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Vatikan

So trauern Pforzheimer Katholiken um Benedikt XVI.

Traurig ist die Pforzheimer Katholische Kirchengemeinde über den Tod von Benedikt XVI. Bei den Gottesdiensten am Neujahrstag beteten die Kirchgänger für den emeritierten Papst, stimmten aber auch kritische Töne an.

Menschen in aller Welt trauern um den verstorbenen Papst Benedikt XVI.
Beten für Benedikt: Bei den Gottesdiensten am Neujahrstag in Pforzheim gedachten die Kirchgänger des verstorbenen Papstes Benedikt XVI. Foto: Friso Gentsch/dpa

„Jeder hat seine Zeit“, sagt Kirchgängerin Elisabeth Wiek nach dem Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche. Geschockt oder bestürzt ist die Pforzheimerin nicht vom Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI., traurig ist sie schon: „Er war ein guter Mensch“, sagt sie. Wiek hätte sich aber gewünscht, dass er mehr Reformen angestoßen hätte. „Es müsste sich noch viel mehr ändern in der Katholischen Kirche“, sagt sie.

Pfarrer Dominik Albert, der den Gottesdienst am Neujahrstag in der Herz-Jesu-Kirche gehalten hat, erlebte Benedikt bei dessen Freiburg-Besuch 2011 als „demütigen, einfachen Menschen“.

Der Papst sei sich nicht zu schade gewesen, Hürden zu überwinden, den direkten Kontakt zu den anderen Besuchern zu suchen und viele Hände zu schütteln, erinnert sich Albert: „Benedikt war ein nahbarer und menschlicher Papst und ein großer Theologe.“

Benedikt war ein nahbarer und menschlicher Papst und ein großer Theologe.
Dominik Albert, Pfarrer

Auch beim Gottesdienst, den Georg Lichtenberger, Leiter der Pforzheimer Kirchengemeinde, in der Dillweißensteiner Liebfrauenkirche gehalten hat, wurde für Benedikt gebetet. „Er war mit 95 Jahren ein sehr alter Mensch, der es verdient hat, jetzt gehen zu dürfen“, sagt der Pfarrer.

Viele seien erfreut gewesen, als mit Joseph Ratzinger 2005 ein Deutscher Papst wurde. Allerdings seien viele Reformprojekte in den folgenden acht Jahren zum Stillstand gekommen, sagt Lichtenberger: „Ein Neuanfang war mit Benedikt nicht möglich und auch nicht zu erwarten gewesen.“

Ein Neuanfang war mit Benedikt nicht möglich und auch nicht zu erwarten gewesen.
Georg Lichtenberger, Leiter der Katholischen Kirchengemeinde Pforzheim

Was aber „allerhöchste Hochachtung“ verdiene, sei 2013 Benedikts Rücktritt gewesen: „Es gehört viel Mut dazu zu sagen, meine Kräfte sind hier zu Ende“ – das sei in den 500 Jahren davor undenkbar gewesen, so Lichtenberger, der auch beim Gottesdienst am Sonntagabend im Pforzheimer Gasometer Benedikt gedachte.

Benedikts Rücktritt vor knapp zehn Jahren, weil die geistigen und körperlichen Kräfte nicht mehr ausreichen, zollte auch Rolf Constantin Respekt. „Das war schon ein sehr mutiger Schritt“, sagt der ehemalige Pforzheimer Kirchengemeinderat und Pressebeauftragter der Katholischen Kirche.

Den Papst in Rom erlebt

Constantin hat Benedikt bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom erlebt: „Ich war erstaunt, welch gute und packende Worte er für die jungen Leute fand.

Es war ein einmaliges Erlebnis, die Nähe zu spüren, die er als Wissenschaftler auf dem Papststuhl zu den jungen Leuten fand. Für uns Deutsche war es natürlich auch ein bleibendes Ereignis, ihn fast hautnah zu erleben“, so Constantin.

Mast würdigt Benedikt als herausragende Persönlichkeit

Von politischer Seite haben sich die Bundestagsabgeordneten Katja Mast (SPD) und Gunther Krichbaum (CDU) zu Wort gemeldet: „Als Papst war Benedikt XVI. auf der ganzen Welt eine bedeutende Figur, als erster deutscher Papst seit fast 500 Jahren war er ohne jede Frage historisch“, sagt Mast.

„Wir verlieren eine herausragende Persönlichkeit. Sein nicht immer unumstrittenes Wirken und seine weit über die katholische Kirche strahlende Theologie werden bleiben.“

Er habe sein Pontifikat durch seine Bescheidenheit, aber auch durch sein Ende geprägt, weil er aus freien Stücken aus dem Amt geschieden sei, teilte Gunter Krichbaum mit. „Ein Vorgang, der bis dato genauso einmalig wie stilbildend war. Respekt vor Amt und Person sowie die Anerkennung seiner Verdienste stehen für mich jetzt im Vordergrund. Und das sage ich als Protestant“, so Krichbaum.

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