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Inzidenz stabil unter 10

Pforzheim erreicht letzte Lockerungsstufe – und bleibt Letzter beim Impfen

Gute und schlechte Nachrichten aus Pforzheim: Ab Mittwoch treten dort weitere Lockerungen in Kraft. Aber die Stadt bleibt Letzter beim Impfen.

Das Pforzheimer Zentrum von oben.
Pforzheim im Blick: Ab diesem Mittwoch herrscht in den Straßen der Stadt wieder viel Normalität. Probleme der Pandemie bleiben aber. Foto: Peter Sandbiller

Es ist ein Dienstag der gegensätzlichen Nachrichten in Sachen Pandemie in Pforzheim. Am späten Nachmittag weisen die Inzidenzzahlen des Landesgesundheitsamts die Stadt zum fünften Mal in Folge unter 10 aus.

Das bedeutet weitere Lockerungen schon ab diesem Mittwoch. Pforzheim erreicht damit die letzte Öffnungsstufe. Doch es gibt auch unerfreuliche Werte. Bei der Impfquote bleibt die Stadt im Landesvergleich an letzter Stelle. Das geht aus Zahlen des Sozialministeriums vom Dienstag hervor – trotz der Sonderlieferung von 10.000 Dosen Astrazeneca.

Unsere Redakteure René Ronge und Sebastian Kapp beantworten die wichtigsten Fragen.

Was sind die wichtigsten Regeln ab Mittwoch?

Im privaten Bereich dürfen sich 25 Menschen treffen. Geimpfte sowie genesene Personen werden dabei nicht mitgezählt. Für viele Bereich des öffentlichen Lebens gelten keine besonderen Regeln mehr. Zu privaten Feiern und Konzerten dürfen deutlich mehr Menschen kommen als bisher. Die Maskenpflicht gilt grundsätzlich weiter.

Was gilt für Einzelhandel, Kultur und Freizeitbereich?

Im Einzelhandel, in der Gastronomie, in Hotels, Museen, Bibliotheken, Volkshochschulen, Schwimmbädern und beim Sporttreiben gibt es keinerlei Begrenzungen der zulässigen Personenzahl mehr. Auch die Testpflichten entfallen komplett, ebenso die Verpflichtung zur Kontaktdatenerhebung.

Beschränkungen gelten noch in Schwimmbädern: Dort darf nur eine begrenzte Zahl an Menschen gleichzeitig im Wasser sein. Konkret dürfen im Wartbergfreibad maximal 210 Personen im großen Sportbecken und maximal 200 Personen im Nichtschwimmerbecken sein.

Im Nagoldfreibad sind es im Schwimmerbereich maximal 120 sowie 90 Personen im Nichtschwimmerbereich, informiert die Stadtverwaltung auf Nachfrage. Im Wartbergfreibad werde es außerdem ab Donnerstag, 1. Juli keine zwei Zeitslots mehr geben, sondern durchgängig von 9.30 bis 19 Uhr geöffnet sein.

Wie viele Menschen dürfen auf private Feiern und zu Konzerten?

Private Veranstaltungen mit bis zu 300 Personen sind erlaubt. Bei Feiern in geschlossenen Räumen müssen die „3G“ erfüllt sein (geimpft, genesen oder getestet). Bei öffentlichen Veranstaltungen im Freien sind ab Mittwoch maximal 1.500 Personen zugelassen. Dazu gehören zum Beispiel auch Stadtfeste.

Bei mehr als 300 Teilnehmern gilt Maskenpflicht. In geschlossenen Räumen dürfen höchstens 500 Menschen zusammenkommen. Alternativ kann ein Veranstalter nach Auslastung gehen und 30 Prozent der Plätze ohne oder 60 Prozent mit einem Test-, Impf- oder Genesungs-Nachweis nutzen.

Wie bewertet der Oberbürgermeister die Lage?

„Wir kehren nun weitestgehend zu unserem gewohnten Alltag zurück“, so Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) in einer Mitteilung aus dem Rathaus. Besonders erfreulich sei es, dass Pforzheim die neue Inzidenzstufe 1 so kurz nach ihrer Einführung durch das Land am Montag umsetzen kann. „Wer hätte vor einigen Wochen noch gedacht, dass das so schnell gehen würde“, so Boch. Vor genau vier Wochen hatte die Inzidenz noch bei 72,2 gelegen. Weitere vier Wochen zurück waren es 233,4.

Überspitzt gefragt: Ist also alles gut?

Die ansteckendere Delta-Variante breitet sich auch im Raum Pforzheim aus. Das Rathaus appelliert schon: Man solle alles dafür tun, die Infektionszahlen niedrig zu halten und verantwortungsbewusst mit der jetzigen Situation umzugehen. Was gegen eine mögliche vierte Welle helfen würde, sind viele geimpfte Menschen. Und da hängt Pforzheim weiter hinterher.

OB Boch: „Umso mehr wünsche ich mir, dass sich möglichst viele Pforzheimerinnen und Pforzheimer impfen lassen, um so den vollen Impfschutz zu erreichen.“ Die Stadt hat für Freitag und Samstag, 2./3. Juli, 500 neue Impftermine mit dem Impfstoff Biontech im offiziellen Impfterminservice freigeschaltet.

„Bislang wurden nur wenige davon gebucht“, sagt die Leiterin des Kreisimpfzentrums Pforzheim, Sonja Störzbach. „Wer sich gerne mit dem Impfstoff Biontech impfen lassen möchte, hat jetzt die Möglichkeit, noch für das Wochenende sehr unkompliziert und schnell einen Termin zu bekommen.“

Unabhängig davon können sich alle, die einen Wohnsitz in Pforzheim haben, montags bis samstags zwischen 8.30 Uhr und 19.30 Uhr auch ohne Termin im Kreisimpfzentrum mit dem Impfstoff Astrazeneca impfen lassen.

Hat sich durch die Sonderlieferung von 10.000 Dosen Astrazeneca die Impfquote Pforzheims verbessert?

Bei weitem nicht ausreichend. In der vergangenen Woche wurden gemäß Zahlen des Sozialministeriums 3.255 Pforzheimer erstgeimpft. In der Woche bis zum 13. Juni, also vor der Lieferung, waren es 2.285. Die Differenz beträgt also gerade einmal 1.000 Dosen von 10.000.

Entsprechend hinkt Pforzheim noch immer als abgeschlagener Letzter im Landesvergleich hinterher, kann den Abstand kaum verkürzen. Die Impfquote für Erstimpfungen liegt bei 38,5 Prozent (Land: 50,2). Bei Zweitimpfungen sowie Johnson&Johnson-Impfungen sind es 24,1 (Land: 34,3), die Abstände sind in etwa gleichgeblieben.

Holt Pforzheim wenigstens ein wenig auf?

Nur geringfügig. Die Erstimpfungen sind im Landesschnitt um 2,3 Prozent in der vergangenen Woche angestiegen. Das ist etwas weniger als in Pforzheim (plus 2,6 Prozent), reicht aber bei weitem nicht vor dem Hintergrund einer Bonuslieferung mit 10.000 Dosen für umgerechnet ein Zwölftel der Stadtbevölkerung.

Bei den Zweitimpfungen ist der Zuwachs landesweit sogar größer als der in Pforzheim (4,1 Prozent gegenüber 3,1 Prozent Plus). „Wir gehen davon aus, dass die Impfquote bei uns dann ansteigen wird“, hatte Oberbürgermeister Boch zuletzt im Gemeinderat zur Bonuslieferung gesagt, von sechs bis sieben Prozent Differenz gesprochen, die Pforzheim aufholen könne.

Wie läuft es im Vergleich im Enzkreis mit der Impfquote?

Dort bleibt man knapp unter dem Landesschnitt bei 48,4 Prozent Erstgeimpften und 32,8 Prozent mit dem vollen Schutz.

Ist die Kapazität das Problem in Pforzheim?

Nein. Die Stadt hatte mit 400 möglichen Zusatzimpfungen täglich im Impfzentrum geplant. Das wären auf eine Woche gerechnet 2.800 mehr als im Normalbetrieb. Zudem sind Mobile Impfteams im Einsatz, die ihrerseits noch einmal 100 bis 150 Dosen täglich verimpfen könnten. Täglich blieben im Kreisimpfzentrum zuletzt Termine im unteren dreistelligen Bereich frei.

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