Ideen für mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität im Enzauenpark und für eine Neugestaltung der Zerrennerstraße bieten dem Pforzheimer Gemeinderat für 2022 viel Gesprächsstoff. Sie wurden am Mittwoch im Planungs- und Umweltausschuss präsentiert und sollen nun zu konkreten Planungs- und Umbauentscheidungen führen.
Basis dafür ist im Falle der Grünanlage der Rahmenplan Oststadt. Zur Neugestaltung der Zerrennerstraße liegen eine Innenstadtkonzeption sowie ausgearbeitete Pläne vor und nun auch die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung im Herbst.
Mit dem Bild der „schmalen Oststadt“ im Rücken eröffnete Borries von Detten seinen Streifzug durch den Enzauenpark. Er sei „mit seinem fulminanten Baumbestand ein Wert an sich“, betonte der Landschaftsplaner vom Büro Freiwurf in Hannover, bevor er sich geistig über die Hohwiesenstraße zwischen Heizkraftwerk und Supermarkt in Richtung Vicenzaplatz und dort zu einem neuen Biergarten sowie einem wieder nutzbaren Römersteg bewegte.
Der Enzauenpark ist mit seinem fulminanten Baumbestand ein Wert an sich.Borries von Detten, Landschaftsarchitekt
Folgt Pforzheim seinen Vorschlägen, dann könnte im industriellen Teil mittelfristig ein Mobiliätshub Fortbewegung jeglicher Art bündeln. Auf der anderen Seite müsste es städtebaulich besser werden, damit es etwas wird mit dem neuen Lebensgefühl in Pforzheims Naherholungsanlage, „die ebenso Quartierspark werden soll wie sie stadtweite Bedeutung hat und ein regionaler Anziehungspunkt ist“.
Ganz so konkret, wie die Beschreibung vermuten lässt, ist bislang nichts bei der Überplanung des Landesgartenschaugeländes von 1992. Von Detten präsentierte „programmatische Vorschläge zu grundsätzlichen Fragen der Funktion“.
Der Gemeinderat bekam also keine Umbauanleitungen, als der Fachmann schon einmal in der Theorie den Eingangsbereich von Autos freiräumte, im angedachten Biergarten Raum für private Feiern und Veranstaltungen schuf sowie angrenzend kleine Angebote wie einen Skaterpark sah.
Neue Route für den Enztalradweg
Insgesamt deutete sich beim Vortrag des Freiraumplaners eine Ausweitung in Richtung Gasometer und Heizkraftwerk an. Auf der östlichen Seite sieht er eine kleinteilige Naherholungsfläche mit neuen Spielmöglichkeiten auf dem Europaplatz, Anwohnergärten und Streuobstwiese. Das alles bettete von Detten in eine ruhige, entschleunigte Atmosphäre ein. Den dabei nicht hilfreichen Enztalradweg möchte er auf die dann sanierte Hohenwiesenstraße ableiten.
Auf weniger Geschwindigkeit, weniger Lärm und mehr Aufenthaltsqualität in der Zerrennerstraße zielte auch Anton Schwarzenberger von den Snow Landschaftsarchitekten aus Karlsruhe mit seinen Vorschlägen. Er skizzierte ein relativ geschlossenes Bürgervotum für einen Umbau in diese Richtung.
Außerdem bekamen die Ausschussmitglieder erste Vorstellungen für eine Neukonzeption. Dazu gehörten ergänzend zum Straßenkreuz mit der Leopoldstraße sechs neue Nord-Süd-Querungen, mit Pflanzkübeln kombinierte Sitzgelegenheiten, ein begrünter Mittelstreifen sowie mehr Bäume und bepflanzte Anlagen insbesondere beim Waisenhausplatz.
Kostengünstige Lösung für Zerrennerstraße
Schnell und für wenig Geld gibt es diese auch von den anliegenden Gewerbetreibenden mehrheitlich unterstützte Konzeption allerdings nur ohne echten Straßenumbau. Schwarzenbergs Vorschläge zielen darauf ab. Von Detten dagegen skizzierte einen langfristigen Umbau, der laut Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne) in Modulen sehr behutsam von statten gehen soll.
Unmittelbar geplant ist, dass die von von Detten positiv gewürdigten Staudenbeete wieder so werden, wie bei der Landesgartenschau vor 30 Jahren. Weiter kündigte der Leiter des Grünflächen- und Tiefbauamts, Stefan Auer, an, den Enzauenpark südlich der Enz im kommenden Jahr insektenfreundlich anzulegen.
Vergleichsweise wenig Resonanz lösten die vorgestellten Ideen bei den Ausschussmitgliedern aus. Beim Enzauenpark versicherte sich Leon Meyer vom Jugendgemeinderat, dass es beim versprochenen großen Skaterpark bleibe und regte zusätzliche Sprühflächen für Urban Art an. Ansonsten sei alles „sehr gut“. Außerdem fühlte sich Einzelstadtrat Reinhard Klein „angesichts der städtischen Finanzen ins Land Utopia versetzt“.
Die Zerrennerstraße gefiel Dorothea Luppold (SPD) „sehr gut“. Die Maßnahmen seien sinnvoll, jetzt unmittelbar wolle sie aber, dass „die wilde Parkerei“ zwischen den Pflanzkübeln im westlichen Teil der Straße aufhört. Der Umbau solle erst beginnen, „wenn die Autobahnbaustelle abgeräumt ist“, steuerte Andreas Kubisch (Bürgerbewegung) bei. Vor „einem erbärmlichen Eindruck mit ein paar Bäumen“ warnte Norbert Sturm (AfD).
Auch die Rostkübeldebatte fand eine winzige erneute Belebung. Während Schwarzenberger und mit ihm Jugendstadt Meyer fanden, sie habe sich beruhigt, sah Monika Descharmes (FDP) Resignation über die Pflanzgefäße aus Cortenstahl im westlichen Teil der Zerrennerstraße.
Grundlegender ging Hans Göz von der Architektenkammer auf die Vorschläge ein. Er regte an, die neuen Querungen großzügiger zu planen, und machte darauf aufmerksam, dass ein Grünstreifen, der nur die Fahrspur nachzeichnet, eine trennende Wirkung entfalte.