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Sicherer Radverkehr als Ziel

Pforzheimer Polizei startet ab 1. April mit Fahrrad-Streife

Der Radverkehr in Pforzheim soll sicherer werden. Deshalb sollen künftig selbst radelnde Polizeibeamte in der Goldstadt auf Streife gehen.

Bereit für den Einsatz: Annika Luff und Dirk Farr gehören der zwölfköpfigen Fahrrad-Streife an, die ab 1. April in Pforzheim auf zwei Rädern unterwegs sein wird.
Bereit für den Einsatz: Annika Luff und Dirk Farr gehören der zwölfköpfigen Fahrrad-Streife an, die ab 1. April in Pforzheim auf zwei Rädern unterwegs sein wird. Foto: Sebastian Kapp

Annika Luff strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Oben auf ihrem Pedelec kann es die Polizeihauptmeisterin kaum erwarten, loszulegen. Ab 1. April startet das Polizeipräsidium Pforzheim seine Fahrrad-Streife, die zunächst aus zwölf Beamten besteht und dann wöchentlich an „die Stellen kommt, wo wir sonst nicht hinkommen“.

So formuliert es Andreas Bjedov, Leiter der Schutzpolizeidirektion. Der Fokus liege dabei auf dem Radverkehr und allem, was ihn beeinträchtigt. Das können Autofahrer sein – aber auch die Radfahrer selbst.

Es geht um Überholabstand, parkende Autos auf Radwegen, aber auch um das Verhalten der Radfahrer selbst oder das von E-Scooter-Fahrern. „Zur Wahrheit gehört auch, dass sich die Radfahrenden weit über die Maßen selbst schädigen“, sagt Bjedov.

Radfahr-Unfälle in Pforzheim sind häufig selbst verschuldet

Allein schon bei der Hälfte der Unfälle von Radfahrern sei niemand Weiteres beteiligt. Hinzu kommen noch die Fälle mit anderen, bei denen der Radfahrer die Schuld trage. Rund drei Viertel der Unfälle mit Fahrrädern, so Bjedov, gingen entsprechend auf das Konto der Radfahrer selbst. Und Unfälle durch Ausweichen vor einem falsch parkenden Auto – „das gibt es sehr selten“, so Bjedov.

Annika Luff, Polizeihauptkommissar Dirk Farr und die anderen zehn aus dem neu aufgestellten Team werden also eine Menge Arbeit haben und es sich im Zweifel mit beiden Lagern verscherzen – Autofahrern wie Radfahrern.

Es kann nicht sein, dass Geld für Infrastruktur ausgegeben wird. Und die dann zugeparkt wird.
Andreas Bjedov, Leiter der Schutzpolizeidirektion Pforzheim

Und das ganze auf Pedelecs, die auf 25 Kilometer pro Stunde getrimmt sind. Natürlich könnte man auch schnellere E-Bikes nehmen, sagt Bjedov. Aber die sind eigentlich für Radwege nicht zugelassen. „Klar, die Polizei darf überall hin“, sagt er zwar. Aber „Pedelecs reichen völlig aus“.

Wenn es wirklich mal auf eine Verfolgungsjagd geht, dann fehlen eh ein paar Utensilien: Blaulicht, Martinshorn. „Das wäre ja auch lächerlich“, meint Bjedov. Luff selbst ist nicht unzufrieden mit der geringeren Geschwindigkeit. Denn wozu im normalen Straßenverkehr fahren? „Da ist halt die Gefahr groß, dass man übersehen wird“, sagt sie. Waffengurt und neongelbe Uniform hin oder her. Die übrigens eine eigene Anschaffung für die neue Streife ist, wie Bjedov betont.

Fahrrad-Streife soll in Pforzheim den Radverkehr sicherer machen

Einmal im Monat sollen dann alle zwölf Fahrrad-Streifenpolizisten im Einsatz sein, bei Sondereinsätzen zu speziellen Themen. Letztendlich gehe es dieser Streife ja darum, den Radverkehr sicherer zu machen. Auch für Bjedov selbst ist das ein emotionales Thema.

„Ich fahre ja selbst jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit“, sagt er, „auch mich regt das auf, wenn in Pforzheim plötzlich ein Radweg endet“. Vor allem aber: „Es kann nicht sein, dass Geld für Infrastruktur ausgegeben wird. Und die dann zugeparkt wird.“

Und doch sehe er auch, wie viele Radfahrer Probleme mit ihren Fahrzeugen haben. „Die meisten Unfälle geschehen noch immer, weil ein Radfahrer über den Bordstein fahren will.“ Er und seine zwölf Radfahrer wolle in diesem „Kampf zweier Lager“ keine Partei ergreifen, neutral sein. Und es wird auch Probleme geben, glaubt Bjedov.

„Das Überwachen des Überholabstands ist mir wichtig“, sagt er. Aber da sei es gar nicht so leicht, gerichtsfeste Beweise zu sichern. „Da müssen wir halt genau sein. ,Ungefähr 1,20 Meter’ reicht da nicht.“

Einsatz von Fahrrad-Streife ist vor allem im Sommer gedacht

Die Fahrrad-Streife ist für die warmen Monate gedacht, soll aber von nun an jedes Jahr eingesetzt werden. Neben dem Einsatz im gesamten Stadtgebiet und etwa in der Fußgängerzone sind auch Einsätze an den Tourismus-Hotspots in den Landkreisen des Polizeipräsidiums geplant.

Und wenn Annika Luff und Dirk Farr doch mal in die Pedale treten müssen? Deshalb, so Bjedov, habe es eine Vorauswahl unter den Kollegen gegeben. „Wir haben darauf geachtet, dass sie sportlich fit sind, wenn es mal mehr als 25 Kilometer pro Stunde werden müssen.“

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