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Ziel: bessere Luft

Pforzheimer Grüne Liste fordert Verzicht auf Laubbläser

Bei der städtischen Park- und Straßenpflege sind sie doch verzichtbar ebenso wie das Aufstellen von Laubboxen, oder? Die Technischen Dienste sehen das anders und weisen auf Verkehrssicherheit und Personalmangel hin.

Ohne Laubbläser geht es nicht: sie kommen unter anderem zum Einsatz, wenn Laub unter parkenden Fahrzeugen entfernt werden soll.
Ohne Laubbläser geht es nicht: Sie kommen unter anderem zum Einsatz, wenn Laub unter parkenden Fahrzeugen entfernt werden soll. Die Grüne Liste hat beantragt, auf die Laubbläser zu verzichten. Foto: Stefan Friedrich

Einen entsprechenden Antrag haben die Stadträte Axel Baumbusch, Emre Nazli und Petra Bösl dieser Tage bei der Stadt gestellt. Darin verweisen sie darauf, dass der Luftstrom von Laubbläsern bis zu 200 Kilometer pro Stunde erreichen und damit „für viele kleine, auf dem Boden lebende Lebewesen wie Insekten, Spinnen, Schmetterlingslarven, Asseln und Tausendfüßer tödlich sein“ kann.

Zugleich zitieren sie eine Studie der Technischen Universität Graz aus dem Jahr 2013, die zeige, „dass beim Einsatz eines Laubbläsers auf Wegen oder Straßen sechs- bis zehnmal so viel Feinstaub aufgewirbelt wird, wie beim Einsatz eines Besens“.

Das würde die Luftqualität weiter verschlechtern. Ihre Schlussfolgerung lautet deshalb: „Rechen und Besen sind eine wirkliche Alternative, die außerdem Arbeitsplätze schafft“, betonen die Kommunalpolitiker.

Mehr Luftqualität durch Rechen und Besen

Was sie bei der Abfassung des Antrags offenkundig übersehen haben: Zum einen kostet zusätzliches Personal zusätzliches Geld in Zeiten klammer Kassen, zum anderen will niemand solche Arbeitsplätze haben, weiß Jens Hartmann, Abteilungsleiter der Technischen Dienste. Etwa 20 zusätzliche Mitarbeiter bräuchte er, um den Antrag umzusetzen. „Der Standort ist dafür gar nicht geeignet und wir müssten uns eine neue Räumlichkeit suchen.“

Da kriegen Sie in Pforzheim keinen.
Jens Hartmann, Leiter Technische Dienste

Die Mitarbeiter wären zudem im niederen Lohnsegment angesiedelt. „Da kriegen Sie in Pforzheim keinen“, gibt Hartmann zu bedenken. Bewerbungen lassen sich in dem Bereich an einer Hand abzählen „und wenn Sie Glück haben, dann finden Sie vielleicht einen. Zwanzig ist ein Ding der Unmöglichkeit.“ Zumal noch ein anderes Problem dazu kommen würde: Per Handarbeit sind Schäden, die Rechen an parkenden Autos verursachen können, nicht ausgeschlossen.

Laubbläser kommt nur in bestimmten Bereich zum Einsatz

Laubbläser, die mit Strom betrieben werden, werden in Pforzheim ohnehin nur dort eingesetzt, wo es tatsächlich nicht anders geht. Beparkte Bereiche sind ein klassischer Fall. Das Laub liegt dort auch unter den abgestellten Fahrzeugen und müsste mit Rechen darunter hervorholt werden.

Im Alltag ist das unmöglich, gibt Hartmann zu bedenken. Und auch bei Mäharbeiten kommen Laubbläser zum Einsatz, wenn die Straße noch verschmutzt ist. „Dann ist die Fläche mit Laubbläsern am schnellsten wieder sauber zu machen, auch in den Sommermonaten.“

Ein Aspekt, der in Sachen Verkehrssicherheit wichtig ist und eine Information, die eigentlich auch die Vertreter der Grünen Liste hätten bekommen können. Sie haben allerdings nur eine „ganz pauschale Anfrage“ an die Technischen Dienste gerichtet, ob in Parkanlagen motorgetriebene Laubbläser eingesetzt werden. „Die Anfrage war nicht, wie wir das mit dem Laub grundsätzlich machen“, bedauert Hartmann, denn das hätte vermutlich vieles schon auf dem kurzen Dienstweg geklärt.

Wo es geht und benötigt wird, lassen wir das Laub auch liegen.
Florian Schmauder, Garten- und Landschaftsbau

„Wir differenzieren das sowieso schon im Vorfeld“, stellt Hartmann, gegenüber unserer Redaktion klar. Einerseits hat man öffentliche Grünfläche, wo es um Fragen von Ästhetik und Sauberkeit geht, andererseits auch Bereiche, die sicherheitstechnisch relevant werden.

An den Anlagen, wo das Laub belassen werden kann, wird es Kleinlebewesen überlassen. Zudem gibt es Bereiche, in denen aktiv etwas für die Insekten getan wird, „am Friedhof oben etwa“, erklärt Florian Schmauder vom Bereich Garten- und Landschaftsbau. „Wo es geht und benötigt wird, lassen wir das Laub auch liegen.“

Wo das Laub zur Gefahr wird, muss es weg

Bei hochwertigen Rasenflächen, wie den Sportanlagen dagegen, die regelmäßig genutzt werden, muss das Laub weg. Gleiches gilt an Stellen, wo das Laub zur Gefahr unter anderem von Fußgängern wird, die darauf ausrutschen und sich beim Sturz verletzen können.

Kritik an Fehlwürfen in den Laubboxen

Kritisch sieht man bei den Technischen Diensten auch die Sache mit den Laubboxen. „An sich ist es in Pforzheim so: Überall, wo etwas steht, in das man was rein schmeißen kann, ist meist nicht das drin, was man gerne vorfinden würde.“

Auch Laubboxen könnten zum Entsorgen von Müll genutzt werden, der dort nicht hinein gehört. „Das werden wahrscheinlich zu 90 Prozent Fehlwürfe sein und nur bei zehn Prozent wird es funktionieren. Das ist so die Erfahrung.“ Bedeutet: Alles müsste als teurer Restmüll entsorgt werden.

Besser ist das System mit den Laubsäcken, das in Pforzheim installiert wurde. „Jeder Bürger kann sich einen Laubsack holen, dann wird das Laub auch wieder dem Kreislauf zugesetzt.“

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