung müsse eingebettet sein in die Rahmenbedingungen.
„Größe des Teams“, hatte Jost als Beispiel genannt. Wenn das alles beachtet, gut begleitet und gestaltet werden kann, kann sich auch die Landesbischöfin vorstellen, dass das Arbeitsrecht geändert wird.
Nach einer Andacht im Garten war noch ein abschließendes Grillen vor der Kita angesagt.