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Elf neue Steine

Neue Stolpersteine erinnern an Pforzheimer Opfer des Nationalsozialismus

Im Boden eingelassen sollen die Stolpersteine zum Nachdenken und Erinnern animieren. Die Aktion läuft seit 1995. Am Wochenende wurden in Pforzheim elf neue Steine des Gedenkens gesetzt.

Stolpersteine Zerrennerstraße Pforzheim Hans Demnig
Vier der Stolpersteine wurden von Künstler Gunter Demnig vor dem Haus Zerrennerstaße 29 verlegt. Insgesamt sind am Wochenende elf neue Gedenksteine in Pforzheim gesetzt worden. Foto: Axel Fischer-Lange

Im tristen Grau der Gehwegplatten an der Zerrennerstraße fallen die dort verlegten „Stolpersteine“ mit ihren glänzenden Messingoberflächen den Passanten sofort auf. Auf jedem dieser Steine sind Name, Lebensdaten und Schicksal eines NS-Opfers verewigt. Die Steine markieren die unmittelbare Nähe zu deren letztem Wohnort. Im übertragenen Sinne sind sie visuelle Stolpersteine, die im Alltagsleben an die Schicksale dieser Menschen erinnern.

Die am vergangenen Samstag verlegten Stolpersteine erinnern an Namen und Schicksale von 22 Pforzheimer Bürgern, die aufgrund ihres jüdischen Glaubens verfolgt wurden. Sie wurden entweder deportiert und in Konzentrationslagern ermordet, oder emigrierten nach England, Kanada oder in die USA.

Darunter finden sich die Namen von Mitglieder der Familien Holzer, Grünbaum, Braun, Goldbaum und Kuppenheim sowie die der beiden Frauen Greta Stengel und Jessi Rothschild.

Die Stolpersteine gibt es seit 1995. Entwickelt hat sie der Kölner Künstler Gunter Demnig. Er gibt damit NS-Opfern an ihrem einstigen Lebensort wieder einen Namen und entreißt sie damit dem Vergessen. In Deutschland und in mehreren Ländern Europas liegen mittlerweile über 80.000 dieser Steine an mehr als 2.000 verschiedenen Orten.

Insgesamt 343 Stolpersteine erinnern an Pforzheimer NS-Opfer

Die ersten vier Stolpersteine in Pforzheim wurden am 13. März 2008 auf dem Platz der Synagoge verlegt. Am vergangenen Samstag kamen wieder 22 neue Stolpersteine hinzu. Insgesamt erinnern nun 343 dieser Steine an Einzelschicksale der NS-Zeit in Pforzheim.

Die lokale Trägerschaft der Initiative Stolpersteine liegt in Händen der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim. Deren Mitglied Hans Mann organisiert die hiesige Verlegung der Steine. Er ist es auch, der die Namen und Einzelschicksale der Menschen recherchiert, die auf den Steinen verewigt sind. Dazu nutzt er eine Vielzahl an Quellen.

Rund 300 weitere Namen von Pforzheimer NS-Opfern und möglichen Opfern hat Hans Mann zurzeit erfasst. In vielen Fällen dauert die Recherche noch an. Im Falle von 120 Namen wäre die Verlegung eines jeweiligen Erinnerungssteins bereits möglich, erzählt er. Leider kann in Pforzheim derzeit nur ein einziger Verlegungstermin pro Jahr realisiert werden.

Die neuen Steine wurden am Samstag an sieben verschiedenen Orten im Pforzheimer Stadtgebiet verlegt. Unter anderem wurden vor den Gebäuden Zerrennerstraße 29 und Gerberstraße 2 insgesamt elf Steine im Bereich der Innenstadt gesetzt. Eine vollständige Liste der Verlegeorte ist auf der Internetseite www.loebliche-singer-pforzheim.de abrufbar. Begleitet wurde die Verlegungsaktion von Nachfahren der jeweiligen NS-Opfer sowie Spendern und Paten der Stolpersteine. Organisator Hans Mann verlas vor Ort Texte zur Lebensgeschichte der dort verewigten Personen.

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