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Zeitzeugen berichten

Pforzheim feiert 60 Jahre Reuchlinhaus: Ein „Symbol des kulturellen Neubeginns“

Pforzheim feiert das vor 60 Jahren eröffnete Reuchlinhaus des Architekten Manfred Lehmbruck. Der Kunstverein begleitet das Jubiläum mit einer Ausstellung zum Werk von Hannah Höch.

Blick von der großen Halle des Kunstvereins in den Innenhof sowie zu einer Ausstellung im Untergeschoss des Reuchlinhauses
Die Transparenz des Reuchlinhauses verbindet auch architektonisch die aktuellen Ausstellungen zu dem vor 60 Jahren eröffneten Museumsbaus. Foto: Herbert Ehmann

Ein weißer Lieferwagen voller Zitate steht vor dem Reuchlinhaus. Gäste des Festakts für die vor 60 Jahren eröffnete „Architekturikone“ Pforzheims, wie Oberbürgermeister Peter Boch (CDU) sagt, werfen kurz einen Blick darauf, bevor sie ins Foyer und dort die kühn geschwungene Treppe nach unten eilen.

Mancher mag den „Mobile Art Space“ von Heike Gallmeier der neuen Ausstellung des Kunstvereins zugeordnet haben, die später am Abend eröffnet wird. Der Auftakt des Festwochenendes an diesem Freitag ist aber zunächst so gediegen wie 1961, als die Stadt eines der ersten Kulturzentren der Republik feierte.

Das „Juwel“ im Stadtgarten, das bis Sonntag mit Führungen, Modeinterpretation zu Emil Nolde und Architekturgesprächen sowie einer virtuellen Auseinandersetzung mit einer Figur Wilhelm Lehmbrucks gefeiert wird, haben „mutige Gemeinderäte“ ermöglicht, wie Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüßler erläutert.

Architektur des Reuchlinhauses als „Symbol des kulturellen Neubeginns“

Sie nutzt den feierliche Auftakt, um das Reuchlinhaus als „Symbol des kulturellen Neubeginns“ zu situieren. Architekt Manfred Lehmbruck habe das Streben nach Menschenwürde, Freiheit und Demokratie in Glas, Beton und Stein ausgedrückt, ein Werk von hoher Transparenz und Klarheit geschaffen.

Es gibt viele Zeitzeugen, die zu Ehren des Gesamtkunstwerks im Vortragssaal des Reuchlinhauses sitzen, dessen architektonische Kraft und Bedeutung der Pforzheimer Architekt Jochen Abraham erläutert. Nur per Zufall wird deutlich, dass mancher auch aus eigener Anschauung etwas zu erzählen hätte über die Jahre, als sich das kriegszerstörte Pforzheim aufmachte, eine neue Stadt zu bauen.

Der frühere IHK-Präsident Till Casper zum Beispiel war dabei, als in einem anderem architektonischen Kleinod – der Villa Witzenmann – über die Metallverkleidung für das Reuchlinhaus diskutiert wurde. Über acht Stunden habe man zusammengesessen. Künstler Adolf Buchleiter habe auch die beginnende Raumfahrt im Sinn gehabt, als er im Beisein der Gastgeber und der Architekten die Metallplatten konzipierte, die schließlich in der Gießerei von Casper gegossen wurden.

Ein Thema am Rande, nachdem die „Badischen Kammersolisten“ die Festgesellschaft mit einem schwungvollen Libertango von Astor Piazzolla ins untere Foyer zum Büffet komplimentiert hatten. Es steht vor einer der Kieselwände, die auch im „Mobile Art Space“ vor der Tür zu sehen sind.

Arbeiten in Auseinandersetzung mit der Künstlerin Hannah Höch

Heike Gallmeier verknüpft mit diesem Architektur-Zitat ihren Beitrag zu der Ausstellung: „Ich wollte nie eine Konstruktivistin sein!“. Er ist wie alle Arbeiten eine Auseinandersetzung mit „verschollen Collagen“ von Hannah Höch. Die Künstlerin gehörte zum Umfeld des Architekten, der mit seinem ersten Museum, dem Pforzheimer Reuchlinhaus, nicht nur die Fachwelt überzeugte.

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