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Angebote gut besucht

Tag des offenen Denkmals stößt in Pforzheim auf positive Resonanz

Wer geglaubt hat, dass der Tag des offenen Denkmals kaum jemanden hinterm Ofen hervorlocken würde, der sah sich am Sonntag eines Besseren belehrt: Die in Pforzheim angebotenen Führungen waren insgesamt gut besucht.

Stefan Friedrich
Fast alle gehen einfach daran vorbei: Die Skulptur am Bahnhofsgebäude. Auch dafür soll der Tag des Offenen Denkmals sensibilisieren, betont Kunsthistorikerin Chris Gerbing (links) Foto: Stefan Friedrich

Bei der Führung in der Schloß- und Stiftskirche St. Michael etwa, die Christoph Timm angeboten hatte, „waren Leute mit dabei, die seit Kindheit hier in Pforzheim leben und auch gesagt haben, dass sie seit ihrer Schulzeit nicht mehr in die Schloßkirche gekommen sind.“

Wir bieten Menschen die Möglichkeit, dass sie sich mit den schönen alten Werten auseinandersetzen können.
Christoph Timm, Guide

Genau das ist aber ein wichtiger Aspekt dieses Tags des offenen Denkmals, der seinen Ursprung in den 1980er Jahren in Frankreich hatte: Man will den Bürgern wieder ein Gefühl für die vermeintlichen Selbstverständlichkeiten geben, an die man sich über all die Jahre gewöhnt hat und die man deshalb mitunter gerne übersieht, wenn man in der Stadt unterwegs ist. „Wir bieten Menschen die Möglichkeit, dass sie sich die Zeit nehmen und sich mit den schönen alten Werten auseinandersetzen können.“

In diesem Sinne hatte man auch das Programm zusammengestellt: In der Altstadtkirche beispielsweise konnte man sich über die Grabmale am und im Chor informieren, oder Kunsthistorikerin Chris Gering auf einem Rundgang durch die Innenstadt begleiten, wo sie an mehreren Stellen vom Wiederaufbau erzählte. Dabei hat man sich in diesem Jahr bewusst auch mit dem Wandel beschäftigt, den manche Denkmäler mitgemacht haben, betont Hanns-Christoph Saur von der Unteren Denkmalschutzbehörde, der sich im Gespräch mit dieser Redaktion hochzufrieden zeigte mit der Resonanz.

Beim Gasometer gab es eine Zeitreise von der Rußschleuder bis zum modernen Ausstellungsort. „Was früher für Energie gebraucht wurde, dient heute der Kultur. Es ist wichtig, das in Zusammenhang zu bringen.“

Zugänge zur Gruft bleibt sonst verborgen

Anderes, was man am Sonntag zu sehen bekam, bleibt den Pforzheimern in der Regel verborgen, etwa die Zugänge zur Gruft in der Schlosskirche, und auch der Stiftschor sei normalerweise nicht geöffnet, so Saur.

Es ist einer der Gründe, warum das Pforzheimer Angebot zum Tag des Offenen Denkmals so gut angenommen worden ist, ist er überzeugt. „Ich glaube, die Leute sind froh, dass es diese Gelegenheit gibt, hierher zu kommen und wirklich von Menschen ihre Fragen beantworten zu lassen, die ihr Fach einfach kennen und die kunstgeschichtlich oder architektonisch sehr bewandert sind.“

Auf den Spuren des Wiederaufbaus

Einer dieser Menschen ist Kunsthistorikerin Chris Gerbing, die den Stadtrundgang übernommen hatte. „Wir werden uns auf die Spuren des Wiederaufbaus begeben, auf die Spuren der 50er und 60er Jahre, die ja in Pforzheim eine große Sichtbarkeit haben“, verrät sie unserer Redaktion kurz vor Beginn der Führung.

Der Bahnhof sei ein klassisches Beispiel eines Ortes, den viele täglich sehen und doch nicht wahrnehmen – etwa die Skulptur an der Innenwand in Richtung Gleis. „Daran laufen wir alle immer wieder vorbei.“

Rathaus sieht wie ein gestrandetes Ufo aus

Dabei sei doch nicht zuletzt die Frage, was sich die Architekten damals eigentlich gedacht haben und warum sie Pforzheim genau so gestaltet haben, wie es heute aussieht, eine besonders spannende. „Ich finde, man sieht das in der Innenstadt besonders gut.“ Warum das Rathaus beispielsweise „wie ein gestrandetes UFO“ aussieht oder dass der Blumenhof seinen Namen von einem früheren Restaurant bekam, das „Zur Blume“ hieß, wissen die wenigsten.

Nächstes Jahr geht es ums 50-jährige Jubiläum des Rathauses.
Chris Gerbing, Kunsthistorikerin

Auch deshalb findet Gerbing den Tag des Offenen Denkmals so „wahnsinnig wichtig, um immer wieder auf die Besonderheiten einer Stadt hinzuweisen.“ Weil dieser Tag jeweils unter einem anderen Motto steht, kann man jedes Jahr wieder ganz neue Facetten entdecken und manches neu kennenlernen; das nächste Mal übrigens im September 2023. „Nächstes Jahr geht es ums 50-jährige Jubiläum des Rathauses“, kündigt Saur an. „Das wird in jedem Fall ein Schwerpunktthema sein.“

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