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Transparenzverlust bei der Ornamenta

Pforzheims Kulturamt beantwortet Fragen zum Interesse an der Kuratorenstelle nicht

Pforzheims Kulturamt sieht sich außerstande, Fragen zu der Spitzenposition bei der Ornamenta 2024 zu beantworten. Damit bleibt die öffentliche Auseinandersetzung mit der Kuratorensuche auf der Strecke.

Gemeinsam für eine Ornamenta 2024 arbeiten Kulturamtsleiterin Angelika Drescher und Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (von links).
Die Zeit des Redens ist vorbei: Kulturamtsleiterin Angelika Drescher und Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (rechts) verweisen jetzt auf die neu geschaffenen Vereinsstrukturen im Ornamenta-Bund und lassen Fragen unbeantwortet. Foto: Jürgen Müller

Mögliche Namen für die Spitzenposition bei der Ornamenta 2024 in Pforzheim liegen auf dem Tisch. Besser gesagt, sie stehen im Ornamenta-Computer und der steht im Pforzheimer Kulturamt.

Lediglich zwei Bewerbungen gingen in Papierform an Stefan Förster, der als Vorsitzender des bisherigen Ornamenta-Vereins Adressat für die Interessenten an der Kuratorenstelle war. Entsprechend gibt er zwar gerne Auskunft, kann aber nur wenig sagen zum Erfolg der Ausschreibung.

Bei einem Großereignis, das Pforzheim ab 2024 mittelfristig international zu einem Begriff für Design und Innovation machen soll, bleibt die Öffentlichkeit ohne eine zeitnahe Information.

Die Fäden laufen bei Kulturamtschefin Angelika Drescher zusammen und die schweigt. Damit endet eine Woche nach Bewerbungsschluss die viel beschworene Transparenz in der Sache.

Es wird nicht mitgeteilt, wie viele Menschen sich zutrauen, das von Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne) angekündigte „krachende“ Ausrufezeichen in Pforzheim zu setzen. Über die Reichweite der Anzeigenkampagne, das erfolgreichste Medium bei dieser Stellenausschreibung, die Alterspanne der Interessenten oder deren Qualität wird ebenfalls nicht gesprochen.

Dabei sind weder persönliche Interessen noch eine sonstige Begründung für Geheimhaltung berührt.Zeitnahe Auskünfte – und das ist in diesem Falle eine Frage von Stunden – wären also rechtlich geboten.

Bewerbungen kommen nur zögerlich

Auch, ob tatsächlich erst ganz zögerlich Unterlagen eingingen, dann aber zum Ende der Frist doch noch „gute Bewerbungen reinkamen“, wie der Unternehmer Förster andeutet, bleibt unbeantwortet.

Dabei verbirgt sich genau an dieser Stelle eine der spannendsten Strategiefragen bei der Suche nach Topleuten für ein Ereignis mit internationaler Strahlkraft.

Denn es ist bei weitem nicht ausgemacht, ob nicht eher die direkte Ansprache oder die Vermittlung über Kenner der Szene die Wirkung einer klassischen Stellenanzeige bei weitem überstrahlen würden.

Pforzheim sucht „eine „visionäre Persönlichkeit mit akademischer Ausbildung oder ein Team, (inter-)national vernetzt in Kunst-, Kultur-, Designszene und einem ausgeprägten Interesse, mit den spezifischen inhaltlichen und geografischen Gegebenheiten kreativ umzugehen“.

Der Anzeige konnte weiter entnommen werden, dass junge Menschen besonders aufgerufen sind, sich zu bewerben. Gegen den Strich gelesen, ist das ein Hinweis auf die finanzielle Ausstattung der Stelle, über die ebenfalls zu sprechen ist, wenn es um den Kurator, die Kuratorin für die Ornamenta geht.

Statt die Gelegenheit zu ergreifen, winken die Verantwortlichen im Kulturdezernat mit einem Hintergrundgespräch und versprechen eine Pressemitteilung gemeinsam mit dem kürzlich neu gegründeten Ornamenta-Bund. Die Findungskommission tagte erstmals am Donnerstag.

Das Kulturamt schreibt dazu in der versprochenen Mitteilung, „dass alle Bewerber die Bedeutung der Ornamenta unterstreichen und herausstellen, welche Herausforderung die Entwicklung der Marke und des Formates für den Kurator als künstlerische Leitung, aber auch für die gesamte Stadt darstellt“.

Keine Antworten auf Detailfragen

Die Ornamenta wurde mit einem großen Werben und dem Versprechen breiter Beteiligung begonnen. Antworten auf Detailfragen gibt die Stadtverwaltung allerdings auch in der Pressemitteilung nicht.

Das große Schweigen trifft übrigens auch jene, die entscheiden sollen über die bedeutenden und kostenintensiven Weichenstellungen für die Zukunft der Stadt: Gemeinderätinnen und Gemeinderäte erzählen gerne davon, dass sie so gut wie keine direkten Auskünfte mehr bekommen.

Was bei den für Mai geplanten Gespräche mit den Bewerbern für die Kuratorenstelle herauskommt, steht im Juli zur Abstimmung.

Auf der Website zur Ornamenta schreibt die Stadt, Vertrauen sei eine Voraussetzung für die Ornamenta. Dies wurde nicht zuletzt vom Kulturdezernat stets auch in Zusammenhang mit der finanziellen und ideellen Unterstützung für das Vorhaben betont.

Beides wird dringend benötigt, wenn die Ornamenta 2024 Pforzheim in eine glänzende Zukunft führen soll.

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