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Bewährungsstrafe

Pforzheimer Pizzabote soll Kind einer Kundin an den Penis gefasst haben

Ein Pforzheimer Pizzabote soll dem Kind einer Kundin beim Ausliefern an den Penis gefasst haben. Dafür war der Mann wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt. Das Urteil: eine Bewährungsstrafe. Hinter Gitter muss er nicht.

Ein Pizzabote liefert Pizza aus.
Der Pizzabote streitet vor Gericht ab, das Kind am Geschlechtsteil berührt zu haben. Foto: Syda Productions - stock.adobe.com

Hinter Gitter muss ein Pforzheimer Pizzabote, der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt worden ist, nicht. Zwar versah Richterin Stefane Ambs einen „kurzen Spaß“, wie der Lieferdienst-Mann sich im Lauf der Verhandlung vor dem Pforzheimer Amtsgericht rechtfertigte, mit der gesetzlich vorgesehenen Mindeststrafe von sechs Monaten. Die sprach sie allerdings zur Bewährung aus. Die Richterin hatte mit der Einstellung des Verfahrens geliebäugelt, scheiterte damit aber am Einspruch von Staatsanwältin Nadja Becker.

Der Freund eines Birkenfelder Pizzabäckers hatte am 29. August 2020 auf dem Nachhauseweg die Auslieferung einer Bestellung übernommen. Als die Birkenfelderin die Lasagne entgegennehmen wollte, hüpfte ihr unbekleideter, dreijähriger Sohn voller Vorfreude auf den Genuss dazwischen.

Vorfall ereignet sich an der Tür

Die Freude des Kindes korrespondierte offensichtlich mit der des Pizzaboten, der von seinem Freund im Verlauf der Verhandlung als äußerst kinderlieb beschrieben wurde. Während er steif und fest behauptete, er habe es bei der Freude belassen („ich habe nichts gemacht!“) beobachtete die Mutter etwas anderes.

Der Mann sei dem vor ihm stehenden, nackten Kind kurz mit der Hand zwischen den Schenkeln empor über den Penis gestrichen. Das habe er mit einem Schnalzen mit der Zunge begleitet. Die 30-jährige Krankenpflegerin hatte weniger Freude damit.

Auf Nachfrage von Stefane Ambs („Kann es sein, dass sie übersensibilisiert sind?“) schloss sie nicht aus, dass der Angeklagte das als Spaß verstanden habe. Dennoch sei es eine Grenzüberschreitung gewesen. „Es ist einfach nicht in Ordnung, dass man fremde Kinder am Penis anfasst“, meinte sie.

Vollends empört habe sie, dass der Pizzabote danach einfach gegangen sei. Die kurz danach aufpoppende Aufforderung des Lieferdienstes, in einer App die Pizzeria zu bewerten habe sie entsprechend scharf beantwortet. Der Sohn habe das Ereignis noch einmal erwähnt („er hat meinem Schniedel Hallo gesagt“) habe es aber seither vergessen.

Angeklagter legt kein Geständnis ab

Die freitags abgegebene Bewertung brachte den Stein dann erst richtig ins Rollen. Nach einem Anruf des Pizzabäckers und einem allerdings bis heute nicht in Anspruch genommenen Angebot von „Entschädigungspizzen“, zog die Mutter die Bewertung zwar zügig zurück.

Dennoch folgte schon am Montag eine Vernehmung durch die Polizei, in der sie die Vorwürfe bestätigte. Dem folgenden Strafantrag der Staatsanwaltschaft widersprach der Pizzabote, erst dadurch kam es zum Prozess.

Durch die Beweisaufnahme sah sich die Staatsanwältin vollumfänglich in ihrer Einschätzung bestätigt. Da der Angeklagte kein Geständnis abgelegt habe, plädierte sie auf eine Freiheitsstrafe von sieben Monaten mit Bewährung und die Übernahme der Kosten des Verfahrens.

Richterin entdeckt keine pädophilen Neigungen

Rechtsanwalt Cornelius Schaffrath sah hingegen widersprüchliche Angaben der Hauptzeugin. Deren Aussage reiche nicht für ein Urteil. Sehr wohl ausreichend für eine Verurteilung waren die Aussagen hingegen für Stefane Ambs.

Die Richterin konnte zwar keine pädophilen Neigungen entdecken. Das Streicheln eines Penis („da ist ihnen er Gaul durchgegangen“) reiche dennoch für ein Urteil.

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