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Aktuell nur elf Familien

Stadt Pforzheim sucht Familien für Betreuung von Pflegekindern

In Pforzheim stehen derzeit elf Familien zur Verfügung, die spontan und für überschaubare Zeit Pflegekinder im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren aufnehmen. Finanzielle Leistungen für sie will die Stadt verbessern.

Sie wollen Kindern Halt geben und suchen deshalb Pflegeeltern: Bürgermeister Frank Fillbrunn, Sophia Peters, Heike Epple und Eva Walsleben (von links)
Frank Fillbrunn, Sophia Peters, Heike Epple und Eva Walsleben (von links) möchten mehr Menschen motivieren, Kinder in schwierigen Lebenssituationen aufzunehmen. Foto: Stefan Friedrich

Bereitschaftspflegefamilien werden in Pforzheim nicht nur gesucht, sie sollen zukünftig auch mehr Geld für ihre Arbeit bekommen. Das jedenfalls fordert Bürgermeister Frank Fillbrunn bei einem Pressegespräch am Dienstag.

Damit wolle die Stadtverwaltung dem Umstand Rechnung tragen, dass sich die finanziellen Leistungen in diesem Bereich in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert haben. Trotzdem ist allen Beteiligten wichtig, dass es bei der Bereitschaftspflegefamilie nicht primär um die Bezahlung, sondern um das Wohl des Kindes gehen soll.

Auch wenn während des Corona-Lockdowns die Zahl der Unterbringungen in den Bereitschaftspflegefamilien „sehr stark zurückgegangen“ ist, so Fillbrunn, verzeichnet die Stadt seit Mitte des Jahres wieder „einen rasanten Anstieg der Zahlen“.

Seitdem wurden 19 Kinder im Alter von sechs Monaten bis vier Jahren in Bereitschaftspflegefamilien untergebracht. Das Problem: „Aktuell haben wir lediglich elf Familien“, räumte Fillbrunn ein. „Wir suchen deswegen dringend weitere Familien, die bereit sind, diese wichtige Aufgabe zu leisten.“

Keine pädagogische Ausbildung nötig

Einzelpersonen oder ältere Paare dürfen sich dabei ebenfalls angesprochen fühlen, bekräftigte der Bürgermeister. Voraussetzungen dafür seien demnach „Erfahrungen und Freude im Umgang mit Kindern, Flexibilität, Organisationstalent, Belastbarkeit, zeitliche Ressourcen und Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den leiblichen Eltern und dem Jugendamt.“ Was ausdrücklich nicht erforderlich ist, das sei eine pädagogische Ausbildung, stellte Fillbrunn in dem Kontext klar.

Die Kinder sind ganz normaler Teil unserer Familie.
Heike Epple, betreut Pflegekinder

Heike Epple ist eine derjenigen, auf die das Jugendamt spontan zurückgreifen kann, wenn ein Kind mal innerhalb kurzer Zeit in einer Pflegefamilie untergebracht werden muss. Manchmal auch innerhalb von zwanzig Minuten. Seit vier Jahren macht sie bereits die Bereitschaftspflege. „Die Kinder sind ganz normaler Teil unserer Familie“, erzählte sie bei dem Pressegespräch. „Sie sind komplett eingebunden.“

Meistens kommen aber noch Arzt- oder Therapietermine, sowie Besprechungen mit dem Jugendamt dazu. „Man hat mehr zu tun und muss viel Zeit investieren.“ Im Moment betreut sie ein acht Monate altes Kind in der Bereitschaftspflege. Wie lange die Kinder jeweils bleiben, das sei ganz unterschiedlich, sagte sie: „Wir hatten schon Kinder, die sind nur einen Tag dageblieben, wir hatten aber auch Kinder, die vier oder fünf Monate bei uns waren, bis ihre Situation geklärt war.“

Familien bekommen Unterstützung von der Fachberatung

Familien wie die von Heike Epple brauche man dringend, betonte auch Eva Walsleben von der Fachberatung Pflegekinder und Adoptionsvermittlung. Familien, die flexibel und dynamisch genug sind, Kinder in dem jungen Alter quasi auf Zuruf bei sich aufzunehmen.

Unterstützt werden sie von Sophia Peters und ihren Kollegen, die für die Bereitschaftspflegefamilien immer ansprechbar sind. Der regelmäßige Austausch sei ohnehin wichtig, bemerkte Peters. Die Familien bekommen deshalb auch regelmäßig eine Supervision.

Und manchmal halten sich sogar die Kontakte zu den Pflegekindern noch lange nach Ende der Betreuung: „Ich freue mich immer, wenn ich mal höre, wie es den Kindern geht und was sie so machen“, verriet Epple. Immer ist das jedoch nicht der Fall. „Bei manchen hat man hinterher auch gar keinen Kontakt mehr, dann muss man das so hinnehmen.“ Insgesamt sei es aber eine schöne Erfahrung, den Kindern in einer für sie schwierigen Situation helfen zu können.

Interessierte werden vor der Betreuung geschult

Wer das Heike Epple und den anderen zehn Familien in der Stadt gleichtun möchte, der kann sich an Sophia Peters und Renate Stockinger vom Fachdienst Bereitschaftspflege wenden. Interessierte werden dann zu einem ersten Informationsgespräch ins Jugendamt eingeladen, sowie an sechs Abenden auf ihre Aufgabe vorbereitet, beschrieb Walsleben die Vorgehensweise.

Thematisiert werden dann auch Fragestellungen wie: Warum kommt ein Kind in die Pflegefamilie oder wie gehe ich mit traumatisierten Kindern um? Am Ende setzt man sich dann noch einmal zusammen und schaut, ob es wirklich passt – und falls dem so ist, welches Kind bei der Familie dann am besten aufgehoben ist.

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