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Neues Grün

Sanierung der Gartenterrasse am Pforzheimer Reuchlinhaus vor dem Abschluss

Pforzheim wird die Gäste des Großevents Ornamenta im Jahr 2024 mit neuem Grün begrüßen. Die Sanierung beim Reuchlinhaus glich einer Rhizom-Suche.

Terrasse des Reuchlinhauses mit Blick auf die Stadtmitte bei der Sanierung 2023
Neues Wachstum: Große Containerfahrzeuge signalisierten auf der Sonnenseite des Reuchlinhauses, das die Terrassensanierung kurz vor dem Abschluss steht. Sie brachten 60 Kubikmeter Erde. Foto: Edith Kopf

Ein Herbstereignis mit frühlingshaften Zügen konnten Besucher von Stadtgarten und Reuchlinhaus erleben. Damals, so Ende November, Anfang Dezember, kamen Gartenbauarbeiter auf die Terrasse beim Eingang zum Schmuckmuseum. Als sie mit ihren Maschinen die ersten Platten anhoben und anfingen, Erde auszubaggern war klar: Endlich passiert mal was.

„Es gibt nur positive Rückmeldungen“, sagt Florian Schmauder auch dreieinhalb Monate später noch. Er ist Bauleiter bei der Grünflächensanierung durch die Technischen Dienste der Stadt. Bis heute kämpft er dabei mit etwas, was Fachleute als Rhizom bezeichnen. Es sind die sich selbst vermehrenden Wurzeln der Bambussträucher, die dort nach dem Willen von Architekt Manfred Lehmbruck wachsen.

Jetzt bekommt die Pflanze nachts ohne Wind, was sie an Wasser braucht.
Felix Schmauder, Technische Dienste

Die letzten krabbeln unter der Fußgängerrampe auf der Nordostseite des Hauses vor sich hin. Während in südlicher Richtung bereits Erde glattgezogen wird, graben sich dort Schaufeln und Geräte noch einmal tief in die Erde, um den Wildwuchs zu beseitigen, der bei der Generalsanierung in den Jahren 2002 bis 2006 zu Teilen womöglich unabsichtlich ignoriert wurde.

Die Wurzeln der alten Bambusstauden taten in der Folge, wofür sie geschaffen sind. Sie lagen unbemerkt unter Fliesen oder auf Gehölzen, die stehen blieben, und vermehrten sich auch ohne Verbindung zur Hauptpflanze weiter.

Weg ist das Pflanzenkonzept von Manfred Lehmbruck nicht, auch wenn jetzt hart gegen die alten Süßgrasgewächse gearbeitet wurde. Es gibt einen Brückenschlag zu seinem Konzept für das 1961 fertiggestellte und seit 1994 unter Denkmalschutz stehende Reuchlinhaus. Fünf neue Bambusse, die „sich nicht durch Rhizome vermehren“, schaffen eine Verbindung, erläutert Schmauder.

Schutz gegen zu viel Vertrauen

Auf die Rhizomsperren haben er und seine Kollegen beim Grünflächen- und Tiefbauamt trotzdem nicht verzichtet. Der Schutz gegen zu viel Vertrauen in die neue Bambuszüchtung liegt jetzt in frischer Erde unter der Terrasse.

Wie sehr sich die Gartenbaustelle dem Ende nähert, war dieser Tage zu sehen. Ein Laster mit riesig wirkendem Silo fuhr zweimal in den Stadtpark und förderte mit Druckluft eine Ersatzfüllung für die 30 bis 40 Zentimeter tiefen Erdlöcher zutage, die vom Kampf gegen die Bambusrhizome übriggeblieben waren.

Insgesamt wurden rund 60 Kubikmeter Staudensubstrat auf die Terrasse gepumpt, wo sich größere Gehölze bereits neu verwurzeln. Nachhaltig wie diese ist auch der technische Teil der zwischen 50.000 und 60.000 Euro teuren Sanierung angelegt.

Wassertanks haben ausgedient

Allein die Bewässerungsanlage wird Zeit, Geld und Wasser sparen, ist Schmauder überzeugt. Sie ist computer- und sensorgesteuert. Hinzu kommt eine komplett neue elektrische Anlage mit Leerverrohrung, damit auch in Zukunft noch etwas geht, ohne das gebuddelt werden muss.

Für die Wassertanks der Technischen Dienste bedeutet dies zumindest an dieser Stelle das Aus. Sie werden künftig nicht mehr tagsüber bei sengender Hitze vorgefahren. Der Wasserschlauch hat ausgedient auf der Sonnenseite des Reuchlinhauses. Ab jetzt „bekommt die Pflanze nachts ohne Wind, was sie an Wasser braucht“, verspricht Schmauder.

Anfang April dürfte es soweit sein, dass die neue Bewässerungsanlage ihre Leistungsfähigkeit zeigen kann. Schmauder rechnet damit, dass die Temperaturen dann stabil bei etwa zehn Grad Celsius liegen und die Stauden gesetzt werden können.

Weiße Hortensien und Flieder

Umorientieren muss sich, wer im November im Angesicht der Gartenbauarbeiter an Tulpen und Hyazinthen dachte. „Wechselflor ist nicht vorgesehen“, sagt Schmauder. Stattdessen setzt er auf die Farbenpracht von Stauden und „viele weiße Hortensien als Eyecatcher“ .

Im Frühjahr 2024, wenn Pforzheim auf viele Gäste zum Großevent Ornamenta hofft, umweht der zarte Duft von Flieder sicherlich die Besucher des Schmuckmuseums. „Die Terrasse selbst wird aber schon spätestens Ende des Sommers topp dastehen“, verspricht Schmauder.

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