
Verglichen mit anderen Instrumenten, nimmt die Gitarre noch immer eine Nischenposition ein. Welch breites Spektrum Gitarrenmusik allerdings bietet, offenbarte am Wochenende das 3. internationale Gitarrenfestival des Gitarrenorchesters Pforzheim.
Das Publikum erlebte am Samstagabend im Reuchlinhaus ein glänzendes Auftaktkonzert von internationaler Klasse.
Das Festival lockte mit einem attraktiven Programm. Mit Antonio Malinconico und Andrea de Vitis gelang es den Veranstaltern, Gitarristen mit internationalem Ruf zu engagieren. Zudem gilt Pforzheims Jugend-Gitarrenorchester als eines der besten seiner Art in Baden-Württemberg. Mehrfach als Ensemble ausgezeichnet, hat es auch einige Solo-Preisträger von „Jugend Musiziert“ in seinen Reihen.
Die Gitarre macht sich auch in einem Orchester gut
Masterclass-Kurse und Fachvorträge für Nachwuchsgitarristen rundeten das zweitägige Programm ab. Mit dem Festival will der Verein nicht nur das Kulturleben der Stadt bereichern, sondern auch die Gitarre selbst als Instrument ins Rampenlicht rücken. Sponsoren und Helfer unterstützen das Projekt. „Es sind hochkarätige Solisten zu Gast. Wir wollen die Gitarre aus dem Nischendasein holen und populärer machen“, sagte Dirigentin Dorothea Merkel, die als Instrumentalistin mitwirkte.
Zwei Zugaben mussten sein
Das 13-köpfige Gitarrenorchester sorgte für den Festival-Auftakt. Mit John Dowlands „Alman“ gab es gleich von Anfang an die Richtung vor. Meist erlebt der Hörer die Gitarre als Rhythmus- oder Soloinstrument. Im stimmig arrangierten Ensembleklang eines Orchesters offenbart sie allerdings vielschichtigere Einsatz- und Klangvariationen, so wie in Beethovens „Sonatina in C-Minor“. Zum Programm der jungen Musiker zählten klassische sowie moderne Stücke, wie Santanas „Europa“, Mendes’ „Mas que nada“ oder „Verano Porteno“ von Astor Piazzola. Das begeisterte Publikum ließ das Ensemble erst nach zwei Zugaben von der Bühne gehen.
Man kann damit musikalisch so viel ausdrücken.Antonio Malinconico
Gitarrist
Der in der Schweiz geborene Gitarrist Antonio Malinconico bestritt den zweiten Teil des Eröffnungsabends. Der Solist bot klassische Gitarrenmusik vom Feinsten und überzeugte mit seinen facettenreichen und ausdrucksstarken Spiel. Ob Ariel Ramírez’ melancholisch-trauriges „Alfonsina y el Mar“, beim kubanischen Traditional „Guachita“ oder Ennio Morricones „Cinema Paradiso“ – der technisch brillante Malinconico zeigte, wie lebendig, spannend und emotional packend Gitarrenmusik sein kann.
Auch er wünscht sich mehr Popularität für sein Instrument: „Ich frage mich, warum die Gitarre sich noch so schwertut. Man kann damit musikalisch so viel ausdrücken“. Ruth Wegner, Vorsitzende des Vereins, war zum Schluss des Abends glücklich über den gelungenen Auftakt. Für den folgenden Festivaltag wünschte sie sich allerdings mehr Zuschauer. Am Sonntag standen dann ein Matinee-Konzert mit Barockmusik in historischer Aufführungsform und ein Doppelkonzert mit Andrea de Vitis und TrioConBrio auf dem Programm.