
„Heute ist kein Arbeitstag, heute ist Freitag“, skandieren die Mitarbeiter des Helios-Klinikums, die am frühen Freitagmorgen nur wenige Meter vom Haupteingang der Klinik entfernt stehen und lautstark auf ihre Forderungen aufmerksam machen. „Wir wollen mehr Geld“, bringt es Kinderkrankenschwester und Mitglied der Tarifkommission, Ilka Jahn, im Namen ihrer Kolleginnen und Kollegen auf den Punkt.
Der Lohn soll um 11,75 Prozent steigen, mindestens aber um 300 Euro, hat sich die Gewerkschaft Verdi zum Ziel gesetzt. Angesichts der hohen Inflation sei das eine vertretbare Forderung, findet Jahn.
Zum Vergleich: Die vorherigen Tarifverhandlungen waren Anfang 2021 nach vier Streiks und sechs Verhandlungstagen zu Ende gegangen. Die damalige Einigung sah Verbesserungen in der Eingruppierung, Steigerung der Vergütungen im Gesamtumfang von 8,2 Prozent – nicht wie zuletzt berichtet 5,1 Prozent – und mehr Urlaubstage vor.
Mitarbeiter des Helios-Klinikums in Pforzheim fühlen sich „etwas verarscht“
Auch mit Blick auf die Corona-Pandemie sehen die Mitarbeiter die jetzt geforderte Lohnsteigerung als gerechtfertigt an. „Das war eine schwere Zeit“, sagt Jahn. „Das war schon sehr belastend.“
Insofern fühlen sich die Mitarbeiter im Moment „etwas verarscht“ von dem ersten Angebot, das auf dem Tisch liegt. „Von dem Angebot sind wir eigentlich entsetzt gewesen“, sagt sie. Deshalb wollen sie jetzt bewusst Druck machen, damit der Arbeitgeber weiß, „dass wir es sehr ernst meinen“, betont Jahn.
Sie sagen uns, dass sie das Geld nicht haben, weil auch für sie alles teurer geworden ist, aber wir müssen ja auch von unserem Geld leben können.Ilka Jahn, Kinderkrankenschwester
„Sie sagen uns, dass sie das Geld nicht haben, weil auch für sie alles teurer geworden ist, aber wir müssen ja auch von unserem Geld leben können“, gibt sie zu bedenken. Deshalb haben sich zahlreiche Mitarbeiter aus allen Bereichen und Abteilungen der Klinik – mit Ausnahme der Ärzte, die eine eigene Gewerkschaft haben – an dem Streik am Freitagmorgen beteiligt.
Theoretisch hätten es sogar noch mehr sein können, sagt Jahn, allerdings sollten die Patienten nicht unter dem Streik leiden. Deshalb lief der Krankenhausbetrieb analog zu einer Notdienst-Versorgung weiter, sprich: „aufschiebbare“ Operationen wurden nicht gemacht. Die Versorgung selbst sei wie an normalen Wochenenden gewährleistet gewesen, versichert Jahn. „Notfälle wurden auf jeden Fall behandelt.“
Helios bringt Streik „wenig Verständnis“ entgegen
Wenig begeistert war die Arbeitgeberseite. „Wir möchten betonen, dass wir einem Streik – nach der konstruktiven zweiten Verhandlungsrunde mit Verdi – zum jetzigen Zeitpunkt wenig Verständnis entgegen bringen“, so Helios-Sprecherin Christina Schwara auf Anfrage dieser Redaktion.
Die Notdienstvereinbarung ermögliche zwar, erforderliche Eingriffe wie Notoperationen zu bewältigen und Notfallpatienten adäquat zu behandeln.
„Aufgrund des Warnstreiks fehlt uns jedoch die volle Schichtbesetzung, weshalb wir dazu gezwungen sind, die für heute geplanten elektiven Eingriffe oder ambulante Untersuchungen zu verschieben“, so Schwara am Freitag.