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Mit Schlagstöcken verletzt

Versuchter Totschlag: Prozess gegen fünf junge Männer startet in Pforzheim

Weil sie einen 22-Jährigen mit Schlagstöcken lebensgefährlich verletzt haben, müssen sich fünf junge Männer seit Freitag in Pforzheim vor Gericht verantworten. Ihnen wird versuchter Totschlag und schwere Körperverletzung vorgeworfen.

Großer Andrang vor dem Gerichtsgebäude: Viele Besucher kamen zum Prozessauftakt von fünf jungen Männern, die sich wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung vor Gericht verantworten müssen. Der Einlass nahm einige Zeit in Anspruch.
Viele Besucher kamen zum Prozessauftakt in Pforzheim. Der Einlass nahm einige Zeit in Anspruch. Foto: Torsten Ochs

Riesig war am Freitagvormittag das Interesse am Prozessauftakt im Amtsgerichtsgebäude in der Pforzheimer Lindenstraße: Mehr als 50 Besucher versammelten sich vor einem der Eingänge – unter ihnen offensichtlich Familienangehörige, Verwandte und Freunde der Angeklagten.

Ein Aufgebot an Polizeibeamten kontrollierte die Eingänge, regelte den Einlass und durchsuchte die Besucher. Diese mussten sich vor dem Gerichtssaal ausweisen, ihre Taschen ausräumen und sich von einem der Einsatzkräfte abtasten lassen.

Kameras und Handys durften nicht mit in den Saal und mussten von den Besuchern bei den Polizeibeamten abgegeben werden. Das Fotografierverbot hänge damit zusammen, dass nicht alle Angeklagten volljährig sind, erklärte ein Polizist. Im Saal fanden wegen des Corona-Abstandsgebots nur wenige Besucher einen Platz. Wer trotzdem auf einem der gesperrten Stühle Platz nahm, wurde von einem Ordner resolut darauf hingewiesen.

Durch das Procedere verzögerte sich der Beginn der Hauptverhandlung um eine halbe Stunde. Allerdings war der Prozessauftakt nach einer weiteren halben Stunde schon wieder beendet. Die Vorsitzende Richterin der Auswärtigen Großen Jugendkammer des Landgerichts Karlsruhe, Diana Schick, fragte die Personalien der fünf Beschuldigten ab. Sie sind alle zwischen 17 und 20 Jahre alt, von unterschiedlicher Nationalität, in der Region aufgewachsen und in Pforzheim wohnhaft.

Zwölf junge Männer sollen auf 22-Jährigen in Calw eingeschlagen haben

Laut Anklageschrift, die Staatsanwalt Tobias Wagner verlas, war es zwischen einem der Angeklagten und dem 22-jährigen Opfer im März auf einem Spielplatz in der Calwer Straße in Pforzheim zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen. Der Angeklagte schwor Rache.

Am 9. April ist er dann mit elf anderen jungen Männern nach Calw gefahren, um es dem 22-Jährigen heimzuzahlen. Mit Teleskopschlagstöcken lauerten sie ihm vor dessen Friseurladen in der Lederstraße auf.

Dabei haben sie ihn gezielt auch am Kopf getroffen.
Tobias Wagner, Staatsanwalt

Als das Opfer gegen 20.30 Uhr vorbeilief, schlug der Angeklagte mit der Faust auf ihn ein. Der 22-Jährige ging zu Boden und die anderen elf aus der Gruppe kamen dazu und bearbeiteten ihn mit Schlagstöcken. „Dabei haben sie ihn gezielt auch am Kopf getroffen“, so Wagner.

Der Verletzte kauerte stark blutend und lebensgefährlich verletzt auf dem Boden und versuchte, mit der Hand seinen Kopf zu schützen. Mit einer Schädelprellung, Hämatomen und einer Fraktur an der Hand wurde er schließlich in Calw ins Krankenhaus gebracht.

Hauptverhandlung nach Körperverletzung in Calw wandert durchs Land

Fünf der zwölf jungen Männer müssen sich wegen versuchter Tötung und schwerer Körperverletzung vor Gericht verantworten. Sie sitzen derzeit in Stammheim in Untersuchungshaft. Gegen die übrigen Gruppenmitglieder soll es ein gesondertes Verfahren geben – aus Platzgründen und weil das Verfahren sonst zu groß geworden wäre, erklärte Henrik Blaßies, Sprecher der Pforzheimer Staatsanwaltschaft, vor dem Prozessauftakt.

Aus dem Grund wandert die Hauptverhandlung durchs Land: Am kommenden Freitag, 29. Oktober, geht es in Stuttgart weiter. Danach wird in Heidelberg und Mannheim verhandelt. Das Urteil soll nach sechs Verhandlungstagen am 29. November in Heidelberg fallen.

Prozess gegen mehrere Männer: Tatmotiv ist noch unklar

Am zweiten Verhandlungstag wollen die fünf Angeklagten Angaben zur ihrer Person und vielleicht auch zur Tat machen, ließen sie über ihre Verteidiger ausrichten. Was hinter dem Streit steckt, ist derzeit noch unklar. Möglicherweise hängt das Tatmotiv mit Überfällen auf einen Friseurladen im Oktober 2020 in der Brüderstraße in Pforzheim und auf einen Dönerladen im August 2021 an der Zerrennerstraße zusammen. Die Polizei hatte daraufhin ihre Präsenz in dem Bereich verstärkt.

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