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Teurer, aber sicherer

Unfall-Hotspot A8: Bei Pforzheim löst Beton die Stahlschutzplanke weitgehend ab

Hat die gute alte Leitplanke aus Stahl auf den Autobahnen ausgedient? Auf der A8 um Pforzheim setzt man inzwischen vor allem auf Beton als Schutz zwischen den Fahrbahnen. Das ist noch stabiler – und hielt erst kürzlich einen Lkw auf.

Ein Lastwagen steht nach einem Unfall auf der A8 bei Pforzheim mit einem Rad auf einer Betonschutzwand.
Schlimmeres verhindert: Dank der Betonschutzwände konnte der Lastwagen bei einem Unfall auf der A8 bei Pforzheim Anfang Juni nicht auf die Gegenfahrbahn durchbrechen. Foto: Igor Myroshnichenko

Rund ein Fünftel der Schutzeinrichtungen im deutschen Autobahnnetz bestehen inzwischen aus Beton.

Auf der Autobahn 8 rund um Pforzheim ist man noch weiter: Hier sind in den meisten Bereichen im Mittelstreifen Betonschutzwände im Einsatz. Das erklärt die zuständige Autobahn GmbH des Bundes.

Die Betonvorrichtungen sind zwar teurer als die gute alte Stahlschutzplanke – aber auch noch etwas sicherer. Geschadet hat das kürzlich sicher nicht, wie zwei spektakuläre Unfälle aus dem Juni zeigen.

Betonschutzwände verhinderten Durchbruch in den Gegenverkehr

Vor vier Wochen kam ein mit Kirmesutensilien beladener Sattelzug bei Pforzheim ins Schleudern. Der Anhänger kippte um, die Zugmaschine machte sich selbstständig und landete auf der Mittelleitplanke. Der Fahrer wurde leicht verletzt, die Autobahn war stundenlang gesperrt, und der Schaden belief sich auf rund eine halbe Million Euro.

Tags darauf kollidierte bei Friolzheim ein Lastwagen mit einem vorbeifahrendem Pkw. Das Auto wurde durch den Stoß über die gesamte Fahrbahn auf die Mittelleitplanke gedrängt und vom Lkw eingeklemmt. Zwei Leichtverletzte, 100.000 Euro Schaden, und auch hier stundenlange Sperrungen waren die Folge.

An beiden Stellen waren die Richtungsfahrbahnen durch Beton voneinander getrennt. Die Betonschutzwände verhinderten den Durchbruch der Fahrzeuge, stellt die Autobahn GmbH klar.

Energie wird nach oben umgelenkt – aber nicht darüber

Kurioseste Gemeinsamkeit der beiden Vorfälle ist, dass die Unfallfahrzeuge oben auf der Betonleitplanke zum Stehen kamen – was durchaus so gewollt ist. Alle auf Autobahnen erlaubten Systeme müssen gewährleisten, dass ein Fahrzeug nicht über die Wand katapultiert werden kann. Ein Stück nach oben darf es aber durchaus gehen.

Denn irgendwo muss die Energie ja hin, die die Fahrzeuge bei dem hohen Tempo mitbringen. Sie wird durch die Form der Leitplanken abgebaut beziehungsweise umgelenkt.

„Bei Betonschutzwänden erfolgt dies durch die Formgebung, die ein Fahrzeug nach oben und in Längsrichtung der Wand umlenkt“, erklärt Petra Hentschel, Sprecherin der Autobahn GmbH im Südwesten. Bei Stahlschutzplanken werden die dafür vorgesehenen Blechteile dagegen plastisch verformt.

Aufgrund ihrer Masse halten sie selbst bei Rissbildung im Beton oder bei punktuell korrodierter Bewehrung einem Aufprall schwerer Fahrzeuge stand.
Petra Hentschel, Sprecherin der Autobahn GmbH im Südwesten

Was spricht für Stahl und was für Beton? Stahlschutzplanken sind in der Anschaffung günstiger und haben dank ihrer Nachgiebigkeit Vorteile vor allem beim Insassenschutz. „Weitere positive Aspekte sind ihre Wartungsfreiheit und Recyclingfähigkeit sowie eine schnelle und kostengünstige Reparatur nach Unfällen und einer damit zusammenhängenden Beschädigung der Schutzplanken“, erklärt Hentschel.

Teurer sind die Schutz- und Leitwände aus Beton. „Sie besitzen aber bezüglich der Durchbruchsicherheit deutlich höhere Leistungsreserven als Stahlschutzplanken“, betont die Sprecherin.

„Aufgrund ihrer Masse halten sie selbst bei Rissbildung im Beton oder bei punktuell korrodierter Bewehrung einem Aufprall schwerer Fahrzeuge stand.“ Gerade an Unfallschwerpunkten wie der A8 bei Pforzheim ist das eine wichtige Qualität.

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