Zweieinhalb Jahre nach dem Beschluss für eine neue Ornamenta in Pforzheim bekommt das Vorhaben Konturen.
Die im Mai 2021 bestellten Kuratoren Katharina Wahl, Willem Schenk und Jules van den Langenberg präsentieren Plattformen zum Programm für die 100-Tage-Schau. Sie ist designgetragen und soll 2024 ein „krachendes Ausrufezeichen“ setzen für Pforzheim. Die Stadt macht dafür 1,9 Millionen Euro locker, weitere 2,1 kommen über andere Kassen.
Kurier-Redakteurin Edith Kopf spricht mit der Produktdesignerin und Karlsruher HfG-Dozentin Katharina Wahl über den experimentellen Einstieg des Kuratorenteams in Pforzheim und das nun fertige Konzept .
Der erste richtige Ornamenta-Auftritt steht bevor. Sind Sie nervös?
WahlNatürlich ist es jetzt stressig, weil die Themenpräsentation im Stadtmuseum das Ende der Recherchephase markiert. Wir haben dabei seit Juli überprüft, was relevant sein könnte für die Ornamenta und was passiert, wenn lokale, nationale und internationale Dinge aufeinandertreffen. Die Linse lag dabei immer auf der Verbindung von Pforzheim und der Region. Jetzt geben wir Antworten.
Worauf werden Sie bauen bei der Ornamenta?
WahlWir haben fünf „Gemeinden“ gebildet. Diese kleinsten Einheiten des gesellschaftlichen Zusammenlebens sind Plattformen mit Themen wie Schmutzige Ecke oder Bad Databrunn. Sie sollen den Blick öffnen für Pforzheim und die Region, womöglich geografische Grenzen etwas verwischen. Vielleicht kann man am Ende eine neue Karte zeichnen, die für eine Gemeinschaft von Menschen mit gemeinsamen Zielen steht.
Blicken Sie mit Zuversicht auf das Jahr 2024?
WahlJa. Natürlich gibt es herausfordernde Momente, wenn organisch etwas im Entstehen begriffen ist, wir im Team etwas Neues erschaffen. Aber es gibt viele Chancen, viele Freiheiten und man kann etwas mitgestalten. Alle sind überzeugt von der Ornamenta und enthusiastisch. Das gibt auch viel Energie.
Wie wurden Sie und ihre Kuratorenkollegen aufgenommen?
WahlExtrem unterschiedlich, so wie die Nordschwarzwald-Gesellschaft einfach auch ist. Das Erwartungsmanagement spielt eine Riesenrolle bei den Kontakten. Es gibt viele Ornamentas in den Vorstellungen.
Mussten Sie sich davon befreien?
WahlDas war nie nötig. Es ging darum, diese verschiedenen Dinge aufzunehmen und in die Arbeit einfließen zu lassen. Hierin liegt auch die Bedeutung der Außenseiterperspektive, die wir immer betonen.
Hat Ihr Konzept der Experimentierphase standgehalten?
WahlWir mussten gar nicht so viel ändern, weil wir nicht fertige Themen mitbrachten, sondern eine Arbeitsweise vorzustellen hierher kamen. Von der Form her wird die Ornamenta bekannte Formate in einen neuen Zusammenhang setzen. Es gibt Ausstellungen, Diskussionen, Aufführungen. Inhaltlich wichtig dabei ist uns die Kontextverschiebung, Kunst in Alltagssituationen, Zeitgenössisches im historischen Umfeld des Stadtmuseums. Es hat uns sehr positiv überrascht, was da alles möglich ist. Wir hatten zum Beispiel eine ganz wunderbare Erfahrung mit großformatigen Arbeiten im Betriebshof der Technischen Dienste.
Wie führen Sie die Arbeit weiter?
WahlDie monatlichen Try-out-Events werden in Umfang und Zielsetzung stärker variieren und fokussierter auf einen speziellen Aspekt in einer unserer Gemeinden eingehen. Sie sollen sich bis 2024 organisch verändern. Wir werden deshalb ziemlich präsent sein im nächsten halben Jahr. Nichts ist abgeschlossen, jetzt beginnt eine Reise, an der hoffentlich viele teilnehmen. Die Ausstellung im Stadtmuseum ist dafür ein wichtiger Kommunikationsort.
Service:
Einsteigen bitte, heißt es am Freitag, 13. Mai, um 19 Uhr. Die Ornamenta-Kuratoren laden zur Eröffnungsreise ins Transferium 2022 ein. Sie führt in die fünf Gemeinden Schmutzige Ecke, Zum Eros, Inhalatorium, Bad Databrunn und Solartal. Dabei wird sich je nach Termin bei späteren Reisen bis 2. Oktober eine andauernde künstlerische Entwicklung vollziehen. Jeder kann Teil der neuen Gemeinden werden. Ziel ist es, gemeinsam die Region Nordschwarzwald zu „ornamentalisieren“.