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Von „optischer Katastrophe“ zu Insektenparadies

Pforzheimer Familie verwandelt Schottergarten zurück in grüne Wiese – mit Förderung der Stadt

Frank Arres wohnt mit seiner Familie in der Südstadt und weiß, dass Schottergärten weniger pflegeleicht sind, als man gemeinhin denkt. Er bereut den Rückbau nicht und freut sich über den grünen Garten. Ein Schritt, den er anderen nur empfehlen kann.

Menschen mit Fotos vor Haus
Für natürliches Grün statt Schottergärten: Dafür werben mit eindrücklichen Fotos Sibylle Schüssler, Jennifer Reiche, Sabine Arres, Geraldine mit Sohn Janick Arres, Frank Arres und Petra Schad-Vollmer (von links). Foto: Stefan Friedrich

Elf Tonnen Stein haben Frank Arres und seine Familie innerhalb von drei Wochen bewegt, um aus dem Schottergarten vor dem Haus eine grüne Wiese mit insektenfreundlichen Pflanzen zu machen. Wie es früher vor seinem Haus in der Südstadt ausgesehen hat, daran erinnern nur noch Bilder, die die Familie beim Pressetermin mit Bürgermeisterin Sibylle Schüssler (Grüne), Jennifer Reiche (Sachgebietsleiterin Naturschutz) sowie Umweltberaterin Petra Schad-Vollmer zeigt.

Arres hat für den Rückbau rund 2.500 Euro in die Hand genommen und dabei auch Unterstützung über ein Förderprogramm der Stadt bekommen. Bis zu 500 Euro werden im Einzelfall bezuschusst. Ein Schottergarten mag zwar auf den ersten Blick pflegeleicht und nach wenig Gartenarbeit aussehen.

Das werden sich wahrscheinlich auch die beiden älteren Damen gedacht haben, denen das Grundstück früher gehörte, vermutet Sabine Arres. Tatsächlich mache ein Schottergarten im Alltag aber meist Probleme, weiß Frank Arres aus Erfahrung. „Es ist immer eine furchtbare Wärme da, die die Steine gespeichert haben.“

Pflege eines Schottergartens ist nicht leichter als bei grünem Garten

Von Insektenfreundlichkeit habe ohnehin keine Rede sein können und Unkraut sei trotzdem gewachsen – „und zwar erheblich“, betont der Familienvater. „Wir waren praktisch alle zwei Monate stundenlang damit beschäftigt, das Unkraut zwischen den Steinen zu entfernen und das ist sehr unangenehm, weil man auf den Steinen ja auch nicht richtig stehen kann.“ Um die Wurzeln herausziehen zu können, musste er Steine deshalb wegräumen und später wieder an ihren Platz zurücklegen.

Zwei oder drei Jahre lang haben sie das getan, dann fiel die Entscheidung: Der Schottergarten muss weg, ein grüner Garten soll her. Eine „optische Katastrophe“ nennt Bürgermeisterin Sibylle Schüssler den früheren Zustand. Auf den Bildern, die die Familie zeigt, sieht man unter anderem ein Kind, das auf den Steinen spielt, die wiederum in grauer Tristesse um einen Baum herum verteilt worden sind.

Solche Fälle gibt es noch an manchen Stellen in der Stadt. Auch deshalb will die Stadtverwaltung Besitzer von Schottergärten dazu animieren, dass sie dem Beispiel von Familie Arres folgen, denn „je mehr Schottergärten wir in der Stadt haben, wo es eh schon viel Asphalt und Stein gibt, desto heißer wird das Ganze“, gibt Schüssler zu bedenken.

Noch dazu fehle es an einer Lebensgrundlage für viele nützliche Insekten, wie beispielsweise für Bienen. Genau diese Insektenfreundlichkeit wollte das Umweltministerium aber erreichen, als es die Schottergärten verboten hat. Bei Familie Arres fiel die Entscheidung, den Schottergarten zu entfernen, nicht über Nacht. Sie hat sich vielmehr über einen längeren Zeitraum entwickelt, bestätigt Frank Arres.

Familie kann Rückbau eines Schottergartens nur empfehlen

Sie wussten nicht zuletzt um den Aufwand, den es bedeuten würde, die Steine zu entfernen und dann einen Rasen anzulegen. „Drei oder vier Wochen bestimmt“: So lange hat es laut Sabine Arres gedauert, bis alleine die Steine entsorgt waren. „Wir mussten jeden Stein von Hand einzeln auflesen, in den Eimer rein tun, dann in den Anhänger und entsorgen“, ergänzt Frank Arres.

Ohne diese Eigenleistungen wäre es sonst noch teurer geworden. Trotzdem habe es sich gelohnt, meinen die beiden und empfehlen auch anderen Schottergärtenbesitzern, ihrem Beispiel zu folgen. Dazu gezwungen ist jedoch niemand, denn obwohl die Neuanlage von Schottergärten inzwischen untersagt ist, haben bestehende Schottergärten Bestandsschutz.

Auch deshalb will die Stadt einen finanziellen Anreiz setzen, so Schüssler. Das blieb nicht unbemerkt: Viele andere Städte fragen inzwischen in Pforzheim – neben Heidelberg nur eine von zwei Städten, die den Rückbau von Schottergärten fördert – an, wie das Programm genau aufgebaut ist, betont Jennifer Reiche vom Amt für Umweltschutz. „Das kommt jetzt langsam.“

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