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Naturschutzverband geworden

Verein sieht sich als Korrektiv: Wie Jäger in Pforzheim und im Enzkreis den Wildbestand regulieren

Die Aufgaben von Jägern haben sich verändert – das berichtet auch die Jägervereinigung Enzkreis/Pforzheim. Mittlerweile ist der Verein ein Naturschutzverband. Wie sich die Jäger ums Wild kümmern.

Seit 2006 Kreisjägermeister: Dieter Krail steht an der Spitze der Kreisjägervereinigung Enzkreis Pforzheim. Seit 51 Jahren ist er Jäger, seine erste Prüfung legte er im Jahr 1971 ab, seither erneuert er sie jedes Jahr.
Seit 2006 Kreisjägermeister: Dieter Krail steht an der Spitze der Kreisjägervereinigung Enzkreis Pforzheim. Foto: Birgit Metzbaur

1946 war die Stunde Null der heutigen Kreisjägervereinigung Enzkreis/Pforzheim. Im Gasthof „Zähringer Löwen“ fanden sich auf Betreiben des Tierarztes Max Wolf 116 Jäger ein.

Unter dem Namen „Württembergisch-Badische Jägervereinigung, Kreisverein Pforzheim“ wurde der Verein gegründet. Pandemiebedingt ein Jahr später wurde in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen gefeiert.

Heute ist die Jägervereinigung ein anerkannter Naturschutzverband. Seine Aufgabe ist es, den Wildbestand so zu regulieren, dass sich Wildschäden in Land- und Forstwirtschaft im Rahmen halten.

Mit 920 Mitgliedern sind 75 Prozent der Jäger in der Jägervereinigung Enzkreis Pforzheim organisiert. Die Gründung fiel in eine Zeit des absoluten Mangels in allen Lebensbereichen.

Auch der Wildbestand war reduziert. Die Jagdhoheit lag bei den alliierten Streitkräften, anfänglich bei den Franzosen, dann bei den Amerikanern. Das Führen von Waffen war bei lebensbedrohenden Strafen untersagt. Was für Jäger naturgemäß ein Problem darstellt.

Es gibt fast keine Rebhühner und Fasane mehr

Wolf wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt und übte dieses Amt 34 Jahr lang aus. Sein Nachfolger wurde Rolf Kyriss und seit 2006 ist Dieter Krail Kreisjägermeister.

Im vergangenen Mai wurde er erst wieder für vier weitere Jahre in seinem Amt bestätigt. Krail legte seine erste Jägerprüfung 1971 ab und erneuerte sie seither jedes Jahr. Er kann auf 51 Jägerjahre zurückblicken, wie er berichtet.

Der Wildbestand änderte sich in den vergangenen Jahrzehnten beständig. Neue Tiere kommen, andere Bestände gehen zurück. Die Jäger müssen sich darauf einstellen.

Durch die Flurbereinigungen und den Einsatz von Spritzmitteln in der Landwirtschaft hat der Niederwildbesatz abgenommen. Rebhühner und Fasane gibt es fast keine mehr.

Der Bestand an Hasen habe erst in den vergangenen Jahren wieder zugenommen. In den 1970er Jahren hat der Schwarzwildbestand und aktuell der Bestand an invasiven Arten zugenommen: Beispiel Nilgans.

Auch der Waschbär, ein Nesträuber, der ziemliche Schäden anrichtet, und der Biber seien im Vormarsch. Das heute mit Abstand am häufigsten erlegte Wild im Bereich der Jägervereinigung ist mit rund 3.000 Stück im Jahr das Rehwild.

Stadtjäger sollen Füchse im Pforzheimer Stadtgebiet lebend fangen

Füchse tummeln sich inzwischen in der Stadt, bringen die Krankheiten Räude, Staupe und Fuchsbandwurm mit. Aber in befriedeten Bezirken hat ein Jäger kein Jagdausübungsrecht.

Hier sollen künftig Stadtjäger zu Hilfe kommen, die im Umgang mit Lebend-Fallen geschult werden, berichtet der Kreisjägermeister und hofft, dass die Stadtjäger ihn in seiner Funktion als Wildtierbeauftragter entlasten können.

Auch in Zukunft wird es ohne Jagd nicht gehen.
Dieter Krail, Kreisjägermeister

Jäger haben nicht nur Freunde. Proteste und Beschimpfungen als „Tiermörder“ kommen immer wieder mal „aus falsch verstandener Tierliebe“ vor, bedauert Krail und ist froh, dass es momentan in dieser Hinsicht ruhig ist.

Allerdings wurden erst vor kurzem von Jugendlichen im Hagenschießbereich mehrere Hochsitze zerstört. Stolz ist der Kreisjägermeister auf die Angebote der Jägervereinigung. Dazu gehört das vereinseigene Schießwesen.

Der Fachbereich „Lernort Natur“ bringt in mehr als fünfzig Veranstaltungen Kindern und Jugendlichen die Tiere des Waldes näher. Vier Jagdhorn-Bläsergruppen sind aktiv. Und das Hundewesen kümmert sich um brauchbare Jagdhunde.

Verein bildet im Mai 17 Prüflinge zu Jungjägern aus

„Auch in Zukunft wird es ohne Jagd nicht gehen“, zeigt sich Krail überzeugt. „Wir werden neue Holzarten bekommen, die einen besonderen Schutz brauchen“, blickt der Kreisjägermeister nachdenklich auf den Klimawandel und seine Folgen.

47 Jahre war er als Förster tätig und hat Wild und Wald immer als eine Einheit gesehen. Wie jeder Verein ist die Kreisjägervereinigung auf der Suche nach engagierten Vereinsmitgliedern.

Nachwuchssorgen bei den Jägern gibt es dagegen keine, weist Krail auf die vereinseigene Ausbildung von männlichen und weiblichen Jungjägern hin.

Erst im Mai beendeten 17 Prüflinge erfolgreich ihre Jägerprüfung und schon in Kürze erfolgt ein weiterer Ausbildungslehrgang mit ähnlicher Teilnehmerzahl.

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