Skip to main content

Lesefähigkeit beginnt im Kindergarten

Pforzheimer Kinder und Sprachkräfte demonstrieren für Erhalt der Sprachkitas

Pforzheimer Sprachfachkräfte und Kinder haben für die Welteroberung durch Sprache demonstriert. Ziel dabei war, die Bemühungen um eine Fortsetzung des Bundesprogramms Sprach-Kita zu unterstützen.

Demonstration mit Kindern und Sprachfachkräften für den Erhalt des Bundesprogramms Sprach-Kita in der Fußgängerzone von Pforzheim
Kinder und Spracherzieherinnen demonstrieren in der Pforzheimer Fußgängerzone für den Erhalt des Bundesprogramms Sprach-Kitas. Foto: Edith Kopf

„Sprache ist der Schlüssel zur Welt.“ Dies konnten rund 30 Kinder am Mittwoch ganz praktisch erleben. Während sie mit viel Freude im Gesicht Schilder mit diesem und anderen Sprüchen durch die Pforzheimer Fußgängerzone trugen, gab es für ihre Betreuerinnen zahlreiche Gespräche mit Passanten. Die jungen und etwas älteren Demonstrantinnen und Demonstranten beteiligten sich so am bundesweiten Aktionstag „Sprach-Kitas retten“.

Ein regenbogenfarbenes Schwungtuch und zwei große bunte Weltkugeln signalisierten weithin, dass der Auftritt nicht zu den in der Fußgängerzone üblichen Werbekampagnen gehörte. Die Kinder und die sie begleitenden Sprachfachkräfte bekamen allein schon deshalb viel Aufmerksamkeit, während sie sich über Etappen vom Marktplatz bis zum Leopoldplatz bewegten. Insgesamt gibt es in 17 von 24 städtischen Kitas 19 Sprachfachkräfte.

Anhörung zur Rettung der Sprach-Kitas im Petitionsausschuss

Der Anlass für das Engagement gerade an diesem Mittwoch war eine öffentliche Anhörung zur Rettung der Sprach-Kitas im Petitionsausschuss in Berlin. 50.000 Unterschriften waren notwendig gewesen, um dort im Paul-Löbe-Haus vorgelassen zu werden. Tatsächlich unterstützten 277.882 Menschen den von der Neubrandenburger Kita-Leiterin Wenke Stadach initiierten Vorstoß für eine weitere Finanzierung des Programms. Unabhängig davon wird auf Bund-Länder-Ebene verhandelt, ob und wie das Angebot gehalten werden kann.

Allein in Baden-Württemberg waren Kinder, Erziehungsberechtigte und Kita-Personal in mindestens zehn Städten auf den Beinen, um dem Geschehen auf bundespolitischer Ebene den nötigen Nachdruck zu verleihen. Dazu trug in Stuttgart auch ein breites Bündnis von Gewerkschaften und Kita-Landeselternvertretung bei.

Dass am Montag bekannt wurde, dass Deutschlands Viertklässler ziemlich mies dastehen, wenn es um Sprachkenntnisse und Lesefähigkeit geht, spielte den Verfechterinnen und Verfechtern des seit 2016 über ein Bundesprogramm geförderten Sprach-Kita-Angebots direkt in die Hände. Schließlich wird in jungen Jahren grundgelegt, was später schulisch und dann beruflich möglich ist.

Jedes Kind braucht Unterstützung, Mut und Kraft sich sprachlich in der Welt zu behaupten.
Kathinka Zipf, Sprachfrachkraft

Der Mehrwert von Sprach-Kitas gegenüber individueller Sprachförderung besteht darin, dass in der Kita alle Kinder davon profitieren, so machten die drei Initiatorinnen des kleinen Pforzheimer Demonstrationszugs deutlich. „Jedes Kind braucht Unterstützung, Mut und Kraft sich sprachlich in der Welt zu behaupten“, erläuterte Sprachfachkraft Kathinka Zipf von der Kita Haidach. In Pforzheim komme als Herausforderung hinzu, dass viele Kinder mehrsprachig seien.

Jenseits von Spezialkenntnissen geht es vor allem um zusätzliche Zeit bei der Sprachförderung auf Kindergartenebene. Die Einrichtungen bekommen über das Programm eine zusätzliche halbe Kraft, die beim Kontakt zu Eltern ebenso wesentlich ist wie bei der Sensibilisierung der regulären Kräfte.

Kampagne für Sprach-Kita-Erhalt läuft seit Juli

„Teilweise gab es wirklich lange Gespräche“, bilanzierte Susann Bohmüller (Kita auf der Insel), als die Aktion gegen Mittag beendet ist. Für Melanie Reinle-Birr, die als Fachberaterin die städtischen Sprach-Kitas inhaltlich begleitet, bestätigt dies, dass die „seit Juli laufende Kampagne für den Erhalt des Angebots wirkt“. Die Leute seien nicht nur interessiert, sondern zu einem guten Teil auch informiert gewesen und hätten gefragt, wie sie helfen können – auch „weil Mehrsprachigkeit einen Mehrwert darstellt“, wie eine junge Teilnehmerin auf ihrem Plakat wissen lässt.

nach oben Zurück zum Seitenanfang