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Verkehrsstatistik 2022

Polizeibilanz: Unfallzahlen rund um Pforzheim steigen wieder an

Der Verkehr und damit auch die Zahl der Unfälle hat sich im Bereich des Polizeipräsidiums Pforzheim 2022 wieder dem Niveau vor Corona angeglichen. In Pforzheim selbst sind aber einige Zahlen rückläufig.

Immer noch geschockt: Roland Bäuerle (von links), Oliver Hiller und Udo Buchholz vom Polizeipräsidium Pforzheim hatten zwei tote Kinder in der Unfallbilanz zu vermelden.
Immer noch geschockt: Roland Bäuerle (von links), Oliver Hiller und Udo Buchholz vom Polizeipräsidium Pforzheim hatten zwei tote Kinder in der Unfallbilanz zu vermelden. Foto: Sebastian Kapp

Ein schwerer Schleier lag über der Verkündung der Unfallstatistik durch das Polizeipräsidium Pforzheim am Freitag. 16.217 Unfälle (Vorjahr: 15.250) hat die Behörde im vergangenen Jahr gezählt, aber es ist dieser eine, der nach jeder Erwähnung einen Moment des Schweigens folgen lässt. Im Oktober war ein Siebenjähriger in Pforzheim-Tiergarten mit einem Skateboard vom Spielplatz auf eine Straße gerollt. Ein Sprinter hatte den Jungen erfasst, ein parkendes Auto hatte wohl die Sicht blockiert, sodass Fahrer und Kind keine Chance hatten. Der Junge, der mit seiner Familie aus der Ukraine geflohen war, starb noch am Unfallort.

„Das hat uns immer wieder beschäftigt“, sagte Oliver Hiller, der Leiter des Stabsbereich Einsatz beim Polizeipräsidium Pforzheim. „Wen würde das denn nicht beschäftigen?“ 2021 hatte man kein totes Kind vermelden müssen, diesmal waren es gleich zwei, der andere Fall stammt aus dem Kreis Freudenstadt. Ihre Fälle sind nur zwei von 21 Verkehrstoten 2022.

Das sind immer noch 21 Tote zu viel.
Oliver Hiller, Leiter des Stabsbereich Einsatz beim Polizeipräsidium Pforzheim

Insgesamt lag die Zahl der Unfälle im Bereich des kompletten Präsidiums auf Vor-Corona-Niveau. Durch Lockdown und Homeoffice seien die Jahre 2020 und 2021 nur eingeschränkt ein Maßstab. Und doch gibt es auch Abweichungen nach unten im Vergleich zu 2021. Die Zahl der Unfalltoten ist in Pforzheim (3), Enzkreis (6) und auf der A8 (2) eher stabil geblieben, insgesamt aber um zehn auf 21 Tote im gesamten Präsidiumsbereich zurückgegangen.

Die Zahl der Schwerverletzten ging zwischen Enzkreis und Freudenstadt von 440 auf 415 zurück. Wirklich freuen mag man sich über die Zahlen aber nicht. „Das sind immer noch 21 Tote zu viel“, betonte Hiller. Sei das nun der Junge mit dem Skateboard, ein Auto, das auf der Autobahn unter einen Lkw geriet oder andere tragische Unfälle. Die Polizei verfolge eine „Vision Zero“, also ein Ende von Verkehrstoten und -schwerverletzten ab dem Jahr 2060.

Für Pforzheim und Enzkreis ist das Bild allerdings ein etwas anderes als für das gesamte Gebiet inklusive der Kreise Freudenstadt und Calw. In Pforzheim ging die Gesamtzahl der Unfälle sogar im Vergleich zu 2021 minimal um 0,1 Prozent zurück, im Enzkreis stieg sie um 7,9 Prozent. Besonderer Unfallschwerpunkt dagegen war die Autobahn (plus 23,4 Prozent). Hotspot ist dabei die Baustelle an der Enztalquerung. „Unmittelbar vor der Baustelle kommt es immer wieder zu Unaufmerksamkeiten“, berichtet Udo Buchholz, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion.

Hauptgründe für die Unfälle waren auf der Autobahn zu geringer Abstand (52 Prozent), in der Stadt Pforzheim Abstand und Abbiegen (je 17 Prozent) und im Enzkreis missachtete Vorfahrt (21 Prozent). Trotz zunehmenden Verkehrs seit 2022 sind die meisten Statistiken rund um den Stadtbereich Pforzheim rückläufig. Ob das am neuen Tempo-30-Konzept liegt? Oliver Hiller gab sich zurückhaltend: „Das muss sich noch einpendeln. Davon würde ich erst sprechen, wenn die Zahlen in ein, zwei Jahren immer noch so sind.“

Mehr Unfälle mit Pedelecs

Außerdem gibt es dafür andere Gefahrenherde, die neu aufflammen. Pedelecs zum Beispiel. Von 325 Unfällen mit Radfahrern waren in 127 Fällen Pedelec-Fahrer beteiligt. In 60 Prozent der gesamten Radfahr-Unfälle waren die Zweirad-Fahrer selbst die Verursacher. Das Gros derjenigen, die mit Pedelecs einen Unfall bauten, war älter als 50 Jahre.

„Es ist halt kein Fahrrad“, warnte Hiller. Der Umstieg von klassischem Rad auf E-Rad bringe natürlich auch ein erhöhtes Unfallrisiko mit sich, das hatte man schon in den vergangenen Jahren beobachtet. Dass aber die Zahl der Unfalltoten bei Radfahrern, inklusive Pedelec, über der Zahl der toten Motorradfahrer liege, „ist eher eine Tendenz, dass die Lage sich nicht gebessert hat“, so Hiller.

Daneben gab es aber auch gute Nachrichten. Junge Erwachsene sind im Vergleich zu 2021 vorsichtiger geworden. Unfälle mit ihnen gingen in Pforzheim um 14,2 Prozent zurück, im Enzkreis um etwa die Hälfte dessen. „Alkohol spielte da eine untergeordnete Rolle“, betonte Roland Bäuerle, der als Referent Verkehr der Pressekonferenz beiwohnte. Einen starken Rückgang gab es auch bei Unfällen unter Drogeneinfluss, von 47 auf 32 im gesamten Präsidiumsbereich, insbesondere auch in Pforzheim und Enzkreis.

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