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Hexenprozess

Musical-Oper „Katharina Kepler“ feiert Indoor-Premiere im Theater Pforzheim

Die berühmte Geschichte des Hexenprozesses um Katharina Kepler steht im Mittelpunkt einer Musical-Oper, die das Theater Pforzheim bei Komponist Volker M. Plangg in Auftrag gegeben hat. Die Uraufführung musste noch wegen Regens abgebrochen werden, doch jetzt fand die Premiere im Großen Haus statt.

Das Ensemble der Musical-Oper „Katharina Kepler“ in einer Aufführung am Theater Pforzheim
Volker M. Plangg wollte mit seiner Mischung aus Oper und Musical vermeiden, dass die Kluft zwischen zeitgenössischen Opern und der Aufnahmebereitschaft des Publikums zu weit auseinander klafft. Foto: Sabine Haymann

Der Start der Musical-Oper „Katharina Kepler“, das Auftragswerk des Theaters Pforzheim, war schwierig: im Sommer hatte der Regen für einen Abbruch der Uraufführung auf der Open-Air-Bühne vor dem Theater gesorgt, eine Vorstellung fiel ganz aus, nur eine weitere wurde gespielt. Kürzlich fand die Indoor-Premiere im voll besetzten Großen Haus statt.

Der geschichtliche Hintergrund des Stücks ist vielen bekannt – der Hexenprozess gegen Katharina Kepler ist sehr gut dokumentiert. Komponist Volker M. Plangg konzipierte das Stück für ein klassisches Sinfonieorchester, Opernsängerinnen, Opernsänger und Chor, verstärkt mit E-Piano und E-Bass.

Das Pforzheimer Orchester sitzt in der Inszenierung von Intendant und Regisseur Thomas Münstermann durch einen Vorhang getrennt auf der Hinterbühne und ist über Lautsprecher zu hören. Die musikalische Leitung hat Philipp Haag.

Jay Alexander spielt Lutherus Einhorn im Theater Pforzheim

Volker M. Plangg wollte mit seiner Mischung aus Oper und Musical vermeiden, dass die Kluft zwischen zeitgenössischen Opern und der Aufnahmebereitschaft des Publikums zu weit auseinander klafft. Für dieses Vorhaben waren Lilian Huynen als Katharina Kepler, Paul Jadach als Johannes Kepler und Jay Alexander als deren Widerpart Lutherus Einhorn prädestiniert.

Sie spielen und singen routiniert und souverän. Sehr stark sind die Chorszenen, die erste zu Beginn, in der der junge Johannes Kepler mit seiner Mutter Katharina Zeuge einer Hexenverbrennung wird. In der nächsten Chorszene wird Katharina Kepler als Hexe verleumdet, und zwar von ihrer ehemaligen Freundin Ursula Reinbold, gesungen von Stamatia Gerothanasi.

Lilian Huynen ist ausgezeichnet in „Katharina Kepler“

Die Musik klingt vertraut, man glaubt, etwas zu erkennen, wird dann aber von einer fremden Wendung überrascht. Das Orchester umschmeichelt die Sänger mit ihrer eigenen Melodie, bei einer dramatischen Zuspitzung werden die Töne auch mal dissonant, und ein Walzer kann an Tempo zulegen.

Ausgezeichnet ist Lilian Huynen, die etwas burschikos und naiv die Kräuterfrau darstellt, bis sie plötzlich im Gefängnis landete und vom Scheiterhaufen bedroht ist. Paul Jadach singt ruhig und gelassen.

Überzeugend auch Jay Alexander als eifernder Vogt auf der Suche nach Hexen. Das Bühnenbild von Jörg Brombacher ist so einfach wie genial, auf einer Seite eine muschelförmige Öffnung, auf der anderen ein Gerüst, das Ganze drehbar. Die Kostüme sind passend, ohne Anspruch auf Authentizität zu erheben.

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