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Preis für Bauwerk

Schlosskirche Pforzheim ist Kulturdenkmal des Jahres 2021

Einst war sie ein wichtiger politischer Versammlungsort, heute zieht sie Touristen und Gläubige aus der ganzen Region an: die Schlosskirche Pforzheim. Nun wurde das historische Bauwerk zum Kulturdenkmal 2021 gekürt.

Pfarrerin Heike Reisner-Baral in „ihrer“ Schlosskirche
Ein besonderer Ort der Zusammenkunft: Pfarrerin Heike Reisner-Baral will mit vielfältigen Angeboten die Schlosskirche für die breite Bürgerschaft zugänglich machen. Foto: Susanne Roth

„Bin sehr stolz auf unsere Schlosskirche“, lässt Heike Reisner-Baral in den sozialen Medien wissen. Dazu hat die Pfarrerin der Evangelischen Gemeinde St. Michael auch allen Grund, predigt sie doch in einer Kirche, die nun zum Kulturdenkmal des Jahres 2021 ernannt wurde.

Vergeben wird der Preis vom Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU), der die Schlosskirche Pforzheim als herausragendes Bauwerk der Region würdigt.

Damit befindet sich das architektonische Meisterwerk in guter Gesellschaft und ist eines von elf neuen Kulturdenkmälern, vom Wirtshaus bis zur Kirchen-Linde.

Den Stein Richtung BHU ins Rollen gebracht haben der Ehemann und Eventmanager der Pfarrerin, Gerhard Baral und der historisch bewanderte Verleger Jeff Klotz.

Schlosskirche war ein wichtiger politischer Versammlungsort

Und das sagt Gerhard Baral ganz selbstbewusst: Aus seiner Sicht ist die Schlosskirche St. Michael nicht nur für Pforzheim und dessen Bürger von Interesse, sondern „eine der wichtigsten historischen Stätten des Landes“.

Was offenbar auch vom Innenministerium so gesehen wird. Warum? Verleger Jeff Klotz weist darauf hin, dass die Kirche einst „als Bestandteil der badischen Residenz wichtigster politischer Versammlungsort der weiten Region“ war und später zur Pfarr- und Bürgerkirche für die breite Stadtbevölkerung geworden sei.

Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war es den Pforzheimern ein Anliegen, die Kirche wieder aufzubauen. Der damals gegründete Verein existiere heute noch.

Sie eine einladende Kirche, nicht nur für die Stadt.
Heike Reisner-Baral, Pfarrerin

Laut Jeff Klotz ist es Pfarrerin Heike Reisner-Baral zu verdanken, dass sich die Schlosskirche heute zu einem „Begegnungsort in der Stadt“ entwickelt hat, der „über die kirchliche Nutzung weit hinausgeht“.

Die Geistliche habe dafür gesorgt, dass die Gemeinde unter dem Dach der Kirche mit der Zeit geht und sie zu einer Ökumenischen Citykirche entwickelt. Zu einer Kirche, die die Vergangenheit mit der Zukunft verbinde.

Sie selbst stellt fest: „Mit der ökumenischen Citykirchenarbeit sowie der geöffneten Schlosskirche in den Monaten April bis Oktober ist sie eine einladende Kirche, nicht nur für die Stadt. Sie zieht Menschen an, egal welcher kulturellen und religiösen Herkunft – auch durch die außergewöhnlichen Gottesdienste und Veranstaltungen… wie die lebendige Zeitreise ,Mensch Luther‘ im Jahr 2017, die mehr als 10.000 Besucher verbuchen durfte.“

Die Schlosskirche sei zudem ein „touristischer Hotspot“.

Einst fand in der Kirche eine opulente Fürstenhochzeit statt

Die Bürger und auch die Touristen im Südwesten werden mit der Auszeichnung auf einen Ort aufmerksam, an dem sogar einst eine opulente Fürstenhochzeit stattfand, wie Gerhard Baral anfügt: Der badische Markgraf Karl I. führte Katharina von Österreich im Juli 1447 zum Altar der Schlosskirche.

Ein Chronist berichtet davon, dass bei diesem Anlass bis zu 150.000 Liter Wein flossen, über 100 Ochsen, 1.500 Kälber, 8.000 Gänse, 17.000 Hühner mussten angeblich dafür ihr Leben lassen. Karl II. führte dann um 1555 die reformatorische Lehre ein.

Aber zu diesem Zeitpunkt hatte die Schlosskirche schon ein paar Jahre auf ihrem Buckel: die erste urkundliche Erwähnung datiert auf das Jahr 1342.

Sie wurde größtenteils bei dem Bombardement Pforzheims am 23. Februar 1945 zerstört, das Eingangsportal von Jürgen Weber zieren seit 1959 biblische Szenen wie etwa der Judas-Kuss, Paulus im Gefängnis, die Steinigung Stefanus. Erhalten sind zudem über 100 Epitaphen.

Noch zehn weitere Objekte zum Kulturdenkmal gekürt

Der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland und seine Landesverbände wählen seit 2004 jährlich „Historische Orte der Gemeinschaft“ zum Kulturdenkmal des Jahres.

Außer der Schlosskirche sind zehn weitere Objekte zum Kulturdenkmal ernannt worden. Nun kann Heike Reisner-Baral nicht nur eine Plakette an einer geeigneten Stelle ihrer Kirche anbringen.

Sie weiß auch, dass dieser dank der Auszeichnung und der damit verbundenen Marketingmaßnahmen bundesweit Aufmerksamkeit beschert wird.

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