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Gedenken an 23. Februar 1945

Viele gedenken auf dem Pforzheimer Hauptfriedhof der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Rund 150 Personen gedachten am Donnerstag auf dem Hauptfriedhof der Opfer des 23. Februars 1945 in Pforzheim. Ehrengast war die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Aydan Özoguz.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Aydan Özoğuz, legt bei der Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof einen Kranz nieder.
Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Aydan Özoğuz, legt bei der Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof einen Kranz nieder. Foto: Torsten Ochs

Menschen legen weiße Rosen auf den Gräbern des Großgräberfelds nieder, der Pforzheimer Hauptfriedhof füllt sich am Donnerstagnachmittag mit immer mehr Personen, die sich am 78. Jahrestag der Zerstörung Pforzheims hier versammelt haben, um gemeinsam der Opfer des verheerenden Bombenangriffs des 23. Februars 1945 zu gedenken.

War im vergangenen Jahr wegen der Pandemie die Teilnehmerzahl auf 70 beschränkt gewesen, so dürften es dieses Jahr laut Behördenvertreter vor Ort rund 150 Personen gewesen sein.

Sie hörten Reden von Oberbürgermeister Peter Boch (CDU), der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Aydan Özoguz (SPD), und Pfarrer Georg Lichtenberger, die alle drei den Bogen schlugen von der Gewalt und den Greueltaten, mit denen Nazideutschland andere Länder vor Jahrzehnten überzogen hat, bis hin zu dem Krieg, „der heute wieder zurück ist in Europa“.

Vertreter aus Pforzheims Partnerstadt Gernika legen Kränze nieder

Eine kleine Delegation aus La Bresse war gekommen sowie Vertreter aus der Partnerstadt Gernika, die mit den Pforzheimer Gruppen Kränze niederlegten.

OB Boch begann seine Ansprache mit Worten, die einer Beschwörungsformel glichen: „Friede, Friede, Friede“; geschrieben hatte sie ein Pforzheimer Anfang 1945 und damit ausgedrückt, was sich damals viele Menschen in der Stadt vom neuen Jahr erhofft hatten.

Aber es brachte noch mehr Leid: Den Bombenangriff mit mehr als 17.600 Toten. „Wir erinnern uns an unsere Verstorbenen und bekennen uns dazu, die Erinnerung an den 23. Februar und seine Vorgeschichte auch in Zukunft zu bewahren.“

Die Besucher der Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof legten Rosen auf den Gräbern des Großgräberfelds nieder.
Die Besucher der Gedenkfeier auf dem Hauptfriedhof legten Rosen auf den Gräbern des Großgräberfelds nieder. Foto: Torsten Ochs

Boch betonte auch, dass die Stadt Pforzheim nicht ihrer Zerstörung gedenken könne, „ohne zugleich mit dem Leid in der Ukraine mitzufühlen“. Am Tag nach Pforzheims Gedenktag vergangenes Jahr 2022 startete der russische Präsident bekanntlich seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Özoguz berichtete von einer 1937 geborenen Zeitzeugin, die in Tränen aufgelöst war, als sie beim Beginn des russischen Angriffskriegs eine Sirene im Fernsehen hörte. Besonders für viele Ältere sei die Vergangenheit mit voller Wucht zurückgekehrt.

Vizepräsidentin des Bundestags wendet sich in Rede an Rechtsextreme auf dem Wartberg

Wie zuvor Boch machte die SPD-Politikerin unmissverständlich klar, wer für den Zweiten Weltkrieg verantwortlich war. „Wir wissen, dass der 23. Februar 1945 viele Jahre zuvor seinen Anfang nahm.“

Zuerst beim abgrundtiefen Hass Hitlers gegen die Juden, am Ende des Jahrzehnts stand dann der Überfall auf Polen. Und am Ende des deutschen Vernichtungskriegs habe die brutale Zerstörung mit der Bombardierung auf deutsche Städte zurückgeschlagen.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Aydan Özoguz, und OB Peter Boch riefen in ihren Reden zum Bemühen um Frieden auf.
Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Aydan Özoguz, und OB Peter Boch riefen in ihren Reden zum Bemühen um Frieden auf. Foto: Torsten Ochs

Özoguz wandte sich in ihrer Rede auch gegen die „Geschichtsverklärung“ der rechtsextremen Fackelträger auf dem Wartberg: Jeder Versuch, Tote gegeneinander aufzurechnen und das deutsche Unrecht kleinzureden, müsse auf „den entschiedenen Widerstand von uns allen treffen“.

Man könne nicht so tun, als wäre die Bombardierung Deutschlands aus dem Nichts heraus geschehen. Menschen, die sich solchen Kräften entgegenstellten, wie der Arbeitskreis 23. Februar und andere, verdienten großen Respekt.

Wir wissen, dass der 23. Februar 1945 viele Jahre zuvor seinen Anfang nahm.
Aydan Özoguz, Bundestagsvizepräsidentin

„Wir sind in Pforzheim dem Frieden verpflichtet“, forderte Boch die Verantwortung aller ein und rief dazu auf, nicht nachzulassen im Bemühen darum. „Wir können zeigen, dass Frieden und Recht ermöglichen, was kein Krieg und keine Waffen dieser Welt erzwingen können: ein menschenwürdiges Leben für alle.“ Auch den vor Krieg und Gewalt in der Ukraine geflüchteten Menschen könne man diese Sicherheit bieten.

Frieden sei ein Funken der Hoffnung, der nicht gelöscht werden dürfe, sagte Pfarrer Lichtenberger, damit es nicht bei der Nacht der Gewalt bleibe, müsse man alles dafür tun, „dass der Tag des Friedens anbricht für diese Erde“.

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