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Geiselnahme beschäftigt Landgericht Karlsruhe

Pforzheimer suchen Rache in Shisha-Bar

Nachdem ein Mann angefahren und geschlagen wurde, soll er mit weiteren Angeklagten zwei junge Männer in einer Shisha-Bar festgehalten und geschlagen haben. Nun müssen sich die Angeklagten aus Pforzheim vor dem Landgericht Karlsruhe verantworten.

Die Statue Justitia.
Vor der Strafkammer des Landgerichtes Karlsruhe müssen sich vier Männer wegen Körperverletzung und Geiselnahme verantworten. Foto: Peter Steffen/dpa

„Ich will hier nicht sein. Ich will zurück in den Knast.“ Das ließ der 42-Jährige, wegen Geiselnahme, gefährlicher Körperverletzung und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches angeklagt, am Mittwoch lautstark den Dolmetscher übersetzen.

Denn die Frage des Vorsitzenden Richters der Auswärtigen Großen Strafkammer, Andreas Heidrich, warum das Sozialamt seine Wohnung bezahle, obwohl er eigenen Angaben zufolge, eine Eigentumswohnung in Algerien besitzt und monatlich zwischen 2.000 und 3.000 Euro verdient, wollte er nicht beantworten. Außerdem sei er unschuldig und könne das auch beweisen.

Vor der Strafkammer des Landgerichtes Karlsruhe, Außenstelle Pforzheim, müssen sich vier Männer wegen der genannten Taten verantworten: der 42-Jährige, sein 38 Jahre alter Freund sowie zwei Brüder im Alter von 26 und 24 Jahren. Letztere sind wegen Beihilfe angeklagt.

Wie sich in mühsamer Befragung herausstellte, war der 42-Jährige vor April 2018 angefahren und geschlagen worden. Von wem wusste er nicht. Aber die Untat schrie natürlich nach Rache.

Gewalt in der Shisha-Bar

Wie Staatsanwalt Florian Henke in der Anklage ausführte, forderte der ältere der Brüder am 1. April 2018 einen 21 Jahre alten Bekannten auf, in eine Shisha-Bar zu kommen, man müsse reden. Der junge Mann erschien auch, zusammen mit einem Freund. Beide wurden ins Obergeschoss geführt, die Tür verrammelt, dann wurde dem 21-Jährigen erst einmal mehrfach wuchtig ins Gesicht geschlagen.

Wer der Fahrer des Wagens gewesen sei, wollten die beiden älteren Männer wissen. Der 21-Jährige wusste es nicht. Er musste nach weiteren Ohrfeigen und Faustschlägen sein Handy aushändigen, auf dem Anrufe eines Freundes vermerkt waren. Auch dieser wurde in die Shisha-Bar beordert. Dem ebenfalls 21-jährigen Studenten widerfuhr dasselbe, wie seinem Leidensgenossen: Ohrfeigen, Faustschläge ins Gesicht, weil er den Fahrer nicht kannte, der den 42-Jährigen angefahren haben sollte.

Er wurde aufgefordert, die Hose auszuziehen. Da er das nicht tun wollte, zerschnitt sie ihm der 38-Jährige und zog sie herunter. Mit dem Fuß auf dem Gesicht des jungen Mannes filmte der Älteste dessen nackten Unterkörper, der andere riss ihm die Hände vom Gesicht, sodass kein Zweifel an der Identität des Opfers war.

Opfer sollten dem Angeklagten bei Rachetat helfen

Handy und Ausweis des Studenten behielten die Männer ein. Dann wurden beide Opfer losgeschickt, um die wahren Täter binnen einer Stunde zu finden. Sonst werde man sie nach Frankreich verschleppen; die Heimat sähen sie nie wieder. Der Vater des Studenten konnte diesen überreden, Anzeige zu erstatten. Wochenlang wagte dieser sich nicht auf die Straße, wie er vor Gericht aussagte.

Nach der Mittagspause weigerte sich der 42-Jährige, die Zelle im Gerichtsgebäude zu verlassen. Erst eine halbe Stunde später, als seiner Frau gestattet worden war, zu protokollieren, geruhte er der Verhandlung wieder beizuwohnen. Diesmal in Fußfesseln.

Sämtliche Zeugen, darunter die beiden Opfer, bestätigten die Vorwürfe der Anklage. Die Brüder, sagten die Opfer aus, hätten sich an den Misshandlungen nicht beteiligt, aber auch nicht geholfen. Die Angeklagten äußerten sich zu den Vorwürfen nicht. Die Verhandlung wird am Freitag um 9 Uhr fortgesetzt.

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